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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Autoren: Hans Dominik
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du?« fragte ein Boy, mit geringschätzigem Blick auf John Workmanns einfache Kleidung.
    »Ich will den Doktor sprechen!«
    »Jetzt sind keine Sprechstunden!« erwiderte der Boy.
    »Ach was!« rief John Workmann, »danach frage ich dich nicht. Melde deinem Herrn, daß ich ihn sprechen will.« Der Boy, welcher einen Kopf größer war als John Workmann, ärgerte sich über den herrischen Ton und wollte, ohne etwas zu erwidern, die Türe zuschlagen. Aber John Workmann sah das voraus und stellte seinen Fuß zwischen die Tür, so daß der Boy sie nicht schließen konnte.
    Als er ihn jetzt mit Gewalt aus der Tür drängen wollte, flammte es in den dunklen Augen John Workmanns auf, seine kleine harte Faust ballte sich zusammen, und bevor der Boy sich verteidigen konnte, gab ihm John Workmann einen Hieb vor den Magen.
    Da öffnete sich auf der rechten Seite des Flures eine Tür und Dr. Harper, vom Lärm angelockt, erschien. »Was gibt es hier?« fragte er mißmutig.
    Freimütig trat John Workmann zu ihm und sagte: »Ich habe Ihrem Boy Anstand beigebracht, er scheint sich nicht für Ihr Geschäft zu eignen, Doktor.«
    Dr. Harper wußte nicht, was er erwidern sollte. Endlich fragte er:
    »Ja, was willst du denn eigentlich von mir?«
    John Workmann blickte ihn starr an; dann rief er: »Sie scheinen wohl nicht zu wissen, daß Sie als Doktor immer und für jeden da sein sollen!« Bevor sich der Arzt von seinem Erstaunen erholt hatte, war John Workmann wie ein Wiesel verschwunden und lief die Straße hinunter, um einen anderen Doktor zu finden.
    »Ist das ein Narr«, sprach er zu sich selbst. »Fragt die Menschen, was sie bei ihm wollen. Er scheint nicht zu wissen, daß er Doktor ist. Ich möchte nicht von dem behandelt werden!«
    Jetzt blieb er vor einem Schild stehen, auf dem ein Arzt namens Walter verzeichnet war.
    Als er ihm gegenüberstand und ihn bat, mit ihm zu kommen, sagte der Doktor kurz:
    »Der Gang kostet fünf Dollar. Hast du das Geld bei dir?«
    »Das ist selbstverständlich.«
    Er knüpfte den Leinwandbeutel auf und begann dem Doktor in kleiner Münze den Betrag von fünf Dollar auf den Tisch zu zählen. Es war eine stattliche Reihe von Centstücken, bis die fünf Dollar auf dem Tisch aufgezählt lagen, und über die Hälfte vom Inhalt des Leinwandbeutelchens war verschwunden.
    Behutsam, als fürchte er sich schmutzig zu machen, zählte der Arzt die Münzen durch. John Workmann ärgerte sich darüber und sagte: »Ich bin Zeitungsjunge, Doktor, und das Geld ist ehrlich erworben! Sie brauchen sich nicht zu genieren, es zu nehmen!«
    Ohne weitere Worte zu verlieren, folgte ihm der Doktor zu der Wohnung des kleinen Charly Beckers. Es kostete John Workmann alle Überredungskünste, um ihn zu bewegen, die steil emporgehende einfache Leiter zu besteigen. Fluchend und brummend vollführte endlich der Doktor das turnerische Kunststück und mußte tiefgebückt, da er sich sonst den Kopf gestoßen hätte, zu dem Lager des kleinen Charly Beckers hinkriechen.
    Charly Beckers phantasierte, als ihn der Arzt untersuchte. »Ist das dein Bruder?« fragte er, nachdem die Untersuchung beendet war.
    »Nein, Doktor. Es ist mein Kamerad. Er ist der jüngste unter uns Zeitungsjungen vom Broadway.«
    »So, so –« erwiderte der Doktor. »Dann kann ich dir ja die Wahrheit sagen.«
    »Mit dem Jungen wird nichts mehr anzufangen sein. Er ist schwindsüchtig und hat eine Lungenentzündung dazubekommen. Es hätte nicht einmal Zweck, ihn noch in ein Krankenhaus bringen zu lassen. Wer weiß, ob er noch bis morgen abend lebt.«
    »Armer Charly«, flüsterte John Workmann und Tränen füllten seine Augen. »Nun ist es nichts mit dem Millionärwerden.«
    »Nein«, sagte der Doktor und mußte lächeln, »damit ist es für ihn vorbei.«
    Dann verschrieb er einige Tropfen, um die Schmerzen des Kranken zu lindern, und begab sich wieder nach Hause.
    Vergebens wartete voll Unruhe und Sorge die Mutter in dieser Nacht auf John, daß er nach Hause käme. Erst am frühen Morgen, um die Zeit, als sie ihm wie sonst vor seinem Weggang den Kaffee machte, kam er an, setzte sich mit verstörtem blassen Gesicht an den Tisch und sagte:
    »Ich war bis jetzt bei Charly Beckers. Der Doktor sagte, bis zum Abend stirbt er. Ich werde heute mittag nicht nach Hause kommen, sondern zu ihm gehen.«
    »Hol dir nur keine ansteckende Krankheit!« sagte die Mutier.
    »Ich weiß«, nickte Workmann. »Eine ansteckende Krankheit kann ich auch sonst überall bekommen; sorge dich nicht
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