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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Autoren: Hans Dominik
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Phantasie sein Millionärspalast. –
    Dann stand auf den nächsten Seiten genau angegeben, was Charly Beckers verausgabt und wieviel er verdient hatte. Mit roter Tinte hatte er auf jeder Seite seine Ersparnisse aufgeschrieben. – Sieben Dollar waren es auf der letzten Seite – und nun?
    John Workmann schaute auf den stillen Schläfer. In seiner Kehle würgte es, am liebsten hätte er laut geheult, daß der kleine tapfere Kerl nun tot war.
    Leise verließ er den Raum und schloß ihn ab. –
    Bereits am Abend hatte er das nötigste Geld zur Hand, und als zwei Tage vergangen waren, fehlten eines Nachmittags auf dem Broadway die gesamten Zeitungsjungen, um Charly Beckers die letzte Ehre zu erweisen. –
    Ein prachtvoller Leichenwagen, wie ihn die dunkle Ostseite von New York, in welcher das größte Elend und die bitterste Armut herrscht, nie gesehen, führte den Sarg des kleinen Charly Beckers durch die Straßen zum Broadway. Eine Kapelle, welche einen feierlichen Trauermarsch spielte, schritt dem Sarg voran. Dicht hinter ihm ging John Workmann, dem in langem Zuge die Zeitungsjungen vom Broadway folgten.
    Starr hingen die Augen von John Workmann an den mächtigen weißen Schleifen eines Lorbeerkranzes, die wie ein Banner von dem Sarg fast bis zum Boden herabreichten und auf denen in großen Goldlettern gedruckt stand: »Ihrem toten Kameraden Charly Beckers Seine Kameraden vom Broadway!«
    Und die New Yorker stauten sich zu beiden Seiten der Straßen, die der Zug passierte und blickten mit scheuer Bewunderung auf die ärmlich gekleideten Zeitungsjungen, welche ihrem Kameraden ein so glänzendes Begräbnis zuteil werden ließen.
    Als der Zug vor dem Gebäude der Zeitung langsam vorüberkam, machte der Zeitungsriese in seinen kostbaren Arbeitsminuten eine Pause. – Die Arbeiter verließen die Maschinen, die unermüdlich riesigen Werke standen still. Dreimal neigte sich die Flagge am Fahnenmast des Zeitungsriesen vor dem Sarge seines Zeitungsjungen, als wäre er ein Fürst.
    Von dem Broadway bis zum Fährboot, das den Sarg des kleinen Charly Beckers nach Long Island hinübersetzen mußte, standen die Menschenmassen dicht gedrängt, und zum ersten Male flüsterten sie den Namen eines späteren Gewaltigen unter ihnen von Mund zu Mund: »John Workmann.«
    Wie ein Lauffeuer ging es durch die Menschenmassen, daß John Workmann es war, der das Begräbnis zustande gebracht hatte. Tausende von Augen sahen neugierig auf das blasse Gesicht des zwölfjährigen Jungen, der hinter dem Sarge schritt.
    Als der Prediger das Gebet über der Grube gesprochen hatte, trat John Workmann an das Grab und warf als letzte Liebestat drei Hände voll Erde auf Charly Beckers’ letzte Ruhestätte. – Dann sagte er:
    »Jungs! – Stünde Charly Beckers bei uns, dann könntet ihr sehen, wie sehr er sich über das schöne Begräbnis freute, das wir ihm gegeben haben. – Für Charly danke ich euch und wünsche, daß ihr einmal ein ebenso schönes Grab bekommt wie er.«
    Als John Workmann am Abend still und schweigsam seine Wohnung aufsuchte, empfing ihn seine Mutter zum ersten Male mit einer scheuen Bewunderung, als sei es nicht ihr Junge, sondern ein Fremder.
    Eine Stunde, bevor er gekommen war, hatten ihr Nachbarinnen die Abendzeitungen gebracht, und an erster Stelle konnte sie den Namen ihres Jungen lesen mit großen Buchstaben, wie sie die Zeitungen nur bei Königen, Fürsten oder großen Ereignissen gebrauchen. Und darunter die Beschreibung vom Begräbnis des kleinen Charly Beckers nebst Bildern.
    Wie eine Heldentat priesen die Zeitungen John Workmanns Werk. Die Augen voll Tränen umarmte ihn seine Mutter und rief immer wieder:
    »John, mein lieber guter John!«
    Als John Workmann im Bett lag, dachte er an den kleinen Charly Beckers, der nun doch nach seinem Tode wie ein Millionär in einem vornehmen Grabe in Long Island lag. – Nicht unter den Sanddünen draußen am Ozean, wo man die Grabstätte statt eines Namens nur mit einem Holzpfahl bezeichnet, auf dem eine Nummer geschrieben stand. Charly Beckers konnte zufrieden sein!
    Auf sein Grab kam ein Stein, auf dem ein jeder lesen konnte, daß hier Charly Beckers’ letzte Ruhestätte war.
    Als John Workmann am nächsten Tage erwachte, begab er sich, wie stets zur gewohnten Zeit, zu seinem Arbeitsplatz. Als er an den Schalter trat, um seine Zeitungen in Empfang zu nehmen, schob ihm der alte Beamte einen Brief zu und sagte:
    »Lies den, John. Ich glaube, man kann dir gratulieren!«
    Erstaunt nahm
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