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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)
Autoren: Dirk Ahner
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ihrem Tee, ehe sie sprach.
    »Du musst verzeihen, Jonathan. Ich weiß, diese Umgebung ist nicht sehr einladend, und das Wetter könnte man als schauerlich bezeichnen, aber der gute Sir Hanley ist nun mal nicht mehr der Jüngste, und er fühlt sich in diesem feurigen Klima sehr wohl.«
    »In der Kälte bekomme ich Rheuma«, grollte der Drache und ballte eine Pranke zur Faust. »Hier dagegen ist es zu jeder Jahreszeit wunderbar warm und trocken.«
    Die Dame tätschelte seine schuppige Pranke. »Tja, so ist es, mein Lieber. Kaum ist man siebenhundert Jahre alt, schon spielen die alten Knochen nicht mehr mit.«
    Der Drache zwinkerte ihr zu. »Gleichwohl sind wir jung im Herzen, nicht wahr? Und Sie, Verehrteste, sind noch immer schön wie der Frühling.«
    Sie lachte beschämt. »Eine sehr schmeichelhafte Lüge, aber ich danke Ihnen.«
    Die beiden verhielten sich wie ein altes Ehepaar. Jonathan räusperte sich.
    »Verzeihung, darf ich etwas fragen?«
    Die Augen seiner Gastgeberin funkelten amüsiert. »Du musst dich nicht entschuldigen. Wir sind keine Könige oder dergleichen. Was willst du wissen?«
    »Seid ihr beiden die Herren des Großen Kreises?«, fragte er.
    Wortlos öffnete Seraphina ihre Hand und zeigte ihr Eyn, das sich um ihren Daumen schlang. Der Drache tat es ihr gleich und hob seinen Fuß, an dem er das Eyn in Form eines kunstvoll geschwungenen Ringes trug.
    »Und warum bin ich hier?«
    »Weil das Eyn deines Vaters dich erwählt hat«, sagte Seraphina. »Dass ein Junge von gerade mal dreizehn Jahren für diese Ehre auserkoren wurde, das ist noch niemals geschehen.«
    Der Drache nickte zustimmend. »Eines sollte dir bewusst sein, Jonathan Harkan: Wen das Eyn zu seinem Träger gemacht hat, den bindet es an den Großen Kreis und an seine Gesetze.«
    »Aber das ist nicht der einzige Grund, warum du hier bist«, fügte Seraphina sanft hinzu. »Du hast großen Mut bewiesen und hast doch alles verloren. Wir wissen, was dir widerfahren ist, und wir fühlen mit dir. Cornelius, dein Vater, ist uns ein treuer Weggefährte und guter Freund.«
    »Er lebt noch«, sagte Jonathan entschlossen. »Und meine Mutter ebenfalls!«
    Seraphina nickte. »Das denken wir auch. Wir haben bereits Spione entsandt, um ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Wir werden sie finden.«
    Jonathan konnte den Gedanken nicht länger für sich behalten: »Vor ein paar Tagen, da habe ich jemanden getroffen, der Ihnen sehr ähnlich sah. Sie hieß Johanna.«
    Überrascht hob die alte Dame die Brauen. »Johanna? Das ist der Name meiner Schwester. Wo hast du sie gesehen?«
    Jonathan erschrak. Offensichtlich wusste Seraphina nicht, dass ihre Schwester nicht mehr am Leben war.
    »In Bärenfels. Das ist das Dorf, in dem mein Onkel Cassius wohnt.«
    »Oh ja, ich weiß. Der Große Kreis hat dort einen Versammlungsort. Stammt deine Familie nicht von dort? Ich kannte deinen Urgroßvater Theodor, musst du wissen. Er war ein einflussreiches Mitglied des Großen Kreises. Ja, Bärenfels ist ein malerisches Fleckchen. Johanna hat oft davon gesprochen, sich eines Tages dort zur Ruhe zu setzen. Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört. Wie geht es ihr?«
    Jonathan sah zu Boden. »Sie ist tot.«
    Seraphina starrte ihn an. Entsetzen und Trauer standen in ihrem Gesicht.
    Der Drache stieß eine Flamme aus. »Das ist Riots Werk! Er will uns provozieren. Und Johanna musste den Preis bezahlen.«
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Jonathan.
    »Das muss es nicht«, sagte Seraphina und lächelte traurig. »Johanna hatte ein langes, erfülltes Leben, und sie wusste, dass der Tod ihr nahe war. Ich wünschte nur, ich hätte Gelegenheit gehabt, ihr Lebewohl zu sagen.«
    Der Drache ließ seinen Schädel sinken und gab einen langgezogenen, traurigen Seufzer von sich.
    »Es betrübt mich, das zu hören«, grollte er.
    Seraphina straffte sich und sammelte ihre Gedanken, auch wenn das Herz ihr schwer war.
    »Für Trauer ist später Zeit, es gibt wichtige Dinge zu besprechen. Jonathan, du bist hier, weil dein Onkel dir den Weg durch die Passage gezeigt hat.«
    »Was hat es damit auf sich?«
    »Passagen sind Durchgänge, Brücken zwischen den Welten, wenn du so willst«, erklärte der Drache.
    Seraphina legte ihre Hände übereinander und sah Jonathan fest an. In diesem Augenblick wurde ihm die machtvolle Aura bewusst, die diese Frau umgab. Er hätte ihr ohne zu zögern sein Herz ausgeschüttet, wenn sie ihn nur darum gebeten hätte.
    »Du hast schweres Gepäck mitgebracht, wie
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