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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)
Autoren: Dirk Ahner
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die Arme aus. Die Ärmel ihres dunklen Kleides hingen herab wie Flügel. Jonathan spürte das Pochen seines Herzens.
    »Eine gute Überleitung, mein lieber Hanley. Es ist Zeit, den jungen Mann an seine Pflicht zu erinnern. Steh auf, Jonathan«, bat sie.
    Ein Moment feierlicher Stille entstand. Jonathan erhob sich und machte ein zweifelndes Gesicht. Was erwarteten die beiden von ihm?
    Seraphina sprach mit fester Stimme, und ihre Worte folgten einem alten Protokoll: »Jeder von uns wurde durch das Eyn erwählt, die Stimme des Großen Kreises. Nun frage ich dich, Jonathan Harkan, Sohn des Cornelius Harkan: Bist du gewillt, das Geheimnis des Großen Kreises zu wahren? Wirst du unsere Regeln und Gesetze achten und verteidigen? Willst du dich der Aufgabe als würdig erweisen, diese Welt und alle Welten sowie die darin lebenden Wesen zu achten, zu ehren und zu beschützen? Dich in Weisheit und Toleranz zu üben und deine Hand über alle zu halten, die schwächer sind als du? Dann erhebe dein Eyn und sprich mit fester Stimme, was dein Herz dir sagt.«
    Als Jonathan seinen Arm hob, sah er, dass sein Armreif hell leuchtete. Nervös und mit gesenktem Haupt stand er vor den beiden Herren des Kreises und hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Nur wenn er ein Mitglied des Großen Kreises war, konnte er an Cassius’ Seite bleiben und nach seinen Eltern suchen. Aber war er wirklich bereit für diese Verantwortung?
    Es kommt der Tag, an dem du dich entscheiden musst …
    Der Weltenwanderer hatte es vorausgesehen. Er musste seine Wahl treffen.
    Sein Herz gab Antwort.
    »Ja. Ich meine, äh … ich … will die Gesetze achten, die Welt schützen. Ich stelle mich in den Dienst des Kreises.«
    Als er die Worte gesprochen hatte, tauschte Seraphina ein Lächeln mit dem alten Drachen.
    »Etwas unkonventionell, aber das wird genügen«, sagte Hanley.
    Seraphina wurde noch einmal ernst. »Jonathan, eines noch: Du weißt, dass, sobald du den Schwur brichst, das Eyn dich verlassen wird und mit ihm sämtliche Erinnerungen bis zu dem Zeitpunkt, da du es von deinem Vater erhalten hast?«
    Jonathan nickte.
    »Dann«, sagte sie mit einem feierlichen Lächeln, »bist du vom heutigen Tage an ein Mitglied des Großen Kreises.«
    »Und auch noch das jüngste, das wir je hatten!«, donnerte Sir Hanley und schüttelte mit gespieltem Bedauern seinen riesenhaften Drachenschädel. »Neben diesem Winzling fühle ich mich gleich noch einmal zweihundert Jahre älter.«
    Jonathan konnte die Freude der beiden nicht ganz teilen. Gewiss, es war eine Ehre, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Doch er wusste noch immer nicht, wie es weitergehen sollte. Seraphina schien seine Gedanken zu erraten, was angesichts seiner grüblerischen Stirn sicher keine Kunst war. Sie setzte sich neben ihn.
    »Gib mir deine Hand«, bat sie.
    Er tat, wie ihm geheißen. Seraphina nahm sie zwischen ihre schlanken, kräftigen Finger und drückte sie sanft, als ob sie ihm Stärke vermitteln wollte.
    »Eine abenteuerliche Zeit erwartet dich, Jonathan. Du wirst die Sieben Welten bereisen, die unglaublichsten Wesen sehen und Dinge erleben, die du dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kannst.«
    »Wann geht es los?«
    »Gemach, gemach!«, rief Sir Hanley. »Das Eyn wurde nicht an einem Tag geschmiedet.«
    »Das Schicksal stellt uns immer wieder vor Hürden, bis wir lernen, sie zu meistern«, bekräftigte Seraphina, als sie seine Enttäuschung bemerkte. »Deine erste Lektion: Übe dich in Geduld! Du weißt, dass wir dich nicht einfach gehen lassen können. Selbst auf den friedlichsten der Sieben Welten lauern Gefahren.«
    »Und außerdem haben wir eine wichtige Mission für dich«, sagte Sir Hanley.
    »Eine Mission? Für mich?«, fragte Jonathan überrascht.
    Seraphinas Stirn umwölkte sich. »Nennen wir es lieber eine Bitte. Lange war der Weltenwanderer verschwunden, aber jetzt ist er wieder da, stärker als jemals zuvor. Nicht nur die Welt der Menschen ist in Gefahr, sondern alle Welten. Noch halten die Grenzen, aber wir können ihn nicht dauerhaft in Schach halten. Wir müssen endlich seine Schwachstelle finden. Und seine Pläne.«
    Jonathan glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Erschrocken sah er Seraphina und den Drachen an.
    »Du musst eines wissen, Jonathan: Nur sehr wenige, die dem Weltenwanderer begegnet sind, konnten hinterher davon berichten. Du jedoch hast gleich zweimal mit ihm gesprochen, und er hat dich verschont. Wir wissen nicht, warum. Vielleicht hat er
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