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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl
Autoren: Marc Ritter
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Eingang des Hotels und sprachen mit dem Wirt, den sie offenbar gut kannten. Als sich Claudia Schmidtheinrich näherte, erstarb das Gespräch, und der Wirt kam auf sie zu.
    »Haben Sie hier rumgeballert? Sie wecken mir ja meine Gäste auf!«, brauste der ebenfalls stark übergewichtige Mann auf.
    Claudia Schmidtheinrich konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn auch dieser Mann trug unter einem Lodenmantel einen Schlafanzug, allerdings aus Nickistoff mit einem großen Hirschgeweih auf der Brust.
    Sie musste erst einmal für klare Verhältnisse sorgen. »Das ist ein Polizeieinsatz. Claudia Schmidtheinrich, Bayerisches Landeskriminalamt. Aha, Herr Bürgermeister, wenn ich mich nicht irre. Ach, und Sie, Herr Gruber, dass wir uns so schnell Wiedersehen! Wollen Sie mir Ihre Aktenordner mit Ihren Auslandsanlagen übergeben?« Und an den Wirt gewandt: »Nehmen Sie bitte ein Stück Seil, und sperren Sie den Weg nach unten ab. Sie sind mir persönlich dafür verantwortlich, dass da kein Mensch ohne meine Genehmigung hinuntergeht. Bis die Kollegen von der Spurensicherung anrücken, geht mir da keiner einen Meter weiter als bis hierher. Ist das klar?«
    Der Wirt nickte beflissen und machte sich sofort auf, geeignetes Absperrmaterial zu besorgen. Soweit er sich erinnerte, hatte er tatsächlich echtes rot-weißes Flatterband im Keller. Damit würde er bei der feschen Polizistin sicher punkten können.
    »Das wird eine Weile dauern, bis Ihre Kollegen von der Spurensicherung da sind. Mit dem Auto kommen die jedenfalls nicht hier rauf«, erklärte Bürgermeister Hans W. Meier. »Irgend so ein Volldepp hat seinen BMW da vorn stehen lassen, und der Veit und ich sind beide voll reingerauscht.«
    »Danke, das war ich«, entgegnete Claudia Schmidtheinrich. »Sie waren also mit nicht angepasster Geschwindigkeit unterwegs. Aber das ist jetzt nicht unser Hauptproblem. Gibt es einen anderen Weg für die Kollegen, hier heraufzukommen? «
    »Ja, mei, mit der Graseckbahn halt. Die gehört zum Hotel hier. Passen aber immer nur zwei Personen gleichzeitig ins Bahndl.« Bürgermeister Meier war ganz Fremdenführer.
    »Das wird dann schon gehen. Sie kommen jetzt erst einmal mit mir, bitte. Würde mich schon interessieren, warum Sie beide hier morgens um fünf herauffahren – oder soll ich sagen: heraufrasen. Und . . . ähm, in Schlafanzügen obendrein.«
    Die beiden Männer sahen an sich hinab. Ihre unkonventionelle Kleidung wurde ihnen jetzt erst wieder bewusst. Sie knöpften die Hirschhornknöpfe der Lodenmäntel zu.
    »Ah, da schau her. Der Herr Bild-Reporter.« Bürgermeister Meier erkannte nun auch den Mann, der an seine Fotografin gefesselt ein paar Meter neben ihnen stand. »Haben wir den Sonnenaufgang über der Partnachklamm fotographiert für den Reiseteil? Ja, das wird meinem Tourismusdirektor freuen.«
    »Wenn Sie in der Ausgabe morgen zu sehen kriegen, was wir alles fotografiert haben, Herr Bürgermeister, werden Sie Augen machen«, gab Lex Peininger bissig zurück.
    Claudia Schmidtheinrichs Handy meldete sich. Schneider. Sie erstattete kurz Meldung und schilderte die Situation, soweit sie die erfassen konnte. Als sie den toten alten Mann in der braunen Kutte erwähnte, zuckten der Bürgermeister und Veit Gruber merklich zusammen. Wenn das Abt Gregorius aus St. Anton war, dann war hier bald die Hölle los.
    »Das Weitere werden wir alles hinten im Mittererhof besprechen«, wies Claudia Schmidtheinrich ihnen den Weg, nachdem sie ihr Handy wieder verstaut hatte. »Meine Herren, wenn ich bitten darf.«
    Schneider und Hartinger saßen bereits im Mittererhof in der Küche auf der Eckbank. Als der Bürgermeister, Veit Gruber und die beiden Reporter von Claudia Schmidtheinrich hereingeführt wurden, wurde es eng.
    Meier und Gruber nahmen widerwillig neben Hartinger Platz. Die immer noch aneinandergefesselten Reporter standen wie Schulkinder, die beim Fahrradklauen erwischt worden waren, in der Ecke neben der alten Wamsler-Kochmaschine.
    Bernd Schneider und Claudia Schmidtheinrich gingen in den Flur hinaus, um sich kurz zu besprechen.
    »Was ist da draußen passiert?«, wollte Schneider wissen.
    »Ich bin dem Flüchtenden hinterher. Der war echt schnell. Und als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, stand er zwischen den Bäumen. einen Augenblick später war er weg. Dafür kauerte da ein alter Mann in einer Kutte, und die zwei Leute von der Zeitung standen rechts und links hinterm Baum.«
    »Der alte Mann ist sicher der Abt. Wo ist der
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