Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
Vom Netzwerk:
habt keine Kohle im Süden?«, fragte Rith verwundert.
    »Nur Holzkohle – für die, die sie sich leisten können. So war es wenigstens in Holand, da komme ich her.«
    Rith pfiff durch die Zähne. »Du kommst aber wirklich von weit her.«
    Inzwischen hatte Mitt völlig vergessen, dass er eigentlich allein gelassen werden wollte. Auf der einen Seite lag das funkelnde Meer, auf der anderen stiegen die Berge in die Höhe. Sie sprachen und lachten unter der kühlen Nordsonne, während Gräfin Riths schmutzigem Pferd klaglos und so ruhig folgte, wie sein ruckweiser Gang es erlaubte. Rith war ein guter Reisegefährte. Er schien sich aufrichtig für die Meinung zu interessieren, die Mitt vom Norden hatte, nachdem er nun hier war. Zuerst war Mitt ihm gegenüber ein wenig misstrauisch, denn er hatte festgestellt, dass die meisten Nordländer Kritik nicht sonderlich zu schätzen wussten. »Diese Hafergrütze, die hier jeder isst, die kann ich nicht ausstehen«, scherzte er. »Und den Aberglauben.«
    »Welchen Aberglauben?«, fragte Rith unschuldig. »Du meinst, wie bei den Holandern, die jedes Jahr ihre Unvergänglichen ins Meer werfen?«
    »Und ihr hier stellt euren Unvergänglichen ein Schälchen Milch hin«, entgegnete Mitt. »Ihr Nordländer glaubt doch alles! Ihr denkt, der Eine ist ein Miezekätzchen!«
    Rith lachte so sehr, dass er sich auf den Hals des Pferdes vorbeugen musste. »Und was machen wir noch alles falsch?«, fragte er, als er wieder sprechen konnte. »Ich wette, du hältst uns auch für ziemlich unfähig, was?«
    »Na, das seid ihr aber wirklich«, entgegnete Mitt. »Ihr macht einen Riesenwind und zerredet alles, aber wenn es dann heikel wird, rührt ihr keinen Finger.«
    »Wenn es wichtig ist, sieht es anders aus«, erwiderte Rith. »Und weiter?«
    Unablässig kitzelte er eins nach dem anderen aus Mitt heraus, bis dieser endlich mit dem wahren Grund herausrückte, weshalb er vom Norden enttäuscht war. »Immer hieß es, hier wäre man frei«, sagte er. »Hier sei alles gut. Nun, im Süden war es wirklich schlimm, aber im Vergleich dazu, wie einige hier leben müssen, war ich dort reich – und hatte ein leichtes Leben. Die Leute hier sind nicht freier als … als …« Er suchte noch nach einer passenden Beschreibung, als sie um eine Biegung kamen und feststellen mussten, dass ein haushoher Haufen aus Erde und Felsen die Straße blockierte. Ein Bach lief von der Spitze herunter, sprudelte wie ein kleiner Wasserfall zu Boden und umspülte die Hufe der Pferde. »Das sagt doch wirklich alles!«, rief Mitt empört. »Eure Straßen sind alle scheußlich!«
    »Die Straßen im Süden sind selbstverständlich alle makellos«, entgegnete Rith.
    »Ich habe nie gesagt …«, begann Mitt.
    Rith lachte und stieg ab. »Komm schon. Es ist hoffnungslos. Wir müssen die Pferde über den Hang führen. Auf die Straße kehren wir an der Stelle zurück, an der sie wieder frei wird.«
    Mitt stieg von Gräfin und entdeckte, dass er vom Reiten mehr als nur ein bisschen wund war. Au! , dachte er. Ein Wunder, dass meine Hose nicht qualmt. Das wollte er Rith gegenüber aber auf keinen Fall zugeben, denn der war den ganzen Weg von Wassersturz hergeritten und schien ein erfahrener Gefolgsmann zu sein. Ein kleiner, zäher Junge, dieser Rith. Als sie beide abgesessen waren, reichte er Mitt nur bis zu den Schultern. Wenn ich jetzt jammere, steh ich da wie ein großer wehleidiger Trottel, dachte er und führte sein Pferd hinter Rith den Hügel hinauf. Es waren große, schwere Tiere, und sie vollbrachten den Aufstieg nur widerwillig. Immer wieder glitten sie mit den Hufen auf dem nassen Gras aus. Mitts Pferd legte die Ohren an und versuchte ihn zu beißen.
    »Lass das!« Mitt schlug die Nase des Tieres beiseite. »Du Gräfin, du!«
    Rith brach in ein keuchendes Lachen aus. »Was für ein Name! Für einen Wallach! O-oh! Bei der Hose des Flötenspielers, das habe ich ja noch nie gehört!«
    Mitt bemühte sich, sein Pferd wieder neben Riths Ross zu bringen. Die Anhöhe war, geheimnisvoll, wie die Berge eben sind, höher als er vermutet hatte. Vor und über ihnen bildete der Berg ein gewaltiges Dreieck aus erdigem Fels und rinnendem Wasser: Der Schlamm war auf die Straße abgerutscht und blockierte sie, so weit das Auge reichte. Unter ihnen funkelte das Meer, flach und gleichermaßen unpassierbar.
    »Wir müssen wohl noch weiter den Hügel hoch«, sagte Rith. »Ich kenne den Weg. Wir müssen den Aden an einer Furt durchqueren, sobald wir die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher