Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl
Autoren: Marc Ritter
Vom Netzwerk:
Hanneslabauer, das erste Gebäude Vordergrasecks, erreicht.
    »Kann man jetzt auch nichts machen. Los, wir müssen weiter!«, quetschte Bernd Schneider zwischen zwei tiefen Atemzügen hervor.
    Unter ihnen krachte es erneut.
    »Hat der jetzt noch mal Anlauf genommen?«, wunderte sich Claudia Schmidtheinrich.
    »Dabei habe ich gar kein Frauenparkplatz-Schild da unten gesehen.«
    »Ich lach mich tot.« Claudia Schmidtheinrich war Schneiders billige Witze gewohnt und regte sich schon lange nicht mehr darüber auf.
    »Dort vorn ist das Forsthaus Graseck. Da machen wir halt, und du beziehst dort Posten. Von dort kann man nämlich auf vier Wegen verschwinden. Ich gehe weiter zum Mittererhof. Da steckt der Hartinger«, erläuterte Schneider seinen Plan.
    »Du willst allein dort hingehen?«
    »Der ist unbewaffnet. Glaube ich. Und außerdem schläft er um diese Zeit sicher. Er ist gestern über sechzig Kilometer geradelt. Auf einem alten Postrad.«
    »Verdammt noch mal, woher weißt du das alles schon wieder? Wieder so eine Eingebung wie die, die dir diesen gottverlassenen Winkel hier oben eingeflüstert hat?« Claudia Schmidtheinrich ging Schneiders Geheimniskrämerei gehörig auf die Nerven.
    »Genau. Wieder eine Eingebung. Ist egal, woher ich das weiß. Hauptsache ist, dass ich‘s weiß. Und jetzt Ende der Talkshow.«
    Claudia Schmidtheinrich zog die Augenbrauen verächtlich nach oben und verdrehte den Blick in den heller werdenden Morgenhimmel. Sollte er nur weiter den Allwissenden spielen. Irgendwann würde sie schon draufkommen, woher Schneider seine Informationen hatte.
    Schweigend gingen sie an den paar Häusern, die den Weiler Vordergraseck bildeten, vorbei in Richtung Forsthaus Graseck. Als sie das Hotel nach gut einhundertfünfzig Metern erreichten, erklang von der Terrasse des Hauses her ein lautes Scheppern, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag.
    Sofort zogen sie ihre Dienstwaffen und suchten die Deckung der Hauswand. Sie sahen, wie ein großer Mann zu einem am Boden Liegenden sprintete und diesen am Kragen hochzog. Der große Mann schrie seinen offenbar ausgeknockten Widersacher an: »Was wolltest du auf dem Mittererhof? Was hattest du dort zu suchen?«
    »Polizei! Hände hoch!«, stoppte Schneider die Szene.
    Der große Mann tat wie geheißen und ließ den anderen los. Der plumpste auf den Hintern und lehnte den Rücken gegen ein elektrisches Kinderpferd.
    »Karl-Heinz Hartinger?«, rief Schneider dem Hünen zu, der mit den Händen hinter dem Kopf neben dem Pferd stand.
    »Wer will das wissen?«, antwortete der Gestellte kurzatmig.
    »Hände oben lassen. Wir kommen jetzt rüber zu Ihnen. Machen Sie keinen Unfug. Drehen Sie sich um. Hände auf das – äh – Pferd.«
    Wieder gehorchte Hartinger. Bernd Schneider war bereits hinter ihm und durchsuchte ihn, während Claudia Schmidtheinrich die Situation mit der Waffe im Anschlag sicherte. Dann drehte Schneider erst Hartingers rechten, dann den linken Arm nach hinten auf den Rücken und zog den Kabelbinder um seine Handgelenke zusammen.
    »Das können Sie bei dem da unten auch machen«, schnaubte Hartinger vor Wut und Anstrengung. »Der war‘s, nicht ich.«
    »Das klären wir später«, brummte Bernd Schneider. »Jetzt erst einmal der offizielle Teil: Bernd Schneider und Claudia Schmidtheinrich vom Bayerischen Landeskriminalamt. Sie sind vorübergehend festgenommen.«
    »Das war zu vermuten. Aber jetzt im Ernst: Der Mann dort ist in den Mittererhof eingedrungen. Ich kenne ihn. Max Huber, Leiter des Einwohnermeldeamts. Mörder des jungen Pater Engelbert.« Natürlich ging Hartinger nicht davon aus, dass ihm die beiden Polizisten glauben würden. Aber er wollte es wenigstens loswerden, bevor sie den Huber laufen ließen und ihn einbuchteten. Dann konnte er ihnen später wenigstens Vorhalten: »Ich hab‘s euch doch gesagt.«
    Der am Boden sitzende Huber schüttelte benommen den Kopf, hielt aber sofort inne, da ihm der Schädel gewaltig brummte. Er versuchte aufzustehen, hatte aber Gleichgewichtsprobleme und sackte dreimal wieder auf den Hosenboden, bevor er sich schließlich aufrappelte und sich auf einen Stuhl niederließ, der zum Tisch neben dem elektrischen Pferd gehörte.
    »Wer sind Sie?«, fragte Claudia Schmidtheinrich, als sie die Heckler &; Koch P7 wieder im Achselholster verstaute.
    »Max Huber. Leiter des Einwohnermeldeamts Garmisch-Partenkirchen.«
    »Und was machen Sie hier?«
    »Morgenspaziergang. Mach ich jeden Tag.«
    »Können Sie sich ausweisen?«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher