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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny
Autoren: Die Glut in mir
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nicht mehr Gedanken als über einen Hemdwechsel.
    Pepper verließ den Empfang, nachdem sie erreicht hatte, weshalb sie gekommen war: die vorläufige Zusage für die Unterstützung eines weiteren Schützlings, eines Jungen aus dem Armenviertel von Liverpool, der eines Tages eine Goldmedaille im Sprint gewinnen würde.
    Die ersten kleinen Streitgespräche waren vorüber; jetzt konnten die harten Verhandlungen beginnen.
    Unterdessen kontrollierten und sortierten in London elektronische Maschinen unablässig die Postsäcke, und die vier Briefe glitten in die entsprechenden Schlitze.
    Das Spiel hatte begonnen. Auf dem Schachbrett des Lebens wurden die Figuren in Stellung gebracht.

2. KAPITEL
    D  as erste Mitglied des Quartetts erhielt seinen Brief am Sonntagabend genau um 9 Uhr 15.
    Obwohl die Bank an Sonnabenden nicht für den Geschäftsverkehr geöffnet war, verbrachte der Aufsichtsratsvorsitzende und Direktor Richard Howell jeweils ein paar Stunden im Büro, um die Post durchzusehen und kleinere Vorgänge zu erledigen, die im Lauf der Woche liegen geblieben waren.
    Es war nur eine halbstündige Fahrt von seiner Wohnung in Chelsea, wo er mit seiner zweiten Frau wohnte, zu dem kleinen Privatparkplatz der Bank. Ein uniformierter Dienstmann ließ ihn ein. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem er seinen rechten Arm verloren hatte, war Harry Roger bei der Bank. Mit Ablauf dieses Jahres würde er in Pension gehen, was ihm trotz der großzügigen Altersversorgung, die ihn erwartete, überhaupt nicht gefiel. Er arbeitete gern bei der Howell-Bank. Vor allem konnte er damit prahlen, wenn er sich freitags mit seinen Kumpanen traf. Es gab nur wenige Leute, die den Namen Howell nicht kannten.
    Die Geschäftsbank hatte unter der Leitung von Richard Howell gewaltig expandiert und war erfolgreich geworden. Sie wurde von der Finanzpresse regelmäßig als Beispiel für ihre Branche genannt. Auch kritische Korrespondenten bezeichneten Richard inzwischen als „einen Mann mit diabolisch kühnem Scharfblick – als einen Erneuerer und Herausforderer“. Die Howell-Bank stand hinter mehreren spektakulären Geschäftsübernahmen der vergangenen Jahre, und neue Kunden blieben ihr in der Regel erhalten.
    Mit gerade dreißig Jahren besaß Richard Howell immer noch dieselbe unbarmherzige Energie und denselben Schwung wie bei seinem Eintritt in die Bank, doch dämpfte er beides durch Vorsicht und ein gewisses Maß an List.
    Sein Foto tauchte regelmäßig sowohl in der Finanzpresse als auch seit Kurzem in den Gesellschaftsspalten auf. Doch hätten ihn nur sehr wenige Leute nach diesen Aufnahmen auf der Straße erkannt. Kein Foto konnte jene ruhelose, gebündelte Energie wiedergeben, die so offensichtlich zutage trat, wenn man ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Er war kein besonders groß gewachsener Mann, nur etwas über einsfünfundsiebzig, und besaß dichtes glattes Haar und eine olivfarbene Haut – sein jüdisches Erbe.
    Vor vielen Generationen hatten die Howells ihren Namen anglisiert und ihren jüdischen Glauben aufgegeben. Wohlüberlegt hatten sie in die niedrigen und manchmal sogar in die oberen Ränge des britischen Adels eingeheiratet. Doch dann und wann wurde ein Howell geboren, der eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Jacob Howell, dem Gründer des Imperiums besaß.
    Richard Howell hatte das gemeißelte hagere Gesicht eines Asketen. Seine Augen waren tief dunkelblau, und sie glühten wie das ewige Feuer des Ehrgeizes, das in ihm brannte. Er wusste genau, woher dieser Wunsch kam, etwas aufzubauen und auszuweiten. Sein Vater und sein Großvater waren beide auf unterschiedliche Art ehrgeizige Männer gewesen. Leider hatte dieser Ehrgeiz seinem Vater keinen Erfolg beschieden, sondern ihn in den Tod getrieben. Aber das lag weit zurück.
    Howells erste Frau hatte ihren Mann beschuldigt, ein Workaholic zu sein. Aber das hatte er abgestritten. Workaholics wurden allein von dem prosaischen Bedürfnis nach Arbeit getrieben. Richard wollte mehr. Ihm stand stets ein bestimmtes Ziel vor Augen, und solange er dieses nicht erreicht hatte, konnte er nicht aufhören.
    In dem klassischen gestreiften Hemd und dem Savile-Row-Anzug steckte ein Mann, der tief im Innern ein Spieler war. Doch im Gegensatz zu jenen Männern, die wahre Vermögen an den filzbezogenen Tischen der Kasinos gewannen und verloren, hatte er das Glück, Zutritt zu dem exklusivsten Kreis der Spieler dieser Welt zu haben – dem der Hochfinanz.
    Richard nahm den Brief
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