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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.
Autoren: Lion Feuchtwanger
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waren doch sie die einzigen, vor denen er seinen Sorgen freien Lauf lassen konnte, dem fressenden Ärger, den sein Amt unter dem schwer durchschaubaren, menschenfeindlichen Kaiser mit sich brachte. Dabei hing Annius dem Domitian von Herzen an, er verehrte ihn, und DDD hatte, wiewohl kein geborener Soldat, Verständnis für Heeresangelegenheiten. Allein des Kaisers Mißtrauen kannte keine Grenzen und zwang seine Räte häufig, taugliche Männer von den rechten Stellen abzuberufen und sie zu ersetzen durch weniger taugliche, die sich nur dadurch auszeichneten, daß sie dem Kaiser kein Mißtrauen einflößten.
      Auch jetzt wieder wurde der dakische Feldzug von Anfang an erschwert durch die finstern Hintergedanken Domitians. Das Gegebene wäre gewesen, das Oberkommando dem Frontin anzuvertrauen, der die meisterhaften Befestigungslinien an der untern Donau angelegt und durchgeführt hatte. Aber da der Kaiser wünschte, Frontin solle sich nicht für unersetzlich halten und nicht übermütig werden, war er auf die unglückliche Idee gekommen, das Kommando dem Gegner des Frontin anzuvertrauen, dem General Fuscus dem Draufgänger.
      Dorion schien nicht sehr interessiert an diesen Ausführungen, ihre hellen grünen Augen schauten bald ein wenig abwesend auf Annius, bald einfach vor sich hin. Auch Phineas, wiewohl ihm, dem fanatischen Griechen, Schwierigkeiten der römischen Reichsverwaltung innere Genugtuung bereiten mochten, schien wenig Anteil zu nehmen. Um so mehr interessiert war Paulus. Er war jetzt sechzehn Jahre alt, es war noch kein Jahr her, daß man ihn feierlich zum erstenmal die Toga des Erwachsenen hatte anlegen lassen. Die Mutter hätte es gern gesehen, wenn er in Begleitung seines Lehrers eine griechische Universität bezogen hätte. Er selber aber mühte sich, die griechischen Neigungen zu bekämpfen, welche die beiden ihm eingepflanzt hatten; er wollte Römer sein, nichts als Römer. Deshalb hatte er sich einem Freunde des Annius angeschlossen, dem Obersten Julian, einem ausgezeichneten Soldaten, der seinen Sommerurlaub in Rom verbracht hatte. Julian hatte sich des Knaben angenommen und ihn in militärischen Fragen unterwiesen; im Herbst aber hatte er nach Judäa zurückkehren müssen, zu seiner Legion, der Zehnten. Paulus hätte ihn ums Leben gern begleitet, auch dem Annius, der selber ein passionierter Soldat war, wäre es lieb gewesen, aus seinem Stiefsohn einen rechten Offizier zu machen. Doch Dorion hatte sich dagegen gesträubt. Auch Phineas hatte dem Knaben auf seine stille, vornehme und darum um so wirksamere Art vorgestellt, wie verrohend das Soldatenleben in der fernen Provinz auf ihn wirken müsse, wenn er sich nicht vorher durchsättigt habe mit griechischer Gesittung, und Paulus hatte sich zuletzt fügen müssen. Jetzt indes, nach dem Ausbruch der dakischen Wirren, hatte er neue Hoffnung. Das Offiziershandwerk während eines Krieges zu erlernen, das war eine einmalige Gelegenheit, die zu benützen man ihm nicht verwehren durfte.
      Mit leidenschaftlichem Interesse also hörte er zu, wie Annius über die Schwierigkeiten des Feldzuges sprach, in den man hineinging. Man hätte an der Donau wirklich einen Feldherrn von Format gebraucht, eben den Frontin, nicht den sturen Draufgänger Fuscus. Die Daker waren keine Barbaren mehr, ihr König Diurpan war ein Strateg, der sich sehen lassen konnte, unsere Kräfte dort, knapp drei Legionen, genügten nicht, die Grenze von fast tausend Kilometern zu sichern, und der harte Winter dieses Jahres erschwerte die Verteidigung; denn er gab dem Angreifer die Möglichkeit, über die vereiste Donau ständig neue Verstärkungen nachzuschieben. Dazu war der Dakerkönig Diurpan ein geschickter Politiker, er zettelte überall im Osten und hatte gute Aussichten, eine Intervention selbst der Parther durchzusetzen. Unter allen Umständen müsse man damit rechnen, daß gewisse östliche Provinzen, welche die Herrschaft Roms nur mit Unwillen ertrugen, unbequem würden, Syrien zum Beispiel und insbesondere das nie ganz befriedete Judäa.
      Dorions Gleichgültigkeit war auf einmal vorbei, als Annius das auseinandersetzte. Sie hatte lange nichts gehört von Josef, dem Manne, der mehr als alle andern Menschen in ihr Schicksal eingegriffen hatte. Ein Aufstand in Judäa, das war ein Ereignis, das auch diesen Mann Josef wieder aus seiner jetzigen Dunkelheit wird auftauchen machen. Wirr durcheinander gingen ihr Erinnerungen dessen, was sie mit ihm erlebt hatte. Wie er die
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