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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)
Autoren: Dirk Ahner
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der Macht. Zu Königen wollten sie gekrönt werden.«
    »Und so geschah es«, fuhr Seraphina mit leiser Stimme fort. »Dies war die Zeit …« Sie fröstelte hörbar. »Dies war die Zeit, in der der Weltenwanderer erschaffen wurde.«
    »Erschaffen?«, fragte Jonathan. »Das klingt, als hätte ihn jemand zusammengebaut. Er ist doch ein Mensch.«
    »Wir wissen nicht, was er ist«, warf der Drache ein. »Aber gewiss kein Mensch. Nichts und niemand kann ihn töten. Er kennt keine Gefühle. Keinen Hass. Keine Liebe. Nicht einmal Hunger oder Durst.«
    »Das Einzige, das ihn treibt, ist der unbedingte Wille zur Macht. Er will Kontrolle über diese Welt, über alle Welten. Also ließ er sich von Verrätern und Kriegstreibern zum obersten Feldherrn ernennen und erfüllte ihr teuflisches Versprechen, diese Welt von allem Fremden zu ›reinigen‹. Eine fürchterliche Zeit war das! Die Besucher der Sieben Welten wurden von marodierenden Truppen der Menschen hingemetzelt, und der jahrhundertealte Frieden zwischen den Völkern war für immer zerstört.«
    Seufzend stellte Seraphina ihren Tee zur Seite. »Das Böse, Jonathan, erschafft immer nur neues Böses. Der Weltenwanderer ist eine Kreatur, die aus dem Hass geboren wurde. Aus den Schattenreichen fremder Gestade brachte er Kreaturen mit sich, die alles unterjochen sollten. Zum Glück hatten nicht alle Bewohner der Sieben Welten ihren Glauben an die Menschen verloren. Ein Bündnis von Rechtschaffenen aus allen sieben Welten formierte sich, um dem Treiben des Weltenwanderers ein Ende zu machen. Sie halfen den Menschen, das Böse in die Flucht zu schlagen. Es war ein knapper Sieg, Jonathan. Dass die Menschen überlebten, hatten sie nur den Chimerianern zu verdanken …«
    »… die ihnen das Herz des Lazarus überließen, damit sie ihre Verwundeten heilen konnten«, führte Jonathan den Gedanken zu Ende.
    Seraphina nickte. »Sehr gut, du kennst bereits einen Teil unserer Geschichte. Aber lass mich zu Ende erzählen: Die Menschen siegten, aber zu welchem Preis? Sie waren fast vernichtet, und die wenigen, die den Krieg überlebt hatten, litten unter Hunger und Seuchen.«
    Stille legte sich über sie, sodass nur das Prasseln und Knacken des Kaminfeuers zu hören war. Jonathan ließ die Geschichte Revue passieren. Bilder entstanden vor seinem geistigen Auge, die ihn zutiefst verstörten: Er sah einen blutdurstigen Mob, der mit Schwertern und Forken Jagd auf fremde Besucher machte, sie aus ihren angestammten Plätzen jagte und hinmetzelte. Er sah den Weltenwanderer, der mit seinem Spazierstock in der Hand an der Spitze eines Heeres finsterer Kreaturen stand. Mit kalten seelenlosen Augen gab er den Befehl zum Angriff.
    »Hab keine Angst«, sagte Seraphina, als sie sein Schaudern bemerkte. »Die Erinnerungen sind sehr lebendig in diesen Hallen, aber sie können dir nichts tun.«
    Der Drache fuhr fort: »Die Weisen der Sieben Welten sammelten sich und beschlossen, die Passagen für alle Zeiten zu verschließen. Es durfte kein offenes Tor mehr geben. Was geschehen war, durfte sich niemals wiederholen.«
    »So wurde der Große Kreis geboren«, fuhr Seraphina fort. »Als Hüter über die Grenzen der Sieben Welten. In der Schmiede der verlassenen Feuerwelt Iridionh, nicht weit von diesem Palast, wurde das große Eyn erschaffen und in Tausend kleine Stücke geteilt. Aus jedem Volk wurden Gesandte erwählt, die eines dieser Bruchstücke erhielten. Es ist unsere Verbindung, das Zeichen unserer Einheit über alle Grenzen hinweg. Wir bewahren das Wissen über die Sieben Welten und die Passagen, die sie untereinander verbinden, und stellen sicher, dass sie fest verschlossen bleiben.«
    »Das ist traurig.«
    »Ja, das ist es, Jonathan. Stell dir nur unsere Heimat vor, wie sie damals war, bevölkert von wundersamen Kreaturen, die ihr Wissen mit uns teilten, unsere Städte besuchten und uns halfen. Sie alle haben uns verlassen, und sie werden nie mehr zurückkehren auf diese Welt. Wir Menschen sind allein.«
    »Und niemand weiß davon«, sagte Jonathan.
    »Nun, wir haben alles getan, damit die Vergangenheit in Vergessenheit gerät«, sagte der Drache. »Wir haben alle Spuren der fremden Besucher ausgelöscht, ihre Behausungen abgebaut und die schriftlichen Aufzeichnungen über sie verbrannt. Das Geheimnis der Sieben Welten muss für alle Zeiten vor der Machtgier der Menschen geschützt werden. Jetzt, da du ein Träger des Eyn bist, obliegt diese Aufgabe auch dir.«
    Seraphina erhob sich und breitete
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