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Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)

Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)

Titel: Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)
Autoren: Eden Bell
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und schaltete Förderband und Mühle ein. Es konnte losgehen.
      Der feine Staub des Getreides brachte uns schon nach den ersten fünf Minuten zum Husten. Die Maschinen erzeugten einen ohrenbetäubenden Lärm. Es war schön, meinem Partner beim Arbeiten zuzusehen. Er mühte sich sichtlich ab, arbeitete schnell und fleißig. Seine kräftigen Armmuskeln kamen regelmäßig zum Einsatz.
      Ich sammelte die Gerste zusammen, die während dem Transport zur Mühle verloren ging und schüttete sie in den Schacht, wo sie laut scheppernd zerkleinert wurde. Als ich sah, dass die Maschine sehr gut funktionierte, gesellte ich mich zu meinem Freund, um ihm beim Schaufeln zu helfen. Ich wischte ihm den Staub vom Körper und küsste ihn. Er hielt kurz inne, um meinen Kuss zu erwidern. Dann arbeiteten wir gemeinsam weiter. Ich zog mir mein Hemd aus, weil es ohnehin viel zu heiß war. Die warme Luft, die aus der Mühle strömte, trieb uns den Schweiß aus den Poren. Nach einiger Zeit hörten wir meine Mutter rufen.
      „Hallo, Jungs, ich hab euch was zu trinken gebracht!“
      Sepp winkte ganz herzlich und Mama überreichte mir zwei Flaschen Cola. Ich stellte die Maschine ab, um eine kleine Verschnaufpause zu machen. Sepp wischte sich über die nasse Stirn. Er setzte sich sein Kapperl verkehrt herum auf und trank gierig die kalte Flüssigkeit.
      Ich hatte meinen Eltern von Sepp erzählt. Sie wussten natürlich, dass er einmal mein Wirtschaftskundelehrer war. Von den Vorfällen in meiner Schulzeit erwähnte ich natürlich nichts. Sie freuten sich lediglich, dass ich jetzt wieder einen Freund hatte, der mich auch bei der Arbeit am Hof ordentlich unterstützte.
      Sepp streichelte meinen Brustkorb. „Ich freu mich schon auf heute Nacht.“
      Er roch so unendlich gut, wie alle Sommer meiner Kindheit, jedes einzelne Mal, als ich bei der Heuarbeit geholfen habe, wie die Luft kurz vor einem Gewitter. Sepp roch wie das Wasser unseres Swimmingpools, wie frischer Morgentau auf dem Rasen. Wenn ich ihm zuhörte, war es so, als lauschte ich einem Engel, der schon immer seine schützende Hand über mich gehalten hatte.
      „Und ich erst!“ Ich stellte mein Getränk beiseite und widmete mich wieder der Arbeit. Mit ihm an meiner Seite ging mir alles viel leichter von der Hand. Es lässt sich nur schwer beschreiben, aber in diesen Augenblicken begann für mich ein neuer Lebensabschnitt. So lange habe ich darauf gewartet, jetzt hatte ich mein Ziel erreicht. Ich sah mich schon mit ihm gemeinsam alt werden. Ich weiß, in solchen Situationen neige ich immer leicht zu Übertreibungen, aber ich bin ein Mensch voller Hoffnung. Ich wusste, dass diese Bindung von Dauer sein würde. Daran bestand kein Zweifel.
      Sepp schaufelte wie ein Wilder. Seine Art zu schwitzen war von absolut cooler Herkunft. An ihm schaute alles so einfach, passend und ganz aus. Keiner seiner Blicke war umsonst, keine Geste, kein Wort. Selbst wenn er schwitzte und keuchte sah er entspannt aus.
      „Wie viele Äcker habt ihr eigentlich?“, fragte mein Freund neugierig.
      „Drei mit Mais, einen mit Kürbissen und zwei mit Gerste. Aber es sind nicht die Äcker, die die  meiste Arbeit verursachen.“
      „Sondern?“
      „Die Wiesen. Sie müssen mindestens zwei Mal im Sommer gemäht werden. Am schlimmsten sind die steilen Hänge. Da kann man nicht einmal mit dem Motormäher fahren, die müssen von Hand gemäht werden.“
      Sepp lachte das schönste Lachen der Welt. Es war unbeschwert, es war mein. „Gut, hört sich nach einer netten Turnübung für mich an.“
      Ich feixte. „Okay, ich werde dich daran erinnern, wenn wir nächste Woche die Grabenwiese mähen. Du kriegst die Sense und ich nehm’ den Rechen.“
      In kultivierten Ländern nennt man das faire Arbeitsteilung.
      „Ist kein Problem für mich“, meinte Sepp angeberisch.
      Die Zeit verging wie im Fluge. Als wir die Mühle abstellten, waren wir über die eintretende Stille sehr erfreut.
      „Geschafft!“ Ich warf Sepp das Shirt zu, mit dem er sich abwischte.
      Gemeinsam räumten wir alles zusammen. Sepp stellte den Traktor in die Garage, ich reinigte die Maschine und verstaute das Werkzeug im Schuppen. Es war schon stockfinster, als wir in den Kuhstall gingen. Ich gab meinem Freund ein Paar grüne Nora Gummistiefel, die sonst mein Vater immer benutzte, und drückte ihm die Mistgabel in die Hand. „Da vorn steht der Schubkarren.“ Während ich mich ums Melken der Kühe kümmerte, war Sepp
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