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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung
Autoren: Linda Howard
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Die Hände hatte sie auf den Mund gepresst, um nicht zu schreien. Tucker fuhr zu ihr herum, als würde er ihr nicht zutrauen, die Klappe zu halten. Er hätte sich keine Sorgen machen müssen – sie hockte da wie vom Donner gerührt, unfähig, sich zu bewegen.
    Ein animalischer Schrei ertönte, erstarb im nächsten Moment.
    »Verfluchte Scheiße! Sayyed hat’s erwischt. «
    »Raus mit dir«, sagte Tucker, doch da ertönte eine neuerliche Gewehrsalve, die seine Worte erstickte.
    Und aus dem blechernen Lautsprecher erklang ein Laut, bei dem sich Niemas Nackenhaare sträubten, eine Art hohles Grunzen, gefolgt von Schüssen, dann ein dumpfer Aufprall.
    »Aah … Scheiße. « Die Worte klangen dünn und gepresst, Dallas’ Stimme war kaum zu erkennen.
    »Hadi!«, bellte Tucker. »Dallas hat’s erwischt. Los, hol ihn …«
    »Nein« , kam es leise und quälend.
    »Halt durch, Kumpel, bin gleich da …« Hadis Stimme war die Panik anzumerken.
    »Spar dir … die Mühe. Hab ’nen Bauchschuss abgekriegt. «
    Auf einmal wurde um Niema alles grau. Sie kämpfte wild gegen den Schock an, gegen das Gefühl, zerbrechen zu müssen. Ihr kam es vor, als fiele ihr der Magen ins Bodenlose, ihre Lungen krampften sich zusammen, und sie war für einen Augenblick unfähig, weiter zu atmen. Ein Bauchschuss. Selbst wenn er in den Staaten wäre, mit einem Krankenhaus in der Nähe, wäre es eine kritische Verletzung. Hier, in diesen kalten, einsamen Bergen, wo jede Hilfe, geschweige denn eine moderne medizinische Versorgung, meilenweit entfernt waren, kam es einem Todesurteil gleich. Sie wusste das. Und er wusste das. Aber sie wollte es dennoch nicht wahrhaben, ja schrak blindlings vor der Erkenntnis zurück.
    Noch mehr Schüsse ertönten, ziemlich nahe jetzt. Dallas feuerte noch immer, versuchte sie sich vom Leib zu halten.
    »Boss …« , kam ein leises Flüstern.
    »Ich bin da.« Tucker schaute noch immer Niema an, ließ sie nicht aus den Augen.
    »Ist … kann Niema uns hören?«
    Dallas musste schon halb weggetreten sein, sonst hätte er nicht gefragt, hätte gewusst, dass sie alles hören konnte. Es war eine offene Schaltung. Sie selbst hatte dafür gesorgt.
    Tuckers Blick haftete unbeirrt auf ihr. »Nein«, sagte er.
    Noch mehr Schüsse. Dallas’ Atem kam flach und hastig.
    »Gut. Ich … ich hab noch den Zünder. Kann nicht zulassen, dass sie … mit dem Scheißzeug abhauen. «
    »Nein«, wiederholte Tucker. »Das kannst du nicht.« Seine Stimme war beinahe sanft.
    »Kümmere dich … um sie. «
    Tuckers Gesicht war eine starre Maske, seine Augen ließen sie keine Sekunde los. »Das werde ich.« Und dann: »Tu’s.«
    Die Explosion ließ die Hütte erbeben, Erde rieselte aus den Deckenritzen, die Tür erzitterte in den Angeln. Die Druckwelle hatte sich noch nicht ganz gelegt, da riss sich Tucker auch schon den Kopfhörer herunter und warf ihn aufs Funkgerät. Dann nahm er sich einen Hammer und begann methodisch, die Ausrüstung zu zerstören. Das Funkgerät war zwar alt und überholt, aber es funktionierte tadellos, und sie wollten nichts zurücklassen, das noch zu verwenden war. Aus dem Gerät einen Schrotthaufen zu machen, dauerte kaum eine Minute.
    Als das erledigt war, zog er Niema von den Proviantsäcken und begann eilig mit dem Umpacken, mit der Neuverteilung dessen, was sie mitnehmen würden. Sie stand nur wie betäubt mitten in der Hütte, unfähig sich zu bewegen, unfähig zu denken, das Gehirn wie festgefroren. Nur wie aus der Ferne nahm sie wahr, dass ein großer Schmerz ihr die Brust wie mit Klauenhänden abdrückte, dass ihr war, als wollte ihr das Herz zerspringen.
    Tucker drückte ihr eine dicke Daunenjacke in die Arme. Niema starrte sie verständnislos an, wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. Schweigend packte er sie in die Jacke, schob ihre Arme in die Ärmel, als wäre sie ein kleines Kind, und zog den Reißverschluss bis obenhin zu, wobei er ihre Haare als zusätzlichen Kälteschutz in der Jacke ließ und außerdem noch den Kragen aufstellte. Er zog ihr warme Handschuhe über und stülpte ihr eine warme Pelzmütze auf den Kopf.
    Danach zog er selbst einen dicken Pulli über und schlüpfte rasch in seine eigene Jacke. Während er sich die Handschuhe überzog, ertönte draußen ein leiser Pfiff. Er löschte das Licht und Hadi schlüpfte herein. Tucker knipste das Licht wieder an.
    Selbst im trüben Schein der einzelnen Lampe war zu erkennen, dass Hadis Gesicht bleich und angespannt war. Sein erster Blick
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