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JULIA ARZTROMAN Band 26

JULIA ARZTROMAN Band 26

Titel: JULIA ARZTROMAN Band 26
Autoren: JOSIE METCALFE CAROLINE ANDERSON SARAH MORGAN
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werden.“
    Adam sah den abgenutzten Teppich wieder vor sich. Seine ursprüngliche Farbe war kaum zu erkennen unter dem Schmutz, der sich während der Bauarbeiten festgetreten hatte. Auf den Kanten der Stufen war er an einigen Stellen so stark abgewetzt, dass unter dem löchrigen Stoff das blanke Holz hervorschimmerte.
    „An jenem Wochenende wollte ich den alten herunterreißen. Aber noch bevor ich angefangen hatte, verfing sich Caroline mit dem Fuß an einer der fadenscheinigen Stellen. Alles ging so furchtbar schnell. Sie stürzte die Treppe hinunter und schlug mit dem Kopf gegen den Holzpfosten.“
    Er hörte, wie Maggie entsetzt nach Luft schnappte. „Oh, Adam! War sie schwer verletzt? Und das Baby?“
    „Sie verlor es noch am selben Abend. Caroline selbst fiel ins Koma. Das CT zeigte eine Subarachnoidalblutung, ausgehend von einem Aneurysma. Man entdeckte eine arteriovenöse Missbildung, die sie anscheinend unerkannt schon seit ihrer Geburt besaß. Dadurch begünstigt, verursachte der Sturz eine schwere Hirnblutung, die ihr Gehirn irreversibel schädigte.“
    Adam hatte sich schwere Vorwürfe gemacht, dass er den Teppich nicht eher entfernt hatte. Seine einzige Entschuldigung war, dass er keine Zeit gehabt hatte. Auf der Entbindungsstation eines großen Londoner Krankenhauses zu arbeiten bedeutete lange Tage, viele Überstunden und anstrengende Nächte. In der Woche war er einfach zu erschöpft gewesen.
    „Mit dieser Fehlbildung hätte ihr so etwas jederzeit passieren können“, sagte Maggie. „Bei einem Autounfall, zum Beispiel. Ein leichtes Schleudertrauma hätte genügt. Oder bei der Geburt, während der Presswehen. Schon der steigende Blutdruck hätte wahrscheinlich eine Hirnblutung ausgelöst. Adam, es war nicht deine Schuld.“
    „Das weiß ich. Mein medizinischer Sachverstand sagt mir, dass sie in jedem Fall eine geringere Lebenserwartung gehabt hätte. Die Schuldgefühle bleiben trotzdem. Wenn ich den Teppich nur fünf Minuten eher weggenommen hätte …“
    „Ich kenne das. Du kommst ins Grübeln und wirst die Gedanken nicht mehr los.“ Maggie klang traurig, und er ahnte, dass sie an ihre Mutter dachte. „Wenn Mum nicht Krebs bekommen hätte“, fuhr sie fort. „Wenn sie eher zum Arzt gegangen wäre. Wenn der Arzt den Tumor früher entdeckt hätte, bevor er Metastasen streuen konnte … und so weiter. Es nützt nichts, mit der Vergangenheit zu hadern. Man kann es ja nicht ungeschehen machen.“
    „Aber man kann es auch nicht vergessen und so tun, als wäre es nicht passiert.“
    „Nein, natürlich nicht. Doch es hilft, wenn man sich an die guten Dinge erinnert.“
    „Hat es dir geholfen?“ Adam fühlte sich um zehn Jahre zurückversetzt. So offen hatten sie sich auch damals unterhalten, nachdem sie ihre starke Schüchternheit ihm gegenüber überwunden hatte. Maggie war der einzige Mensch in ganz Penhally Bay gewesen, mit dem er unbefangen über alles reden konnte.
    „Meistens“, antwortete sie nachdenklich. „Aber es gibt Tage, da komme ich nach einem erfolgreichen Einsatz nach Hause und will begeistert davon erzählen – und sie ist nicht da.“
    Seine Schuldgefühle verstärkten sich. So nahe hatten Caroline und er sich nie gestanden. Obwohl verheiratet, waren sie mehr wie zwei Planeten gewesen, jeder mit einer eigenen Umlaufbahn und emotional Lichtjahre vom anderen entfernt.
    „Und wo war sie letztes Jahr, als du den Fortbildungskurs übernommen hattest?“ Maggie brachte das Gespräch wieder auf den Punkt.
    „Im Krankenhaus, umgeben von Maschinen, die sie am Leben erhielten. Die Frau, die ich geheiratet hatte, war längst tot – wahrscheinlich seit dem Moment, als sie mit dem Kopf gegen den Treppenpfosten schlug.“
    Adam hielt kurz den Atem an, während er auf ihre Antwort wartete. Würde Maggie ihm verzeihen … und sich selbst auch? Ein einziges Mal hatte er sie in den Armen gehalten, sie leidenschaftlich geküsst, ohne sich zurückzuhalten, weil er gespürt hatte, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Sollte ihm nur die Erinnerung daran bleiben? Der Gedanke war unerträglich.
    „Ich Idiot“, murmelte sie, offensichtlich wütend auf sich selbst. Adam hingegen hätte jubeln können. „Wenn ich nicht voreilig meine Schlüsse gezogen hätte …“
    „Maggie, vor dem Gesetz war ich verheiratet, bis die Apparate abgestellt wurden und man Caroline für tot erklärte.“ Streng genommen hätten sie tatsächlich Ehebruch begangen.
    „Aber du hättest es mir erzählt,
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