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Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)

Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)

Titel: Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)
Autoren: Eden Bell
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auch eine?“, fragte er ganz charmant.
      Ich war schockiert über diese Frage, hätte aber gerne bejaht.
      „Nein, danke“, entgegnete ich stattdessen. Ich hüstelte und tat so als würde mir Nikotin gar nicht gut bekommen.
      „Hey, du bist schon 16. Ich erzähl es auch niemandem.“ Sein Grinsen entwaffnete mich. Wie konnte dieser Mann nur so gut aussehen? Er hatte jetzt ein blaues Hemd an, das er offen trug. Ich bewunderte die Brustmuskulatur und den Waschbrettbauch. Ich wollte ihn nicht zu offensichtlich anstarren, richtete meinen Blick also wieder auf das Wirtschaftskundebuch.
      „Sie mögen Nirvana?“ Ich wollte vom Thema Zigaretten ablenken. Oh Gott, wie gerne hätte ich eine geraucht!
      „Ja, Kurt Cobain war eine Legende. Kein anderer hat Rockmusik so ernst genommen wie er. Mir gefällt das Ehrliche an den Stücken von Nirvana, das Wesentliche. Sie haben nie um eine Melodie herumgespielt, sondern haben sie direkt erfasst und zum Ausdruck gebracht.“
      Oje, es passierte, ich wurde Nirvana-Fan.
      Herr Lehner blies den blaugrauen Zigarettenrauch in die Luft und ich versuchte alles zu inhalieren was bereits in seinen Lungen gewesen ist. Er roch wunderbar nach einem Duschgel der Marke Axe und nach Nikotin. Ich genoss jede einzelne Sekunde. Er hatte mittlerweile auf einem Holzsessel Platz genommen und war mir sehr nahe. Sein rechtes Bein hatte er über sein linkes Knie gelegt und der Stoff seiner Jeanshose berührte jetzt meine Beine. Es war elektrisierend.
      „Ja, ich weiß genau, was Sie meinen“, stotterte ich.
      „Was für Musik hörst du eigentlich gerne?“, fragte Herr Lehner neugierig.
      „Madonna“, versetzte ich, ohne zu überlegen.
      Die Mundwinkel meines Lehrers verzogen sich zu einem süßen Lächeln. „Interessant. Sag mal, trainierst du?“
      Ich hätte beinahe laut losgelacht. Ich war bei weitem kein Fitnessfreak und besaß auch absolut keinen dementsprechenden Body. Da ich die Situation nicht unangenehmer machen wollte, verkniff ich mir das Lachen. „Nein, aber ...“
      „Du spielst Fußball, ich weiß“, unterbrach er mich.
      „Woher wissen Sie das?“
      „Weil ich dir heute zugeschaut habe.“
      Mein Puls beschleunigte sich. In meinem Inneren machte ich einen kleinen Kollaps durch. Ich war mir nicht mehr sicher, ob seine Absichten, mich einzuladen, rein schulischer Natur waren.
      „Okay, lassen wir das. Fangen wir mit dem Projekt an. Was wissen wir über die Bekleidungsindustrie in Österreich? Wo sind die großen Firmen angesiedelt? Welcher Trend entwickelt sich für die Zukunft?“ Herr Lehner war zur Tagesordnung übergegangen.
      Also besaß er doch kein Interesse an mir. Was für ein verrückter Gedanke! Wach auf, Paul!
     
    Mittwoch. Heute begann das Praktikum Obstbau. Ich versuchte mich so gut es ging auf den Unterricht zu konzentrieren, versagte jedoch kläglich. In der Hofpause hatte ich einen überraschenden Zusammenstoß mit einem Schüler aus einer der Oberstufen. Ich warf gerade meinen leeren Milchbecher in den dafür vorgesehenen Container, als ich direkt mit ihm zusammenstieß. „Entschuldigung“, murmelte ich zu seinem Hals, erst dann betrachtete ich sein Gesicht. Er war schlank, größer als ich und hatte hellblondes, kurzes Haar. Ich hatte ihn schon am ersten Schultag kurz gesehen, aber da hatte er gerade mit anderen Jungs in der Garderobe geplaudert. Jetzt, wo er mir direkt gegenüber stand, hatte ich ein eigenartiges Gefühl in der Bauchgegend. Er sagte gar nichts, presste die Lippen aufeinander, schenkte mir einige fragende Blicke, dann wandte er sich ab. Es läutete. Ich ging in meine Klasse zurück. Ich konnte Herrn Lehner einfach nicht vergessen. Der Stundenplan für Mittwoch war leider ohne Wirtschaftskunde ausgestattet. Meine Hoffnungen baute ich auf das Treffen am Nachmittag. Gleiche Zeit, gleicher Ort. Ich hatte eine kleine Schachtel Nougatpralinen dabei, als ich an die Haustür klopfte. Herr Lehner trug ein weißes T-Shirt und kurze grüne Bermudashorts. Ich fand seine behaarten Beine äußerst attraktiv. Ich suchte verzweifelt den Geruch von Nikotin und Axe, musste aber feststellen, dass mein Lehrer an diesem Nachmittag nach Schweiß roch. Ich fragte mich, ob er mir wieder eine Zigarette anbieten würde. Wahrscheinlich eher nicht. Ich Idiot hatte ja am Vortag abgelehnt! Ich hatte meinen Collegeblock und einen Kugelschreiber bei mir.
      „Macht es dir was aus, wenn wir uns zuerst ein paar Musikvideos
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