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Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)

Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)

Titel: Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)
Autoren: Eden Bell
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me for a Reason“ von Boyzone war der Soundtrack meiner Gefühle und dieses Tages und ich wichste zwei Mal.
     
    Der Dienstag begann mit einer Doppelstunde Leibesübungen. Ich spielte beim Fußball in der Verteidigung. Es war okay, aber ich dachte schon wieder an Josef. Ich dachte daran, wie tief seine Stimme war und wie lange er wohl jeden Morgen beim Rasieren brauchte. Mir schossen die verrücktesten Dinge durch den Kopf. In der dritten Stunde hatten wir Wirtschaftskunde. Herr Lehner teilte die Klasse in vier Gruppen zu je vier Schülern auf. Ich blieb als einziger übrig, weil ich schon seit gestern der Außenseiter war. Die Arbeitsaufteilungen innerhalb der Gruppen waren klar definiert und die verächtlichen Blicke einiger Mitschüler gaben mir ziemlich deutlich zu verstehen, dass keine Gruppe einen Fünften – und schon gar nicht mich – dabeihaben wollte. Das Thema der Projektarbeit war die Wirtschaft in Österreich. Jedes Team musste sich einem Hauptthema widmen. Ich schaute beschämt zu Boden, als alle Blicke meiner Mitschüler auf mich gerichtet waren.
      „Heinz, Peter, Alexander und Sandra werden sich mit der Lebensmittelindustrie beschäftigen, Landwirtschaft übernehmen Andreas, Jürgen, Mario und Patrick“, verkündete Herr Lehner.
      Stahl und Elektronik sowie Gastronomie und Freizeit waren auch schnell vergeben.
      „Bleibt nur noch ein Thema übrig, die Bekleidungsindustrie.“
      Herr Lehner lächelte mich an. Mein Herz setzte für ein paar Sekunden aus.
      „Paul, dieses Referat werden wir beide zusammen ausarbeiten. Wir treffen uns gleich heute am Nachmittag bei mir. Ich wohne ganz in der Nähe der Schule.“
      Ein paar Schulkollegen zeigten mir den Stinkefinger. „Streber! Schleimer!“
      Die Miene des Lehrers verfinsterte sich. „Ruhe! Ich erwarte mir von euch, dass ihr genau und fleißig arbeitet. Das Referat müsst ihr nächste Woche halten. Voraussetzung sind mindestens ein Plakat und eine Folie für den Overhead-Projektor.“
      Ich konnte es noch immer nicht fassen. Ich würde mit dem geilsten Lehrer der Welt zusammen ein Referat ausarbeiten! Bei ihm zuhause! Meine Stimmung verbesserte sich augenblicklich.
     
    Um vier Uhr nachmittags setzte mich mein Vater vor der Haustür meines Lehrers ab. Meine Knie waren ganz weich.
      „Wann soll ich dich abholen?“
      „Keine Ahnung. Ich rufe an, okay?“
      Ich klopfte. Von innen hörte ich die tiefe Stimme von Josef Lehner. „Komm rein!“
      Herr Lehner kam gerade aus dem Bad, trug kein Hemd, vom Kopf tropfte noch Wasser.
      „Oh, entschuldigen Sie“, stammelte ich. Es war mir peinlich, meinen Lehrer halbnackt zu sehen.
      Lehner hob die rechte Hand: „Schon okay, ich war nur kurz unter der Dusche.“
      Er lächelte wieder dieses absolut hinreißende, verführerische Lächeln. „Tee?“
      Ich nickte erleichtert. „Ja, das kling phantastisch.“
      Herr Lehner zeigte mir sein Arbeitszimmer. An den Wänden hingen einige Landschaftsbilder. Die Vorhänge waren beige und hätten beinahe den Eindruck erweckt, der Besitzer dieses Hauses sei altmodisch. Die Möbel bestanden aus Kirschholz. Auf dem Schreibtisch standen ein PC mit Drucker sowie ein paar Bücher, die von steinernen Buchstützen zusammengehalten wurden.
      „Sollen wir gleich anfangen?“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und brach damit das unangenehme Schweigen.
      „Bin gleich so weit“, erwiderte mein Lehrer.
      Ich setzte mich auf den Drehsessel und beobachtete durch das große Fenster den Nussbaum im Garten. Mein Blick schweifte auch über die Stereoanlage, wo einige CDs herumlagen. Ich staunte darüber dass Herr Lehner ein großer Nirvana-Fan war. Ich entdeckte das Unplugged-Album, das ich ein wenig kannte. Kurt Cobain war nie mein Fall gewesen, ich bevorzugte Popmusik von Madonna oder Michael Jackson. Nach ein paar Minuten kam Herr Lehner ins Zimmer und servierte mir eine Tasse Tee. Ich konnte den Duft nicht sofort identifizieren, als ich aber einen Schluck kostete, war ich mir sicher, dass es Ginsengtee war. Meine Mutter hatte mir einmal von der Wirkung dieses Krautes erzählt, ich konnte mich aber beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Er schaltete den PC ein und erklärte den Arbeitsablauf.
      „Wir werden Bücher der Schulbibliothek zum Recherchieren verwenden und wenn wir ein Grundgerüst haben, können wir das Plakat schreiben und zeichnen.“
      Er zündete sich eine Zigarette der Marke Marlboro an.
      „Willst du
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