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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught
Autoren: Legenden der Liebe
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der
grünen Hügellandschaft, die am Kutschenfenster vorbeizog, und schüttelte den
Kopf. »Ich denke nur über die Veränderung nach – eine neue Stellung, ein märchenhafter
Lohn, ein großes Zimmer für mich allein und Reitpferde. Es klingt fast zu gut,
um wahr zu sein.«
    »Warum sehen Sie dann so
unerklärlich ernst aus?«
    »Ich fühle mich schlecht, weil ich
die Skeffingtons so plötzlich verlassen habe«, gestand Sherry.
    »Sie beschäftigen jetzt zwei
Gouvernanten statt einer. Skeffington war so aufgeregt, daß er Ihnen am
liebsten beim Kofferpacken geholfen hätte.«
    »Wenn Sie ihre Tochter kennengelernt
hätten, würden Sie mich verstehen. Ich habe ihr einen Brief dagelassen, aber
ich habe mich nur sehr ungern von ihr verabschiedet. Eigentlich wollte ich sie
alle überhaupt nicht verlassen. Auf jeden Fall«, fügte Sherry hinzu, schüttelte
ihr Unbehagen ab und lächelte, »bin ich Ihnen für alles, was Sie getan haben,
äußerst dankbar.«
    »Ich hoffe, Sie sehen das jetzt
gleich auch noch so«, erwiderte Nicki mit leiser Ironie. Er zog seine Uhr
heraus und runzelte die Stirn. »Wir sind sehr spät. Hoffentlich glaubt er
nicht, daß wir überhaupt nicht mehr kommen.«
    »Warum sollte er das denken?«
    Er brauchte einen Augenblick länger
als nötig, um darauf zu antworten, aber das entging Sherry völlig, da er
schließlich sagte: »Ich konnte dem Viscount nicht garantieren, daß ich Sie von
Ihrer gegenwärtigen Stellung würde weglocken können.«
    Sie brach in Lachen aus. »Kein
Mensch mit Verstand würde ein solches Angebot ablehnen.« Plötzlich fiel ihr jedoch
eine weitere Möglichkeit ein, und sie wurde wieder ernst. »Sie wollen mir doch
nicht etwa sagen, daß er, bis wir da sind, die Stelle vielleicht schon jemand
anderem gegeben hat?«
    Aus irgendeinem Grund schien ihn
diese Frage zu erheitern. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das
Seitenfenster und streckte eines seiner langen Beine über den Sitz. Als er
ihren besorgten Blick sah, antwortete er beruhigend: »Ich bin ganz sicher, daß
Sie die Stelle bekommen. Wenn Sie sie wollen.«
    »Es ist so ein schöner Tag ... «,
begann Sherry eine halbe Stunde später. Mitten im Satz brach sie ab und griff
nach der Lehne. Die Pferde waren plötzlich langsamer geworden, und die Kutsche
begann heftig zu schaukeln. Mit einem lauten Stoß bog sie von der Hauptstraße
scharf links ein. »Wir befinden uns wohl in der Nähe seines Hauses«, sagte sie
und glättete die breiten, engen Manschetten und bauschigen Armel des hübschen
blaßblauen Kleides, das Nicki ihr mitgebracht hatte. Dann griff sie nach ihren
Haaren, um sich zu vergewissern, daß sie immer noch zu einem ordentlichen
Knoten festgesteckt waren.
    Nicki beugte sich vor und blickte
auf die alten Steingebäude neben dem überwucherten, engen Weg. Er lächelte befriedigt.
»Der Landsitz des Viscounts liegt noch ein wenig weiter abseits; er wollte sich
jedoch um diese Zeit hier aufhalten und dachte, das sei der geeignetste Ort
für Sie beide, um über die Stellung zu sprechen, die er Ihnen anbieten will.«
    Neugierig blickte Sheridan aus dem
Fenster und zog überrascht ihre feingezeichneten Augenbrauen zusammen. »Ist
das eine Kirche?«
    »Soweit ich weiß, ist es eine
Kapelle, die im sechzehnten Jahrhundert zu einem schottischen Priorat gehörte.
Später wurde sie mit einer Sondergenehmigung abgebaut und hierhergebracht. Sie
spielt eine bedeutende Rolle in der Familiengeschichte des Viscounts.«
    »Was für eine bedeutende Rolle kann
eine Kapelle in einer Familiengeschichte spielen?« fragte Sherry erstaunt.
    »Ich glaube, der erste bekannte
Vorfahr des Viscounts zwang einen Mönch, seine unwillige Braut mit ihm in den
Mauern der Kapelle zu verheiraten.« Als sie schauderte, fügte Nicki trocken
hinzu: »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, kommt es mir fast so vor, als sei es
eine Familientradition.«
    »Es klingt unheimlich und – und
nicht im mindesten erheiternd oder verlockend! Da drüben stehen zwei weitere
Kutschen, aber ohne Insassen. Was für einen Gottesdienst könnte er denn um
diese Uhrzeit und an so einem abgelegenen Ort besuchen?«
    »Einen privaten. Sehr privat«, sagte
Nicki, dann wechselte er das Thema. »Lassen Sie mich prüfen, wie Sie aussehen.«
    Sie blickte ihn an, und er runzelte
die Stirn. »Ihre Haare rutschen anscheinend aus dem Knoten heraus.« Verwirrt,
weil ihre Haare sich ordentlich anfühlten, griff Sherry nach oben, aber er war
schneller.
    »Nein, lassen Sie mich. Sie
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