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John Corey 04 - Operation Wildfire

John Corey 04 - Operation Wildfire

Titel: John Corey 04 - Operation Wildfire
Autoren: Nelson DeMille
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später hörte ich ein seltsames Grollen, als Beton und Stahl zusammenbrachen, ein Geräusch, wie ich es noch nie gehört hatte, und ich spüre immer noch, wie der Boden erbebte, als das Gebäude einstürzte und Glasscherben vom Himmel regneten. Und wie alle anderen rannte ich wie der Teufel. Ich kann mich immer noch nicht erinnern, ob ich die Trage fallen ließ, ob sie der andere Typ zuerst losließ oder ob ich überhaupt eine Trage hielt.
    Ich glaube nicht, dass ich mich jemals daran erinnern werde.
    In den darauffolgenden Wochen war Kate in sich gekehrt, konnte nicht schlafen, weinte oft und lächelte selten. Ich musste an die Vergewaltigungsopfer denken, mit denen ich zu tun hatte, Menschen, die nicht nur ihre Unschuld, sondern auch ein Stück ihrer Seele verloren hatten.
    Die verständnisvollen Bürokraten in Washington drängten jeden, der diese Tragödie miterlebt hatte, psychologische Beratung zu suchen. Ich bin nicht der Typ, der mit Fremden über seine Probleme spricht, ob Profis oder nicht, aber weil Kate darauf beharrte, suchte ich einen der Seelenklempner auf, den die Bundesbehörden aufgrund der großen Nachfrage angeheuert hatten. Der Typ war selber ein bisschen durchgeknallt, daher machten wir bei meiner ersten Sitzung keine allzu großen Fortschritte.
    Zu meiner nächsten Sitzung und den anschließenden Terminen ging ich ins Dresner, eine Bar in meiner Gegend, wo Aidan, der Barkeeper, mir weisen Beistand gab. »Das Leben ist beschissen«, sagte Aidan. »Trink noch einen.«
    Kate hielt ihre Therapie rund sechs Monate durch, und heute geht es ihr viel besser.
    Aber irgendetwas war mit ihr geschehen, das nicht völlig heilen wollte. Und was immer es auch war, möglicherweise war es besser so.
    Seit ich sie kannte, war sie stets eine brave Angestellte gewesen, die sich an die Vorschriften hielt und das FBI oder seine Methoden nur selten kritisierte. Sie kritisierte sogar mich, weil ich das FBI kritisierte.
    Nach außen hin ist sie immer noch ein getreuer Soldat, wie ich schon sagte, und sie hält sich an die Parteilinie, aber insgeheim ist sie sich darüber im Klaren, dass die Parteilinie eine Kehrtwendung um 180 Grad genommen hat, und durch diese Einsicht wurde sie ein bisschen zynischer, kritischer und zweifelnder. Für mich ist das nur gut, denn jetzt haben wir etwas gemeinsam.
    Manchmal vermisse ich das blauäugige Cheerleader-Mädchen, in das ich mich verliebt habe. Aber ich mag auch diese taffere, erfahrenere Frau, die wie ich das Antlitz des Bösen gesehen hat und bereit ist, ihm wieder zu begegnen.
    Und jetzt, ein Jahr und einen Monat später, leben wir in einem ständigen Angstzustand, der von Farbcodes bestimmt wird. Heute haben wir Warnstufe Orange. Morgen wer weiß was. Ich bin mir ganz sicher, dass es zu meinen Lebzeiten kein Grün mehr geben wird.

ZWEITER TEIL
Samstag
ADIRONDACK MOUNTAINS, NEW YORK
    Man darf den Drachen nicht au ßer Acht lassen, wenn man in seiner Nähe lebt.
    -J.R.R. Tolkien
    3
    Detective Harry Muller, der einen herbstlichen Tarnanzug und eine schwarze Wollmütze trug, parkte seinen Camper am Rand des alten Forstwegs, nahm seine Ausrüstung vom Vordersitz, stieg dann aus, überprüfte seinen Kompass und marschierte in Richtung Nordwesten durch den Wald.
    Er kam auf dem Gelände mit den weit auseinanderstehenden Kiefern und dem mit Moos und taunassem Farn überwucherten Boden mühelos voran. Während er seines Weges zog, drang das erste Tageslicht zwischen den Kiefern hindurch und fiel auf den dichten Bodennebel. Vögel sangen und kleine Tiere wuselten im Unterholz herum.
    Es war so kalt, dass Harry seinen Atem sehen konnte, aber der unberührte Wald bot einen phantastischen Anblick, daher war er eher ein bisschen frohgemut denn miesepetrig.
    Er hatte einen Feldstecher, einen Camcorder und eine teure Nikon-Kamera mit 12 Megapixel Auflösung und einem langen 300mm Teleobjektiv über der Schulter hängen. Außerdem hatte er einen Sibley Guide to Birds dabei, falls ihn jemand fragen sollte, was er hier machte, und eine 9mm Glock, falls dem Betreffenden die Antwort nicht gefiel.
    Er war von einem gewissen Ed von der Technik eingewiesen worden, der ihm erklärt hatte, dass zum Custer Hill Club ein riesiges Stück Land mit einer Kantenlänge von jeweils sechseinhalb Kilometern gehöre, insgesamt also ein rund vierzig Quadratkilometer großes Grundstück. Und ob er's glaube oder nicht,
    aber der ganze Grund und Boden sei von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben, weshalb ihm der
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