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JFK -Staatsstreich in Amerika

JFK -Staatsstreich in Amerika

Titel: JFK -Staatsstreich in Amerika
Autoren: Mathias Bröckers
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Attentat gelebt hatte. Dieser
Staatsanwalt hieß Jim Garrison. Er war das glatte Gegenteil eines unseriösen
oder gar staatsfeindlichen »Verschwörungstheoretikers«, er hatte während des
Zweiten Weltkriegs als Pilot und danach ein weiteres Jahrzehnt beim US-Militär
gedient, nach dem Jurastudium beim FBI und als Anwalt gearbeitet, war 18 Monate
zuvor zum District Attorney von New Orleans gewählt worden und bezeichnete sich
selbst als »altmodischen Patrioten«. Als solcher hatte er auch das im Oktober
1964 veröffentlichte Ergebnis des Warren-Reports – Lee Harvey Oswald als
Einzeltäter – bedenkenlos akzeptiert, zumal sein ehemaliger Arbeitgeber, das
FBI, für sämtliche Ermittlungen des Falls zuständig gewesen war. Doch das
änderte sich, als er sich – nach einem Gespräch mit dem Senator von Louisiana,
Russell Long, der an diesen Ermittlungen zweifelte – den WR und seine 26
Begleitbände mit den Zeugenaussagen erstmals kommen ließ. Und bei der Lektüre
verlor er schnell den Respekt vor dem erhabenen Ruf der Kommissionsmitglieder
unter der Leitung des Verfassungsrichters Earl Warren. Die Auslassungen und die
selektive Beweisauswahl, so schreibt Garrison in seinen Erinnerungen, »stellten
eine Beleidigung meiner Berufsauffassung als Staatsanwalt dar«. 3 Hätte er zu diesem Zeitpunkt geahnt, was seine
Ermittlungen über Lee Harvey Oswald und sein Umfeld im Sommer 1963 zur Folge
haben würde, hätte er diese Beleidigung vermutlich hingenommen – so aber trat
er ihr entgegen und stach in ein Wespennest, dessen Brut nicht nur seine
Ermittlungen, sondern auch seine Karriere ruinieren sollten. Dass seine Ehre 25
Jahre später von Oliver Stone und dessen Film JFK zumindest im Kino
gerettet werden würde, war noch nicht abzusehen. Fürs erste wurde der
konservative Jurist Jim Garrison zum betrügerischen, ehrgeizgetriebenen,
wahnsinnigen Verschwörungstheoretiker Nr. 1 – und blieb es auf Jahre hinaus.
    Dass das Unterfangen eines
Provinzstaatsanwalts, das Verbrechen des Jahrhunderts gegen den Willen der
Mächtigen – der Regierung, der Geheimdienste, des Militärs und des FBI –
aufzuklären und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, scheitern musste, ist
keine Überraschung. Doch war dieser brutale Gegenwind für die Ein-Mann-Armee
des aufrechten Patrioten Garrison zumindest zu Beginn seiner Ermittlungen
genauso wenig abzusehen wie die Tatsache, dass in sein Heer von »freiwilligen«
Helfern und Unterstützern ein Dutzend Agenten und Zuträger der CIA und des FBI
eingeschmuggelt worden waren.
    Auch diese mittlerweile gut belegte
Sabotage und Denunziation der Garrison-Ermittlung von Seiten des Establishments
in Washington wäre völlig unnötig gewesen, hätte es sich dabei nur um die
Aktion eines überkandidelten Querkopfs gehandelt, der sich anmaßte, die soliden
und seriösen Ergebnisse einer hochmögenden staatlichen Untersuchungskommission
anzuzweifeln. Und so zeigte auch das Scheitern Garrisons nur einmal mehr, dass
es sich bei dem verrückten Einzeltäter Oswald als Kennedy-Mörder gerade nicht
um ein solides Ermittlungsergebnis handelte und die seriös besetzte Kommission
keine wirkliche Untersuchung durchgeführt hatte, sondern nur etwas zu belegen
versuchte, was offensichtlich als unantastbar von vornherein feststand.
    Dass Garrison mit seiner Anklage
gegen den Geschäftsmann Clay Shaw scheiterte, den er des Kontakts mit der CIA
und mit Lee Harvey Oswald verdächtigte, führte freilich nicht dazu, dass
dadurch die Ergebnisse der Warren-Kommission an Glaubwürdigkeit gewannen.
Vielmehr war spätestens dann eher das Gegenteil der Fall, als Oliver Stones
Film 1991 das Augenmerk einer breiten Öffentlichkeit auf die nach wie vor
ungeklärten Umstände des Mords an Kennedy lenkte. Mit der Folge, dass nun
zahlreiche Bürger und Initiativen endlich Aufklärung und die Freigabe
zurückgehaltener Dokumente forderten, was im Kongress zu einem Gesetz über die
Veröffentlichung (Assassination Records Collection Act) und 1994 zur Gründung
des Assassination Records Review Board (ARRB) führte. 4 In den folgenden Jahren gelang es diesem
Ausschuss zur Sichtung der Morddokumente zwar nicht, sämtliche von den Behörden
zurückgehaltenen Akten frei zu bekommen und, wie von vielen Aktivisten
gewünscht, eine komplette offizielle Neuuntersuchung des Falls zu erreichen.
Dennoch machen es die veröffentlichten Unterlagen heute möglich, einer Klärung
der Mordumstände sehr viel näher zu kommen, als es Jim Garrison
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