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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel
Autoren: Jason Dark
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früher«, sagte sie. »Denk daran.«
    Beeler wollte bitten. Er wollte ihr sagen, daß er Vater wurde und sein Kind nicht als Halbwaise aufwachsen sollte. Da erwischte ihn wieder ein Netzfaden. Diesmal am Kinn und auch noch an der Unterlippe. Er konnte nicht mehr sprechen, denn der zweite Faden folgte sehr schnell, und als er die Augen verdrehte, um in die Höhe zu schauen, da sah er das böse Lächeln auf Susans Lippen.
    Für ihn war es noch immer Susan. Sie winkte ihm sogar zu.
    Sie war eine Teufelin. So grausam konnte kein Mensch sein, das überstieg sein Begriffsvermögen.
    »Bald bist du tot – erstickt«, sagte sie und lächelte noch immer. »Ich schaue zu.«
    Beeler strengte sich an. Er tat alles. Er wollte ihr noch etwas sagen, auch wenn es die letzten Worte in seinem Leben waren.
    »Sei verflucht, du Teufelsweib! Sei verflucht!« Nur mühsam hatte er die Worte durch den Lippenspalt pressen können. Er erntete bei ihr ein Lachen, das plötzlich abbrach.
    In derselben Sekunde bewegte sich Jezebel auch zur Seite, aber die Spinne, die jetzt auf Harrisons Brust und Bauch hockte, machte unbeirrt weiter.
    Jezebel verschwand aus Beelers Gesichtsfeld. Seine Ohren waren noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.
    So hörte er auch das fremde und doch so bekannte Geräusch. Ein Auto näherte sich seiner Arbeitsstelle…
    ***
    Wir hatten den Weg gefunden, was ziemlich leicht gewesen war, denn allmählich kannten wir uns in diesem Gebiet aus. Die Sicht war auch noch gut, und so hatten wir keine Schwierigkeiten gehabt, die Arbeitsstelle des Mannes zu entdecken.
    Überzeugt war ich noch immer nicht. Im Gegensatz zu Suko, der darauf beharrte, daß diese Frau ihren Plan durchführte. Sie mußte sich einfach so verhalten, wenn es nach ihm ging. Dieser Harrison Beeler war damals ihr absoluter Feind gewesen. Daran hatte sich auch Erica Wade noch gut erinnert, sie war ziemlich blaß geworden, wie mir Suko berichtet hatte, und es war auch von einem wilden Haß die Rede gewesen, die Susan schon damals gegen Beeler gehegt hatte.
    »Und wenn wir sie dort nicht finden?« fragte ich. »Welchen Vorschlag hast du dann?«
    »Fahren wir in den Steinbruch.«
    »Ja, auch gut.«
    »Begeistert bist du nicht?«
    »Nein.« Ich hob die Schultern. »Bisher führt sie uns noch an der Nase herum, und das paßt mir nicht.«
    Wir befanden uns am Rand von Euston. Straßen gab es nicht, nur Wege, die das brettebene Gelände durchschnitten. Hier konnte sich niemand verstecken, es sei denn, er hätte sich eingegraben. Wir stellten noch eine Veränderung fest. Die Insekten, die auf der Fahrt durch Euston oft in Wolken erschienen waren und auch unseren Wagen umschwirrt hatten, waren hier so gut wie nicht zu sehen. Es mußte einfach so sein, daß Jezebel sie einzig und allein auf die kleine Stadt konzentriert hatte, eben auf die Menschen, aber nicht hier im freien Gelände.
    Das Zelt sahen wir sehr schnell. Es war die einzige Erhebung weit und breit. Daneben stand noch ein alter Bauwagen, in dem Beeler sicherlich Teile seines auseinandergebauten Karussells verstaut hatte.
    Ich fuhr langsam, was Suko nicht paßte, denn er sagte: »Gib noch etwas Gas, John.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung, ist nur ein Gefühl.«
    Ich tat ihm den Gefallen. Der Weg war zwar keine Folterstrecke, aber er machte dem Rover bei einem höheren Tempo schon zu schaffen. Wir hatten beide scharfe Augen. Zugleich entdeckten wir, daß sich bei oder unter dem Zeltdach etwas bewegte. Das mußte nichts zu bedeuten haben, schließlich arbeitete Beeler dort, aber in unserem Fall wurden wir schon mißtrauisch. Sukos Stirn zeigte Falten. Bei ihm ein Beweis, daß er sich nicht eben wohl fühlte.
    »Ich denke, daß ich recht habe.«
    »Womit?«
    »Mit meinem Gefühl, John.«
    Der Untergrund war hier noch glatt. Der letzte Schnee hatte sich in Wasser verwandelt und ihn an einigen Stellen zu einer Rutschbahn werden lassen.
    Aber wir kamen weiter.
    Das Zelt vergrößerte sich. Da tat sich etwas, wir sahen es sofort. Und dann huschte eine hochgewachsene Gestalt zur Seite.
    Für einen winzigen Moment geriet sie in unser Blickfeld. Ich fluchte, denn ich hatte Jezebel erkannt. »Verdammt, sie ist da!«
    »Und wie!« rief Suko. »Mein Gefühl, lach nie mehr darüber.«
    Mein Fuß drückte das Gaspedal tiefer. Der Rover schlingerte, wir hatten eine ungünstige Stelle erwischt. Ich lenkte gegen und brachte ihn wieder in die Spur.
    »Mist, sie ist weg!«
    Ich hatte es nicht sehen können, weil ich mich zu
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