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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung
Autoren: Linda Howard
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gefährlich, da sie gezwungen wären, noch länger im Iran zu bleiben, also war ihre Sorge durchaus logisch. Doch das war nicht alles. Das, was sie wie zwei besorgte Glucken an Niema herumtütteln ließ, war der Instinkt des Männchens, das Weibchen zu beschützen, war sie doch nicht nur die einzige Frau in der Gruppe, sondern außerdem noch verwundet, weniger physisch als psychisch. Wenn man dazu noch in Betracht zog, dass sie eine hübsche junge Frau war, die sich mit ihrem Mut und ihrem Humor rasch einen Platz im Herzen der Männer erobert hatte, dann war es kein Wunder, dass sie nur so sprangen, um ihr beizustehen.
    Sein Verstand wusste das, kannte sowohl die instinktiven als auch die persönlichen Beweggründe für ihr Handeln. Und dennoch – tief in seinem Inneren wusste er, dass er Berge versetzen würde, um zu verhindern, dass sie noch mehr litt als ohnehin schon. Er hatte Dallas versprochen, sich um sie zu kümmern, und dieses Versprechen würde er halten, koste es was es wolle.
    Die Sonne beschien ihre Schulter und ließ sie in einem samtigen Perlweiß schimmern. Sie besaß trotz ihrer schwarzen Haare und Augen einen recht hellen Teint. Tucker, der eine antibiotische Salbe auf die Wunde auftrug, konnte nicht anders, als die zarte Form ihres Schulterblatts, die Anmut ihres Körpers zu bewundern. Sie war erstaunlich feminin, trotz ihrer groben Kleidung und der Tatsache, dass sie überhaupt nicht geschminkt war, dass ihre Haare dringend einen Kamm benötigten und sie alle ebenso dringend ein Bad. Sie sah so zart, so elegant aus, dass ihn ihre Härte und Ausdauer ständig von neuem überraschten.
    »Sie sieht aus wie ein Mädchen, das man am liebsten auf ein Podest stellen würde, damit es nie schmutzig wird, sich nie wehtut«, schwärmte Dallas ihm gegenüber; da hatte er Niema noch gar nicht kennen gelernt, das war, als er sein Team zusammenstellte. »Aber sie tritt dir in die Eier, wenn du das versuchen solltest.« Das sagte er mit tiefer männlicher Befriedigung, denn sie gehörte ihm, und Tucker konnte nur verwundert mit dem Kopf schütteln. Er hätte nie gedacht, einmal einen bis über beide Ohren verliebten Dallas Burdock zu erleben.
    Tucker klebte ein großes Pflaster über die Wunde, dann zog er ihr die Bluse wieder über die Schulter. Er hätte sie ihr auch zugeknöpft, doch sie tat es selbst, das Kinn auf die Brust gesenkt, die Bewegungen der Finger langsam und steif.
    Ja, sie wirkte regelrecht benommen vom Schock und von der Müdigkeit. Er glaubte nicht, dass sie entsprechend reagieren könnte, falls etwas geschah, das rasches Handeln erforderte. Sie brauchte unbedingt Schlaf, dachte er, koste es, was es wolle.
    Er bedeutete Hadi, mit ihm beiseite zu treten. »Ich werde sie nicht zwingen, heute noch weiterzugehen. Von meiner Karte her weiß ich, dass ungefähr fünfzehn Meilen von hier ein kleines Dorf sein muss. Glaubst du, du könntest uns einen fahrbaren Untersatz verschaffen?«
    »Ist der Papst Katholik?«
    »Aber sei vorsichtig. Wir dürfen keine Verfolgung riskieren. Warte falls nötig bis spät nachts.«
    Hadi nickte zustimmend.
    »Wenn du bis zum Morgengrauen nicht zurück bist, gehen wir allein weiter.«
    Abermals nickte Hadi. »Mach dir um mich keine Sorgen. Falls ich nicht rechtzeitig zurück bin, sieh einfach nur zu, dass du sie hier rausschaffst.«
    »Genau das habe ich vor.«
    Hadi nahm ein wenig Wasser und Lebensmittel und verschwand rasch am Horizont. Niema fragte nicht, wo er hinging, ließ sich einfach auf den Boden plumpsen und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Nein, ihr Blick war nicht leer, dachte Tucker. Das wäre leichter zu ertragen gewesen als der Ausdruck tiefsten Schmerzes in ihren dunklen Augen.
    Der Tag schleppte sich dahin. Er verbrachte die Zeit damit, eine Art kleiner Schutzhütte für sie zu bauen, die bei Tage die sengende Sonne und bei Nacht den schneidenden Wind abhalten sollte. Nun, da das Gebirge hinter ihnen lag, war es wieder ein wenig wärmer geworden, aber die Nächte waren nach wie vor verflucht kalt. Sie aßen, er zumindest. Niema nahm nur ein paar Bissen. Aber sie trank recht viel, mehr als sonst.
    Bei Einbruch der Nacht hatten sich ihre Wangen ein wenig gerötet. Tucker legte die Hand an ihr Gesicht und war nicht überrascht festzustellen, dass es ganz heiß war. »Du hast Fieber«, erklärte er ihr. »Von der Wunde.« Aber das Fieber war nicht sonderlich hoch, also war er deswegen nicht besorgt, obwohl sie in ihrer ohnehin angeschlagenen
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