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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl
Autoren: Marc Ritter
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mischte sich Schneider ein. Er hatte in der Zwischenzeit Hartinger ebenfalls auf einen Terrassenstuhl gesetzt.
    »Nein, beim Spazierengehen habe ich keine Papiere dabei«, gab Max Huber zu Protokoll. »Mich kennt hier jeder.«
    »Dann muss ich Sie bitten, sich uns anzuschließen.« Schneider ließ den Vollprofi heraus. »Wir gehen rüber in den Mittererhof. Herr Hartinger, ich nehme an, Sie kennen den Weg. Wären Sie so freundlich, die Führung zu übernehmen? Dann Herr Huber. Und hinter Ihnen beiden wir. Machen Sie sich keine Illusionen, Hartinger. Bei einem Fluchtversuch schießen wir.«
    »Das passt astrein hier in die Gegend, sehr geehrter Herr Landeskriminalrat, das können Sie mir glauben«, ätzte Hartinger. Die lange Nacht der Hobbyhistoriker kam in ihm hoch. »Auf der Flucht erschossen. Das war hier mal eine ganz populäre Todesursache.«
    »Reden Sie nicht, Mann, machen Sie vorwärts.«
    Die kleine Kolonne setzte sich in der von Schneider befohlenen Reihenfolge in Marsch. Schneider hatte die H&K P7 vorn in seinen Gürtel gesteckt, schussbereit mit einer Patrone im Lauf. Ihre Schnellentsicherung funktionierte über das Zusammendrücken der Griffschalen. Keine andere Pistole hätte Schneider derart entmannungsfreundlich zu transportieren gewagt.
    Claudia Schmidtheinrich ließ ihre Waffe im Achselholster stecken und hatte den Blick starr auf die beiden vor ihr marschierenden Männer gerichtet. Bei jeder unvorhergesehenen Bewegung nach rechts oder links hätte sie blitzschnell die P7 gezogen.
    Die Sonne hatte sich längst noch nicht über die breite Wand des Wettersteins erhoben, gerade fand ihr zartes Licht den Weg über Wettersteinkopf, Musterstein und Dreitorspitze. Der Kiesweg vor ihnen schien wie hinter einem grauen Schleier verborgen. Rechts fiel das Gelände über eine Wiese zweihundert Meter steil zur Klamm hinunter ab. Aus dem hohen Gras stieg der Morgennebel. Die Klamm war von hier aus nicht auszumachen, denn an ihrem Rand standen Bäume und Büsche und verwehrten die Sicht.
    Max Huber, der hinter Hartinger ging, stolperte auf einmal, schrie auf, als er zu Boden ging, und hielt sich das Knie. Er war sicher noch benommen von der Keilerei mit diesem Riesen, dachte sich Claudia Schmidtheinrich. Sie bückte sich zu ihm hinunter, um ihm aufzuhelfen.
    Urplötzlich drehte sich der Gefallene von der Seiten – in die Rückenlage. Die Beine, die er angezogen hatte, schnellten wie eine Feder nach vorn, und er traf Claudia Schmidtheinrich mit den Füßen rechts und links an der Hüfte, hob sie aus dem Stand, und sie rammte mit dem Rücken gegen Bernd Schneider, der, überrascht durch das Zurückfliegen seiner Assistentin, aus dem Gleichgewicht geriet und ebenfalls nach hinten stürzte.
    Ehe sich die beiden Polizisten voneinander lösen und ihre Pistolen ziehen konnten, war Max Huber nach rechts in die Wiese gesprungen und kugelte den steilen Abhang hinunter. Hartinger stand wie angewurzelt da und erwartete, dass er jeden Moment eine Kugel in den Rücken bekam.
    »Los, hinterher!«, rief Bernd Schneider seiner Assistentin zu. »Du bist schneller! Ich bewache den Dicken hier!«
    Claudia Schmidtheinrich konnte nun zeigen, welche athletischen Fähigkeiten in ihr steckten. Sie versuchte es dem Fliehenden nachzumachen, aber das Berghinabkugeln gelang ihr nicht halb so gut. Sie kam wieder auf die Füße, aber eine steile Bergwiese hinunterzurennen war nicht das, worauf sie das Triathlontraining vorbereitet hatte. Der Mann war längst unten an der Wiese angelangt und verschwand im Dickicht zwischen den Bäumen.
    Claudia Schmidtheinrich kam zwei Minuten nach ihm unten an und rannte nach rechts, auf den Waldrand zu, denn dort musste er hingelaufen sein. Geradeaus ging es direkt in die Klamm. Sie rannte, bis ihr die Lungen glühten, mit hoch angezogenen Knien durch das hohe Gras.
    Bald erreichte sie wieder das Hotel Forsthaus Graseck. Der Mann musste sich unterhalb des Hotels durch den Wald geschlagen haben.
    Tatsächlich glaubte sie einen Schatten durch die Bäume huschen zu sehen, der nach links hinunter zur Klamm hetzte.
    Lex Peininger und Susi Weinzierl gingen weiter über die Brücke. Auf der anderen Seite der Schlucht angekommen, ging es wieder steil den Weg durch den Bergwald hinauf. Das Tosen der Klamm verebbte hinter ihnen.
    Auf einmal hörten sie einen dumpfen Knall durch die Bäume hallen. Wie ein Verkehrsunfall – das konnte doch hier im Wald nicht sein. Da, es knallte schon wieder.
    Susi Weinzierl machte ihre
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