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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught
Autoren: Legenden der Liebe
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haben
keinen Spiegel.«
    Bevor sie protestieren oder ihn
warnen konnte, zog er an den langen Nadeln, anstatt sie fester
hineinzuschieben, und die ganze Haarpracht fiel in hoffnungsloser Unordnung
über ihre Schultern. »O nein!« schrie sie auf.
    »Haben Sie eine Bürste?«
    »Ja, natürlich, aber, oh, Sie hätten
besser nicht ... «
    »Argern Sie sich nicht. Sie werden
Ihre Einwände besser vorbringen können, wenn Sie wissen, daß Sie – festlicher
aussehen«, log er müde.
    »Was für Einwände sollte ich gegen
ein solches Angebot haben?«
    Nicki wartete, bis der Kutscher die
Stufen heruntergeklappt hatte, dann kletterte er hinaus und reichte ihr die
Hand, bevor er ausweichend antwortete: »Oh, ich glaube, ein oder zwei Einwände
könnten Sie schon haben. Zunächst jedenfalls.«
    »Haben Sie mir irgend etwas
verschwiegen?« fragte Sherry und trat ein wenig zurück. Aber dann sprang sie
vor Überraschung einen Schritt zur Seite, als der Kutscher plötzlich die
Pferde weitertrieb. Der Wind bauschte ihren Rock und spielte in ihren Haaren,
während sie nebeneinander hergingen. Sherry suchte den Seitenhof der
malerischen kleinen Kapelle aus den Augenwinkeln ab, um vielleicht einen Blick
auf diesen merkwürdigen Mann zu erhaschen, der ein Vermögen zahlen mußte, um
eine Gouvernante zu bekommen.
    Sie dachte, sie sähe linkerhand
jemanden weggehen und griff sich ans Herz. Nicki sah sie scharf an: »Stimmt etwas
nicht?«
    »Nein. Ich dachte nur, ich sähe
jemanden.«
    »Das war er wahrscheinlich. Er
sagte, er würde dort auf sie warten.«
    »Da drüben? Was tut er hier
draußen?«
    »Meditieren, könnte ich mir
vorstellen«, erwiderte Nicki lakonisch, »über seine Sünden. Nun, laufen Sie und
hören Sie sich an, was er zu sagen hat. Und, chérie ... «
    Sie blieb stehen. »Ja?« fragte sie
über die Schulter.
    »Wenn Sie die Stelle, die er Ihnen
anbietet, wirklich nicht haben wollen, bleiben Sie bei mir. Sie brauchen sich
nicht verpflichtet zu fühlen, hierzubleiben, wenn Sie gehen wollen. Sie werden
noch andere Angebote erhalten, wenn auch vielleicht keine so – nun ja,
unterhaltsamen – wie dieses. Denken Sie daran«, wiederholte er fest. »Wenn Sie
wirklich ablehnen möchten, bleiben Sie bei mir unter meinem Schutz.«
    Sherry nickte und ging den Weg
entlang, wobei sie darauf achtete, ihre Schuhe nicht staubig zu machen. Sie
drückte das Tor an dem niedrigen weißen Zaun auf und blinzelte, um sich an das
Dämmerlicht im Wäldchen zu gewöhnen. Vor ihr stand ein Mann im Schatten eines
Baumes, die Arme über der Brust verschränkt, die Füße leicht auseinander
gestellt. In der einen Hand hielt er seine Handschuhe und klopfte sich damit
leicht auf die Hüfte. Es wurde ihr schwach bewußt, daß etwas Vertrautes in
seiner Erscheinung lag, und während sie näherging, begann ihr Herz nervös zu
hämmern, da sie leise Furcht wegen des bevorstehenden Gesprächs empfand.
    Sie trat drei Schritte vor. Er auch.
Und dann blieb Sherry wie erstarrt stehen beim Klang seiner ernsten Stimme.
»Ich hatte schon Angst, Sie kämen nicht.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde
stand sie wie angewurzelt da, dann wirbelte sie herum und rannte los. Wut und
Schock verliehen ihr ungeahnte Schnelligkeit, aber sie konnte ihm nicht
davonlaufen. Stephen holte sie kurz vor dem Tor ein und zog sie an den Armen
zurück. »Lassen Sie mich los!« warnte ihn Sherry. Ihre Brust hob und senkte
sich bei jedem schmerzenden Atemzug.
    Ruhig fragte er: »Bleiben Sie dann
stehen und hören Sie zu, was ich zu sagen habe?«
    Sie nickte, er ließ sie los, und sie
wandte sich in einem schnellen Angriff gegen ihn, aber dieses Mal hatte er
damit gerechnet und ergriff ihre Arme. Mit einem schmerzerfüllten Ausdruck in
den Augen sagte er: »Zwingen Sie mich nicht dazu, Sie einzusperren.«
    »Ich zwinge Sie zu überhaupt nichts,
Sie abscheulicher – ekelhafter – Wüstling!« tobte sie und versuchte vergeblich,
sich aus seinem Griff zu winden. »Und wenn ich mir vorstelle, daß Nicki
DuVille daran teilhatte! Er hat mich hierher gebracht – er hat mich überredet,
meinen Posten aufzugeben, er ließ mich glauben, Sie hätten mir eine neue
Stellung anzubieten ...«
    »Ich habe Ihnen eine Stellung
anzubieten.«
    »Ich bin an Ihren Angeboten nicht
mehr interessiert«, wütete sie. Sie gab ihren vergeblichen Kampf gegen ihn auf
und funkelte ihn in hilflosem Zorn an. »Das letzte schmerzt noch genug!«
    Bei der Erwähnung seines letzten
Angebots zuckte er zusammen, redete
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