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JULIA ARZTROMAN Band 26

JULIA ARZTROMAN Band 26

Titel: JULIA ARZTROMAN Band 26
Autoren: JOSIE METCALFE CAROLINE ANDERSON SARAH MORGAN
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riskieren die Männer ihr Leben, und das kannst du nicht von ihnen verlangen. Nicht, wenn es einen anderen Ausweg gibt. Die meisten sind verheiratet und haben Familie. Es wäre nicht fair.“
    „Aber …“ Ihr Blick flog zu dem größeren Tunnel. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Sie war so sicher gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis man sie befreit hätte. Zu erfahren, dass dieser Weg für immer versperrt war, fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Erst recht, wenn die einzige Alternative zum sicheren Tod durch Verhungern, Verdursten oder Ertrinken darin bestand, in ein Mauseloch zu kriechen!
    „Vertrau mir, Maggie, bitte. Ich weiß, vor einem Jahr habe ich einiges falsch gemacht. Aber ich verspreche dir, ich werde für dich da sein – bei jedem einzelnen Zentimeter – und am anderen Ende des Schachts auf dich warten.“
    Endlich wieder im Freien zu sein, um sich herum Gras und sanfte Hügel und darüber der klare Nachthimmel … das Bild war maßlos verlockend. Und das Wichtigste daran: Adam würde da sein.
    Doch erst müsste sie in diesen düsteren Schlund …
    „Es geht nicht“, flüsterte sie gebrochen. Tränen der Hilflosigkeit und Verzweiflung strömten ihr über die staubigen Wangen. „Ach, Adam, ich wünschte …“
    „Du schaffst es“, unterbrach er sie eindringlich. „Glaub mir, du kannst es. Du bist die stärkste und mutigste Frau, die ich kenne, und ich liebe dich.“
    „Du …“ Ihr stockte der Atem, dieses Mal jedoch nicht vor Angst. „Du liebst mich?“
    „Natürlich liebe ich dich. Ich habe dich schon immer geliebt. Du warst erst fünfzehn und wahnsinnig schüchtern, aber als du mich mit deinen großen braunen Augen angesehen hast, ist es passiert. Und deshalb musst du jetzt etwas für mich tun.“
    „Für dich tun?“, fragte sie matt. Sie war noch dabei, seine Worte zu verarbeiten. In all den Jahren war sie sich seiner Gefühle nie sicher gewesen und hatte immer gedacht, ihre Liebe zu ihm würde nicht erwidert.
    „Ja, keresik .“ Der raue Unterton verriet ihr, wie angespannt er war. „Du musst mir vertrauen und wenigstens versuchen, durch diesen Wetterschacht zu kriechen. Ich würde es nicht ertragen, dich zu verlieren. Wir könnten endlich zusammen sein, so wie wir es uns immer gewünscht haben.“
    „Und wenn er blockiert ist?“, stieß sie hervor. Es fiel ihr nicht leicht, ihre schlimmste Horrorvorstellung in Worte zu fassen. „Wenn ich auf halber Strecke feststecke, weil der Rest verschüttet ist?“
    „Dann fangen wir von der anderen Seite an zu graben, bis wir bei dir sind“, versicherte er. „Die Bergbauingenieure sind schon auf dem Weg, um das Gelände zu erkunden. Wenn der Ausgang mit Ginster zugewachsen ist, legen wir ihn sofort frei.“
    Maggie sank in sich zusammen und stützte den Kopf in die Hände. Was sollte sie tun?
    Eigentlich gab es da nichts zu überlegen. Sie sehnte sich nach Adam. Sie wollte bei ihm sein. Sie wollte raus aus diesem feuchten Verlies, sich endlich wieder frei bewegen können. Sie müsste sich nur durch diesen schrecklich schmalen Schacht winden und hoffen, dass kein Hindernis im Weg lag.
    Das kleine Wörtchen nur war das größte Problem.
    „Kann ich einen Moment darüber nachdenken?“, fragte sie zögernd. Ihr war durchaus bewusst, dass ein Haufen Leute seit dem frühen Abend auf den Beinen war, um erst fünf Jungen und dann sie aus der alten Zinnmine zu befreien. Sie hatten die ganze Nacht ausgeharrt, geschuftet und nach Lösungen gesucht.
    „Sicher, keresik , aber bitte nicht zu lange“, bat er. „Wir sind alle erschöpft, du auch, und mit jeder Stunde kommt der Regen näher.“
    Als ob er sie daran erinnern müsste. Maggie hatte keine Sekunde lang vergessen, dass sie höchstwahrscheinlich ertrinken würde, wenn sie nicht in den Lüftungsschacht kroch. Für sie eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Bei einer Panikattacke im Schacht könnte sie keinen klaren Gedanken fassen und wäre genauso hilflos wie in einer voll Wasser laufenden unterirdischen Kammer.
    Sie hatte wahnsinnige Angst. Unfähig, sich länger zu beherrschen, schaltete sie das Funkgerät ab. Die dort draußen brauchten nicht mitzuerleben, wie sie die Fassung verlor. Dann knipste sie die Taschenlampe aus. Laut schluchzend kauerte sie im Dunkeln auf dem kalten Steinboden und weinte bitterlich.
    Als ihre Tränen versiegten, wusste sie nicht, wie viel Zeit vergangen war. Bedrückt putzte Maggie sich die Nase. Sie fühlte sich zerschlagen und
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