Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)
Autoren: Dirk Ahner
Vom Netzwerk:
ich hörte«, sagte sie. »Einen ganzen Sack voller Fragen. Wir wollen deine Last leichter machen und die Antworten geben, die du so lange gesucht hast.«
    Auf diesen Augenblick hatte er lange gewartet.
    »Vor allem will ich eines wissen: Was haben meine Eltern vor mir verheimlicht? Was ist der Große Kreis?«
    Seraphina wog jedes Wort genauestens ab, bevor sie sprach. »Wenn du des Nachts zum Himmel emporblickst, siehst du den Nebel zwischen den Sternen, der kein Nebel ist.«
    »… sondern eine Ansammlung von Sternen.« Jonathan musste nicht lange überlegen. Wenn in der Schule von den Geheimnissen des Universums die Rede war, hatte er immer aufmerksam zugehört.
    »Ganz richtig. Was du dort oben siehst, ist ein Spiralarm unserer Heimatgalaxie, Millionen und Abermillionen von Sonnen so wie unsere, in ihrer Zahl so gewaltig, dass sie von weiter Ferne betrachtet wie Nebel wirken. Viele von ihnen werden von Planeten umkreist, so wie die Erde einmal im Jahr unsere Sonne umrundet. Glaubst du, dass die Chance besteht, dass auch nur auf einer einzigen dieser Welten Leben existiert?«
    Er spürte, wie sein Atem versiegte. Er kam der Antwort, die er so lange gesucht hatte, immer näher. »Ich denke schon.«
    Sie lächelte. »Du musst wissen, dass es viele Welten gibt, die der unseren ähneln, vielleicht unendlich viele. Aber wir kennen genau sieben davon.«
    »Sieben Welten?«, fragte Jonathan staunend. »Und man kann in diese Welten reisen, sie sehen und anfassen?«
    »Oh ja. Die Passagen geben dem, der sie zu öffnen weiß, die Möglichkeit, eine Brücke zu erschaffen und zwischen den Welten zu wandern. Vor vielen Jahrhunderten waren alle Grenzen offen, und die Völker der sieben Sphären durchmischten sich. Viele Menschen siedelten in fremde Welten um, um nach Abenteuern zu suchen, neue Freunde zu finden oder einfach nur ein Stückchen Land zu bewirtschaften. Aber auch die anderen Völker nutzten die Möglichkeit, unsere Heimat zu erkunden. Manche von ihnen kamen nur auf einen kurzen Besuch, andere sind bis heute geblieben und leben versteckt unter uns …«
    »So wie die Chimerianer«, vermutete Jonathan.
    »Ja, sie sind bis heute unsere Gäste, wenn auch nur wenige. Aber stell dir nur vor, wie es vor vielen Menschenaltern war. Die verschiedensten Wesen lebten hier mit uns. Wir respektierten einander und lernten voneinander.«
    »Wenn das wahr ist, dann müsste es doch Überlieferungen aus diesen Zeiten geben … Berichte, Zeichnungen …«, sagte Jonathan.
    »Oh, die gibt es. Sogar eine ganze Menge, wenn auch anders, als du glaubst.«
    Sie deutete nach oben. Jonathan legte den Kopf in den Nacken. Fasziniert und gleichzeitig ein wenig erschrocken starrte er an die Deckenfresken, die mythische Kreaturen zeigten. Er sah einen Seemann im Kampf mit einem Meerungeheuer, einen Keulen schwingenden Zyklopen, friedlich grasende Einhörner und ein Mädchen, das mit ausgestreckten Händen einer engelsgleichen Gestalt in den Wald folgte.
    »Die Mythen, die Legenden und Märchen der Menschen wurden gespeist aus Begegnungen mit den Besuchern der Sieben Welten. Drachen, Elfen, Feen, Kobolde, Dämonen, all das sind Metaphern, fantasievolle Ausschmückungen ihrer Existenz. Ihre Anwesenheit hat unsere Welt verändert und damit auch unsere Geschichten.«
    Viele der Erzählungen, die die Menschen einander überliefert hatten, hatten also einen wahren Kern. Es gab tatsächlich Wunder in dieser Welt – wenn man gelernt hatte, sie zu sehen.
    »Wo sind sie geblieben?«, fragte Jonathan. »All diese Wesen … wo sind sie jetzt? Warum weiß heute niemand mehr von ihnen?«
    Traurig schlug Seraphina die Augen nieder, und Hanley übernahm das Wort: »Vor langer Zeit, als die Tore zwischen den Welten noch weit offen standen, fand sich eine Gruppe zusammen, die nur ein einziges Ziel hatte: Hass zu schüren und gegen alles zu hetzen, das fremd war.«
    Seraphina fuhr fort: »Sie machten die Leute glauben, dass die Besucher aus den anderen Welten Krankheiten einschleppten, dass sie verantwortlich waren für Elend und Not, dass alles Übel verschwinden würde, wenn sie erst verjagt oder getötet würden.«
    Jonathan fröstelte, als ihm bewusst wurde, dass diese Geschichte gar nicht so weit weg war.
    Der Drache grollte und spie einen wütenden Feuerstrahl zwischen seinen Zähnen hervor, der für einen Moment seine wahre, unbeherrschte Natur offenbarte, ehe er fortfuhr. »Sie versprachen den Menschen Ordnung und Sicherheit, natürlich alles um den Preis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher