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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
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stieg und brüllte: »O nein! Sie kommen mir nicht in mein Taxi!« Er ging um das Auto herum und deutete wütend auf Adrian. »Ich habe schon von Ihnen gehört.«
    Adrian blieb wie erstarrt stehen und wusste nicht, was er sagen sollte.
    Hershel schimpfte weiter. »Sie ruinieren mir nicht das Geschäft!«
    Emporia war zur Treppe gegangen. »Es ist schon in Ordnung, Hershel. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
    »Sie brauchen nichts mehr zu sagen, Miss Nester. Es geht nicht um Sie. Er kommt mir nicht in meinen Wagen. Sie hätten mir sagen müssen, dass ich ihn fahren soll.«
    »Hershel, jetzt beruhigen Sie sich doch.«
    »Die ganze Stadt weiß über ihn Bescheid. Auf keinen Fall. Auf gar keinen Fall.« Hershel marschierte zur offenen Fahrertür, stieg ein, schlug sie zu und fuhr davon. Adrian sah dem Wagen hinterher, bis er am Ende der Straße verschwand, dann drehte er sich langsam um und ging die Treppe hoch, an den Frauen vorbei und ins Haus. Er war müde und musste sich hinlegen.
    Die Bücher kamen am späten Nachmittag. Doris hatte eine Nichte, die Lehrerin an der Grundschule war, und diese hatte sich bereiterklärt, alles auszuleihen, was Adrian wollte. Er hatte beschlossen, endlich die Romane von William Faulkner wieder anzugehen, einem Schriftsteller, den man ihm in der Highschool aufgezwungen hatte. Damals hatte Adrian wie alle Schüler in Mississippi geglaubt, dass es irgendwo ein Gesetz gab, das Englischlehrer dazu nötigte, Faulkner in den Lehrplan aufzunehmen. Er hatte sich durch Eine Legende, Requiem für eine Nonne, Die Unbesiegten und andere Romane gequält, die er zu vergessen versucht hatte, und irgendwann hatte er dann nach der Hälfte von Schall und Wahn aufgegeben. Jetzt, am Ende seines Lebens, wollte er Faulkner endlich verstehen.
    Nach dem Abendessen - in diesem Teil der Stadt wurde es »Abendbrot« genannt - setzte er sich auf die Veranda, während Emporia den Abwasch erledigte, und begann mit Soldatenlohn, den Faulkner 1926 mit gerade einmal neunundzwanzig Jahren veröffentlicht hatte. Nachdem er einige Seiten gelesen hatte, machte er eine kleine Pause. Er lauschte auf die Geräusche in der Umgebung: das leise Gelächter von den anderen Veranden, das Kreischen von Kindern, die in einiger Entfernung spielten, ein Fernsehgerät drei Häuser weiter, die schrille Stimme einer Frau, die mit ihrem Mann stritt. Er beobachtete den spärlichen Fußgängerverkehr auf der Roosevelt Street und war sich der neugierigen Blicke bewusst, die ihm zugeworfen wurden, wenn jemand an dem rosafarbenen Haus vorbeiging. Trafen sich die Blicke, lächelte und nickte er jedes Mal, und manchmal gab es dafür eine zögerliche Begrüßung.
    Als es dämmerte, kam Emporia auf die Veranda und machte es sich in ihrem Lieblingsschaukelstuhl bequem. Eine Weile wurde nichts gesagt. Das war auch gar nicht notwendig, denn inzwischen waren sie alte Bekannte.
    Schließlich sagte sie: »Das mit Hershel und dem Taxi tut mir wirklich leid.«
    »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken. Ich verstehe ihn.«
    »Er ist einfach dumm.«
    »Ich habe schon Schlimmeres erlebt, Emporia, und Sie auch.«
    »Das mag sein. Aber das macht es nicht wieder gut. «
    » Nein, tut es nicht. «
    » Möchten Sie noch einen Eistee? «
    » Nein. Ich hätte gern etwas Stärkeres.« Sie dachte einen Moment darüber nach und antwortete nicht.
    »Emporia, ich weiß, dass Sie nicht trinken. Ich schon. Ich bin kein Säufer, aber jetzt hätte ich wirklich gern einen Drink.«
    »In diesem Haus wurde noch nie Alkohol getrunken.«
    »Dann trinke ich ihn eben hier auf der Veranda.«
    »Adrian, ich bin eine chris tlich e Frau.«
    »Ich kenne eine Menge Christen, die Alkohol trinken. Lesen Sie doch mal 1 Timotheus, Kapitel 5, Vers 23, wo Paulus dem Timotheus empfiehlt, ein wenig Wein zu trinken, um seinen kranken Magen zu kurieren.«
    »Haben Sie Probleme mit Ihrem Magen?«
    »Ich habe überall Probleme. Ich brauche etwas Wein, damit es mir bessergeht.«
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Ihnen würde es dann bestimmt auch bessergehen.«
    »Mein Magen ist völlig in Ordnung.«
    »Also gut. Dann trinken Sie eben Tee und ich Wein.«
    »Wo wollen Sie denn Ihren Wein herbekommen? Um diese Zeit sind die Spirituosengeschäfte schon geschlossen.«
    »Sie schließen um zehn. Das ist in Mississippi gesetzlich geregelt. Ich wette, Sie haben hier eins ganz in der Nähe.«
    »Adrian, ich kann Ihnen nicht vorschreiben, was Sie tun sollen, aber es wäre ein großer Fehler, wenn
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