Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
Vom Netzwerk:
barmenfrei. Wir hatten bloß Fäustel. Aber Biffa war unser Stoßkeil. Den Trubbel hättest du sehen sollen! Jetzt ist Hochend der Rahm, und wir haben von Gleichstand bis Längtag Haudrauf, und alles guckt zu uns auf, obwohl wir dafür natürlich aufgespießt werden. Muss jetzt Schluss, muss zum Verlesen.
    Hildrida
    Der Brief hätte genauso gut vom Mond kommen können und schmerzte Mitt sehr. Hildi und er hatten sowieso nur wenig gemeinsam gehabt, und Hildi machte nun deutlich, dass auch dieses Wenige der Vergangenheit angehörte. Nachdem Mitt diesen Brief gelesen hatte, war es ihm gelungen, sich Hildi völlig aus dem Kopf zu schlagen, und dann kam Graf Keril und zwang ihn, sich zu benehmen, als wäre es anders. Während er nun ritt, versuchte er sich einzureden, sein Verhalten sei nur eine noble Geste Hildi gegenüber, nichts weiter. Er wusste jedoch genau, dass er sich damit etwas vormachte. Er wollte nicht, dass Hildi ein Leid geschah, schon gar nicht, wenn sie anscheinend zum ersten Mal in ihrem Leben vergnügt war.
    Die Sonne stieg. Allmählich kamen Mitt immer mehr Menschen entgegen, die auf dem Weg zum Fest in Aberath waren, und riefen ihm auf die offene Art zu, die hier im Norden üblich war, dass er in die falsche Richtung reite. Mitt antwortete mit Scherzen und trieb sein Pferd weiter. Das Pferd allerdings war wie gewöhnlich ganz anderer Ansicht, wohin es gehen sollte. Ständig versuchte es, den Rückweg nach Aberath einzuschlagen. Mitt schimpfte ununterbrochen über das Tier. Er hatte ein wirklich schlechtes Verhältnis zu dem Pferd. Im Stillen nannte er es Gräfin. Es hielt den Kopf genauso geneigt wie sie und hatte den gleichen ruckhaften Gang – und es schien Mitt genauso wenig leiden zu können wie die echte Gräfin.
    Sie kamen an eine Straßengabelung; ein ausgefahrener Weg führte entlang der Küste nach Adenmund, ein breiterer und noch stärker durchfurchter wand sich hoch ins Gebirge empor, ins Herz der Grafschaft. Diesen breiteren Weg kamen viele Leute herab und bogen auf die Straße ein, die Mitt entlanggeritten war, und sein Pferd versuchte, umzudrehen und ihnen zu folgen. Mitt zerrte den Kopf des Tieres zur Straße nach Adenmund und stieß ihm die Fersen in die Flanken, damit es endlich weiterging.
    »Haben wir den gleichen Weg, Gefolgsmann?«, rief jemand hinter ihm.
    Hitzig und wütend drehte Mitt sich im Sattel um. Er erblickte einen Jungen auf einem ungestriegelten Pferd, das gerade hinter ihm von der Hauptstraße abbog. Nach der ausgeblichenen Montur zu urteilen, ein anderer Gefolgsmann. Mitt war nicht nach Gesellschaft zumute, doch die Leute im Norden schienen niemals das Bedürfnis zu haben, einmal allein zu sein, und aus Erfahrung wusste Mitt, dass Gräfin sich besser betrug, wenn ihn ein anderes Pferd anführte. Während die beiden Pferde in den Furchen stampften und mit den Hufen scharrten, gab Mitt daher ein wenig widerwillig zu: »Ich reite nach Adenmund, Gefolgsmann.«
    »Gut! Ich auch!«, sagte der Junge. Er hatte ein langes, sommersprossiges Gesicht, das einen irgendwie zielstrebigen Eindruck erweckte. »Rith«, stellte er sich vor. »Aus Wassersturz.«
    »Mitt«, sagte Mitt. »Aus Aberath.«
    Rith lachte, während sie Seite an Seite auf der schmalen Straße weiterritten. »Beim Einen! Du kommst ja von weiter her als ich!«, rief er. »Was macht ein Südländer so weit im Norden?«
    »Wir sind mit dem Boot gekommen«, antwortete Mitt. »Wir fuhren, wohin der Wind uns trug. Irgendwie müssen wir nachts an Königshafen vorbeigefahren sein. Woher weißt du, dass ich aus dem Süden komme? Ist mein Dialekt immer noch so schlimm?«
    Rith lachte wieder und schob das helle Kraushaar zurück, das ihm ringsum unter der Eisenhaube hervorquoll. »Das und dein Aussehen. Das glatte Haar. Aber ganz sicher bin ich wegen deines Namens. Wassersturz ist voller Flüchtlinge aus dem Süden, und alle heißen sie Mitt, Al oder Hammitt. Es wundert mich, dass der Süden noch nicht menschenleer ist, so viele von euch sind schon nach Norden gekommen. Bist du schon lange hier?«
    »Zehn Monate«, sagte Mitt.
    »Dann hast du ja deinen ersten Nordland-Winter hinter dir. Ich wette, du hast gefroren?«
    »Gefroren? Ich wäre vor Kälte fast gestorben!«, rief Mitt. »Ich hatte noch nie Eiszapfen gesehen, und Schnee schon gar nicht. Und als sie das erste Mal die Kohlen reingetragen haben, um ein Feuer zu machen, dachte ich, sie wollen damit etwas bauen. Ich wusste nicht, dass Steine brennen können.«
    »Ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher