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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl
Autoren: Marc Ritter
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Talkessel, rein in die große Stadt.
    Am Freitagnachmittag war in dieser Richtung die Fahrbahn frei, und irgendwo zwischen den Autobahnausfahrten Sindelsdorf und Seeshaupt war Hartinger vom Garmischer Lokalschreiber zur Münchner Edelfeder mutiert. Er hatte sich sofort ins Schumann;s begeben, um dort mit Kurt Weißhaupt über die Vermarktung seiner Story zu sprechen.
    »Wenn wir die Geschichte verkaufen sollen, an den Stern oder den Spiegel oder sogar international, dann musst du sie mir so erzählen, wie du sie siehst und erlebt hast. Verstehst du doch, Gonzo, oder?«
    Natürlich verstand Hartinger. Er war nach den Eindrücken der letzten Tage nur recht abgespannt und maulfauler als sonst. »Na gut. Also, fangen wir beim Mörder an, beim Max Huber, dem Chef des Einwohnermeldeamts. Der war‘s wohl wirklich. Sie haben in seinem Haus im Keller die Garrotte gefunden, mit der Pater Engelbert ermordet wurde.«
    »Ein Verhältnis soll der mit dem jungen Mönch gehabt haben«, sagte Kurt Weißhaupt.
    »Ein was?« Karl-Heinz Hartinger fiel beinahe das Glas aus der Hand.
    »So wird‘s morgen in den Samstagsausgaben stehen. Das hat vor einer Stunde das LKA auf der großen Pressekonferenz berichtet. Da bist du wahrscheinlich gerade im Auto gesessen. Ich war da und hab mir den Auftritt von diesem Schneider angetan. Zusammengefasst: Beziehungsdrama. Kommt in den besten Glaubensgemeinschaften vor. Wie der Volksmund so sagt: Franz is kaner. Du verstehst?«
    Hartinger verstand. Kein Franziskanermönch ist so heilig wie der heilige Franziskus, sollte der Spruch bedeuten. Aber damit war die Sache nicht zu erklären. »Kurt, das ist eine riesige Lüge. Bei dem Mord ging es um ein Sahnegrundstück, da soll das olympische Snow Village drauf stehen. Und was weiß ich noch alles. Das Grundstück gehörte dem Max Huber. Und der junge Mönch hat die Hintergründe aufgeklärt, wie die Familie Huber an das Grundstück kam. Der Großvater vom Huber hat es sich als Nazi nach einer Entmündigung unter den Nagel gerissen. Doch die Nazivergangenheit dieses Grundstücks gefährdete den Deal mit Olympia. Darum hat der Huber den Mönch aus dem Weg geräumt.«
    »Warum erfinden sie dann diese Liebesgeschichte?«
    »Weil ihnen diese Vergangenheit des Grundstücks nicht in den Kram passt. Die sind im Grunde froh, dass der Huber das für sie erledigt hat. Und jetzt soll es natürlich nicht im Nachhinein noch herauskommen. Weil, wie gesagt, der Bürgermeister will da drauf den Ort weiterentwickeln. Snow Village für Olympia. Und da gibt‘s auch noch den Plan der touristischen Sonderzone. Wahrscheinlich will er beides.« Hartinger schäumte. Er griff zu seinem Handy. Diese Sauerei wollte er an die ganz große Glocke hängen. Die 040 für Hamburg hatte er schon getippt. Der Spiegel musste da ran.
    Kurt Weißhaupt legte die Hand auf Hartingers Handy und wand es ihm sanft, aber bestimmt aus den Fingern. »Gemach, Gonzo, gemach. Erzähl erst weiter. Der Max Huber ist in den Bach gefallen. Das hat das Reporterteam von der Bild gesehen und bezeugt. Wo aber ist die Leiche geblieben? Und was ist mit dem Abt? Der ist auch da oben gestorben, hat es heute auf der PK geheißen, eines natürlichen Todes auf einem Morgenspaziergang. Zufälle gibt‘s . . .«
    »Zu den Todesfällen habe ich meine Quellen im Ort bei Bergwacht, Feuerwehr, Sanitätskolonne und auch im Kreiskrankenhaus heute vom Auto aus schon angerufen. Der Huber – wenn er wirklich in die Klamm gefallen ist – kommt da nicht mehr zum Vorschein. Von wegen Bach – die Partnach hat immer noch Hochwasser. Nicht mehr so arg wie im Juni, aber Restschneeschmelze, du verstehst, und zwar die Restschneeschmelze aus dem gesamten Reintal inklusive Zugspitzgletscher. Fünfmal so viel Wasser wie normal. Das ganze Wasser muss durch eine wenige Meter breite Schlucht. Einen Menschen zieht‘s da rein, und er klemmt sich unter Wasser irgendwo fest, da kommt dann unten kein Fetzen Fleisch mehr raus. Tauchen kannst du da nicht nach einem Toten.«
    »Und der Abt?«, fragte Weißhaupt.
    »Ist wohl einfach gestorben. Tot umgefallen sozusagen. Oder besser: hat sich zum Sterben hingesetzt. Keine äußeren Zeichen von Fremdverschulden. Ich weiß natürlich auch, warum. Er hatte einfach seinen Job erledigt.« Hartinger trank sein alkoholfreies Pils in einem Zug aus und bestellte mit einem Blick bei Marek das nächste.
    »Welchen Job?«
    »Ha, da gibt es also doch etwas, was du noch nicht weißt. Klar, das weiß auch nur unser
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