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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung
Autoren: Linda Howard
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sollten. Nur dass Niema jetzt nicht mit Dallas, sondern mit ihm gehen würde, während Hadi selbst schauen sollte, wie er am besten aus dem Land kam.
    Morgen waren sie in Teheran, wo sie sich unter die Bevölkerung mischen würden. Tucker würde sich dann bei seinem Verbindungsmann melden und, falls es keine Schwierigkeiten gab, für ein Transportmittel sorgen. Einen Tag später wären sie dann schon kurz vor der türkischen Grenze. Er würde den Wagen stehen lassen, und sie würden die Grenze nachts überqueren, zu Fuß, an einer abgelegenen Stelle, die er zuvor bereits ausgekundschaftet hatte. Hadi würde an einer anderen Stelle über die Grenze gehen.
    Hadi kratzte sich am Bart. Beide hatten sich schon seit Wochen nicht mehr rasiert und sahen ziemlich verwildert aus. »Vielleicht könnte ich ja morgen, wenn wir in Teheran sind, ein bisschen rumschnüffeln, ’ne Apotheke suchen und Schlaftabletten oder so was kaufen. Sie muss einfach schlafen.«
    Sie hatten für eine kurze Rast angehalten, im Schatten der noch verbliebenen Wand einer kleinen Lehmhütte, die schon vor langer Zeit verlassen worden war. Niema saß ein wenig abseits. Sie rührte sich nicht. Saß einfach nur da. Wenn sie vielleicht weinen könnte, dachte Tucker. Wenn sie ein wenig rauslassen könnte, sich ausweinen, bis sie erschöpft war, dann könnte sie vielleicht schlafen. Aber sie hatte nicht geweint; der Schock saß viel zu tief, und sie hatte sich noch nicht genug davon erholt, um weinen zu können. Die Tränen würden später kommen.
    Er überlegte sich Hadis Vorschlag, aber es gefiel ihm nicht, sie mit Tabletten voll zu stopfen, falls ein überstürzter Aufbruch nötig wäre. Und dennoch … »Vielleicht«, sagte er und beließ es dabei.
    Sie hatten lange genug gerastet. Tucker erhob sich und signalisierte den anderen damit, dass die Pause vorbei war. Niema erhob sich ebenfalls, und Hadi eilte mit zwei Schritten zu ihr, um ihr über ein paar lose, ungebrannte Lehmziegel hinwegzuhelfen. Sie brauchte keine Hilfe, aber Hadi war in den letzten zwei Tagen zur reinsten Glucke geworden, wenn es um sie ging.
    Er trat auf eine lose Holzplanke. Sie schnellte hoch und kippte einige Ziegel um, auf die Niema soeben getreten war. Sie geriet aus dem Gleichgewicht, rutschte aus und schlug hart mit der rechten Schulter auf.
    Niema ließ keinen Aufschrei hören, ihr Training, unnötige Geräusche auf jeden Fall zu vermeiden, saß viel zu tief. Hadi, der ihr auf die Beine half, fluchte leise und entschuldigte sich. »Verflucht, das tut mir Leid! Ist mit dir alles in Ordnung?«
    Sie nickte, wischte ihre Kleidung ab, ihre Schulter. Tucker sah das leichte Stirnrunzeln, als sie sich erneut über die Schulter wischte. Diese kleine Regung, so ungewöhnlich für die letzten zwei Tage, zeigte ihm sofort, dass etwas nicht stimmte.
    »Du bist verletzt.« Er war bei ihr, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, und zog sie herunter von dem Schutthaufen.
    »Hast du dir die Schulter verletzt?«, erkundigte sich Hadi mit einer Sorgenfalte auf der Stirn.
    »Nein.« Sie klang lediglich verblüfft, verdrehte aber den Kopf, um einen Blick auf ihr Schulterblatt zu erhaschen. Tucker drehte sie um. In ihrer Bluse war ein kleiner Riss, aus dem Blut quoll.
    »Du musst auf irgendwas Spitzes gefallen sein«, sagte er und dachte, dass es vielleicht ein Ziegelsplitter gewesen sein könnte, doch dann sah er den rostigen Nagel, der etwa zwei Zentimeter aus der verrotteten Planke ragte.
    »Es war ein Nagel. Bloß gut, dass du dich vorher gegen Tetanus hast impfen lassen.« Noch während er sprach, knöpfte er geschickt ihre Bluse auf. Da sie keinen Büstenhalter trug, öffnete er nur die obersten Knöpfe und zog ihr den Stoff dann vorsichtig von der verletzten Schulter.
    Er sah einen stumpfen Einstich, bläulich angelaufen und geschwollen. Langsam und träge sickerte Blut daraus hervor. Der Nagel war oberhalb und ein wenig rechts von ihrem Schulterblatt eingedrungen, in den fleischigen Teil, neben ihrem Oberarm. Er drückte darauf, damit die Wunde noch heftiger blutete. Hadi hatte bereits ihren kleinen Erste-Hilfe-Kasten geöffnet und nahm ein paar Gazepäckchen heraus, mit denen er das herausrinnende Blut abwischte.
    Niema stand regungslos, ließ sich stumm von den Männern verarzten. Tucker kam der Gedanke, dass er und Hadi in Anbetracht einer so kleinen Wunde eigentlich viel zu viel Aufhebens machten. Sicher, jede Wunde, die eine Verzögerung ihrer Flucht nach sich zog, war
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