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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny
Autoren: Die Glut in mir
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Kinder bedeuteten sie einander viel, aber Alex spürte, dass Julia nicht aufgeben würde.
    Was sollte werden, wenn die Adoptionsbehörde sie nicht als Eltern akzeptierte? Plötzlich zitterte Alex und sah seiner Frau ins Gesicht. Sie war dünner geworden, und winzige Sorgenfalten hatten sich in ihrer Haut gebildet.
    Sie war so zerbrechlich, so verletzlich, und er fühlte die Knochen unter ihrer Haut. Eine Welle der Liebe und Anteilnahme erfasste ihn. Er barg das Gesicht an ihrem warmen Hals und flüsterte: „Komm, lass uns ins Bett gehen.“
    Hand in Hand gingen sie nach oben, und Julia hoffte inständig, dass er ihre Unlust nicht bemerkte. Seit sie wusste, dass auch der letzte Versuch einer Schwangerschaft durch In-vitro-Befruchtung fehlgeschlagen war, hatte sie jedes Interesse an Sex verloren. Sex war wie die Ehe zur Zeugung von Kindern bestimmt. Nachdem sie keine Kinder bekommen konnte, wollten sich jene Lust und glühende Erregung der ersten Tage nicht mehr einstellen.
    Die Lust hatte im Lauf der Jahre abgenommen, aber der Sex hatte ihr immer noch Spaß gemacht. Gern hatte sie Alex in sich aufgenommen. Aber plötzlich schien alles sinnlos geworden zu sein. Ganz gleich, wie häufig er mit ihr schlief, sie würde kein Kind von ihm empfangen.
    Simon Herries, Parlamentsabgeordneter für den konservativen Wahlbezirk Selwick an der nördlichen Grenze zwischen England und Schottland, erhielt seinen Brief am Sonnabendmorgen kurz vor elf.
    Nach einer langen Besprechung mit einer ausgewählten Gruppe mächtiger konservativer Lobbyisten am Vorabend war er erst um drei Uhr nachts ins Bett gekommen. Daher war es schon heller Vormittag, als er das Frühstückszimmer seines Hauses am Chester Square im vornehmen Stadtteil Belgravia betrat. Wie üblich, sah er als Erstes die Post durch, nachdem er sich gesetzt hatte.
    Ein Butler hatte die Briefe auf einem Silbertablett gebracht, und der dicke cremefarbene Umschlag mit dem Firmenzeichen von Minesse Management fiel ihm sofort auf.
    Als Politiker musste er derartige Firmen und Institutionen kennen, die die Konservative Partei diskret unterstützten. Er erinnerte sich sofort, dass Minesse ihnen gegen Ende des vorigen Finanzjahres eine äußerst respektable Spende hatte zukommen lassen.
    Konservative Parlamentsmitglieder, die fast alle aus den englischen Privatschulen hervorgegangen sind, werden beinahe von Geburt an dazu erzogen, alles eher unter- als überzubewerten. Das ist britische Tradition, die nach Meinung mancher Leute mit Sir Francis Drake begann, der mit Murmeln spielte, während die Spanische Armada näher kam. Die „respektable“ Spende hatte in der Tat beinahe eine Million Pfund betragen.
    Trotzdem öffnete Simon den Brief nicht sofort, sondern betrachtete ihn vorsichtig. Vorsicht war das oberste Gebot eines jeden Politikers, und in der Politik wie in jeder anderen Machtstruktur kosteten Gefälligkeiten ihren Preis.
    Mit seinen zweiunddreißig Jahren galt Simon inoffiziell in allen Kreisen, die wirklich zählten, als künftiger Führer der Konservativen Partei. Er selbst spielte seine Chancen absichtlich herunter, lächelte verschmitzt und gab sich wie ein beeindruckter, aber bescheidener Beobachter gegenüber den Politfürsten, die ihn hochgebracht hatten.
    Seit er Oxford verlassen hatte, war ihm klar, dass nur der höchste Platz an der Macht ihn wirklich befriedigen konnte. Doch er hatte dort auch gelernt, seinen Ehrgeiz zu zügeln und zu beherrschen. Offener Ehrgeiz wurde von der führenden Klasse immer noch mit Misstrauen und als unpassend für einen Gentleman betrachtet.
    Alles sprach zu Simon Herries’ Gunsten. Er stammte aus einer Familie des Nordens mit aristokratischen Verbindungen. In Westminster war es allgemein bekannt, dass niemand ohne ein zusätzliches Einkommen Parlamentsmitglied werden konnte – die Linken wurden von ihren Gewerkschaften bezahlt; der rechte Flügel sicherte seinen Unterhalt aus privaten Quellen. Das Einkommen aus dem Treuhandvermögen der Familie seiner Frau ermöglichte Simon Herries einen Lebensstil, den sich nur wenige Kollegen leisten konnten.
    Neben seinem Haus im Stadtteil Belgravia besaß er über tausend Hektar fruchtbares Land und ein Herrenhaus im elisabethanischen Stil nahe Berwick. Das Haus in Belgravia war ihm von seinen neuen Verwandten zur Hochzeit geschenkt worden. Es war, vorsichtig geschätzt, eine halbe Million Pfund wert.
    Simons nahm die „Times“ auf und befasste sich mit dem ersten Leitartikel. Doch sein
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