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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Autoren: Hans Dominik
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Harriman, dem alle Eisenbahnen gehören.«
    »Ja, ja«, stimmte John Workmann bei, »Millionär muß eine feine Sache sein. Da liegt man, wenn man krank ist, in einem seidenen Bett, hat Ärzte um sich und kann reisen und wohnt in der Fünften Avenue. Aber – du – ich glaube, wenn ein Millionär krank ist, dann nutzen ihm die Millionen auch nichts.
    Sieh mal, der Rockefeller darf bloß Milchsuppen essen und der Harriman konnte überhaupt nichts mehr essen. – Da hilft für alles Geld kein Doktor mehr.«
    »Du hast recht, aber er hätte sich eben früher heilen lassen sollen und nicht warten, bis es zu spät ist. – Weißt du, der Eisenbahnkönig Harriman war auch ein Zeitungsjunge. Ich habe sein Bild an die Wand genagelt. – Wenn ich sterben sollte, dann sollst du das Bild haben. Es ist fast neu. Ich habe es für fünf Cent gekauft.«
    »Rede doch nicht in einem fort vom Sterben, Charly, du bist doch noch jung und kein alter Mann wie der Harriman.«
    »Es sterben auch Jungen«, meinte Charly Beckers. »Und ich weiß nicht, seitdem ich hier liege, habe ich eine mächtige Angst vor dem Sterben. – Hör mal zu, wenn ich tief atme, dann pfeift es hier drin geradeso wie draußen der Wind vom River. Da muß was kaputt sein! – Und furchtbare Schmerzen habe ich auch. Ich kann mich gar nicht bewegen.«
    John Workmann blickte mit ernsten Augen auf den Kleinen, dann horchte er auf die pfeifende Brust und sagte: »Du bist wirklich krank, Charly. – Soll ich dich in ein Krankenhaus bringen lassen?«
    Mit angstvoll aufgerissenen Augen blickte Charly Beckers ihn an.
    »Nein – nein, John. – Bitte, tu das nicht. – Laß mich zu Hause. – Hier ist es viel schöner als in einem Krankenhaus. – Da darf ich meine Sachen doch nicht mitnehmen.«
    »Das darfst du allerdings nicht. Aber sag mal, hast du gar keine Verwandten in der Stadt?«
    Der Kleine schüttelte den Kopf.
    »Niemand, John. – Seit meine Mutter tot ist – vor einem Jahre – habe ich niemand mehr. – Damals wollten sie mich ja durch die Polizei ins Waisenhaus bringen lassen und – du weißt ja – ich rückte aus und fand diese Wohnung.«
    »Hast du denn keinen Vater?«
    »Nein, John, meine Mutter sprach nie von meinem Vater.«
    »Niemals?«
    »Nein – niemals, John.«
    Und John Workmann saß wie erschrocken da, starrte in das flackernde Stallicht und wußte nicht, was er sagen sollte. Ein Frösteln überlief ihn, als ob ein ihm unbekanntes Gespenst, das ihm Furcht einflöße, durch den Raum schliche. –
    Er versuchte, sich das Nichtvorhandensein eines Vaters zu erklären. – Seine Mutter erzählte ihm stundenlang aus dem Leben seines Vaters. – Nach langen Sekunden fragte er: »Du hast kein Bild von deinem Vater?«
    »Keins.«
    »Ist er schon gestorben?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du hast nie etwas von ihm gehört?«
    »Niemals, John.«
    Da packte John Workmann die fieberheiße Hand seines todkranken, kleinen Kameraden und sagte: »Du – Charly – das ist sehr traurig.«
    Charly Beckers wußte nicht, wie John Workmann das meinte.
    Inzwischen war der heiße Tee abgekühlt, und er reichte Charly Beckers den Blechtopf, in dem er den Tee aufgebrüht hatte. Eine Tasse war nicht vorhanden. Dann stützte er ihn im Rücken, und mit hastigen Zügen trank der Fiebernde den Tee.
    »Ach, das tut gut«, sagte der Kleine und legte sich wohlig auf sein ärmliches Lager zurück. »Jetzt möchte ich schlafen.«
    »Fühlst du dich etwas besser?« fragte John Workmann. Aber vergebens wartete er auf eine Antwort. Der Kleine hatte die Augen geschlossen und lag ermattet im Schlaf. – Noch ein paar Sekunden lauschte John Workmann auf die hastig arbeitende Lunge seines Kameraden, dann löschte er die qualmende Laterne, öffnete leise die Lattentür, an deren inneren Seite als notdürftiger Schutz gegen den Wind altes Sackleinen genagelt war, und glitt die Leiter zum Hof hinunter.
    Im Lauftempo kam er zu Hause an. Auf sein schrilles Klingeln öffnete die Mutter ängstlich die Tür. Aber ohne sie zu beachten, stürmte John Workmann zu seiner Kommode, riß den obersten Kasten auf und nahm ein Leinwandbeutelchen, das alle seine Ersparnisse enthielt, heraus. Die Mutter hatte kaum noch Zeit zu rufen: »Was gibt es, John, wo willst du noch hin?« Da war er schon wieder aus der Wohnung verschwunden. Mehrere Straßen durcheilte er, bis er das fand, was er suchte, ein Messingschild, auf dem zu lesen stand: »Dr. Harper, Arzt für innere und äußere Krankheiten.«
    »Was willst
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