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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel
Autoren: Jason Dark
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was vor mir lag.
    Ein Geiselgangster wollte mich sprechen. Meine Reaktion war ein Kopfschütteln, denn ich wußte nicht, was uns beide verbinden sollte. Ich kannte keinen Archie Todd, aber die Stimme des Einsatzleiters hatte verdammt ernst geklungen. Nur ich konnte das Leben des Mädchens, dessen Name den Leuten nicht mal bekannt war, retten.
    Sie wußten auch nicht, welche Waffen dieser Todd bei sich trug, aber sie hatten das Haus, in das er sich zurückgezogen hatte, umstellt. Ich fuhr schneller, vorbei an Cambridge und in Richtung Thetford. Zwei Kilometer hinter dem Ort mußte ich abbiegen und nach Süden fahren.
    Der Ort war nur ein Kaff. Er hieß Euston. In dieser Ecke sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht.
    Eine riesige Lichtglocke lag über Thetford, immerhin eine größere Stadt.
    Zwei Kilometer später erwischte ich die Abzweigung nach Süden.
    Zwanzig Minuten standen mir noch zur Verfügung. Die brauchte ich auch, denn die Straße war kurvig, stellenweise naß, was bei diesen Temperaturen leicht zu Glatteis führen konnte, und so fuhr ich angemessen langsam, das heißt vorsichtig.
    Die Umgebung kam mir leer vor. Viele Wiesen und Felder, kein Wald.
    Hin und wieder eine Hütte, ein Haus oder eine Scheune.
    Bums hatte mir erklärt, daß ein Feldweg von der Straße weg zum Ziel führte. Das sah ich schon, bevor ich den Feldweg erreicht hatte, denn ein helles Licht warf einen weißen Fleck in die Dunkelheit. Selbst aus dieser Distanz sah ich, daß der Kegel auf ein bestimmtes Ziel gerichtet war.
    Wenig später hatte ich die Einmündung des Feldwegs erreicht. Das hüpfende Scheinwerferpaar meines Wagens war bereits von den Männern entdeckt worden, denn eine Gestalt tauchte im Fernlicht auf und winkte mit beiden Armen.
    Sieben Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt war es. Pünktlicher konnte man nicht sein. Ich fuhr bis an eine Absperrung heran, stieg aus und kletterte über das rotweiße Flatterband.
    Ein Mann kam mir mit schnellen Schritten entgegen. Er trug Kampfkleidung, aber keinen Helm. Dafür eine schußsichere Weste.
    »Ich bin Burns«, stellte er sich vor und strich über seine Kurzhaarfrisur.
    »John Sinclair.«
    »Gut.« Er schaute mich sezierend an, aber seinem Gesicht war nichts zu entnehmen, ob er mich mochte oder nicht. Vielleicht wirkte ich ihm nur nicht durchtrainiert genug.
    »Todd ist noch drin?«
    »Ja.«
    Ich tippte auf meine Uhr. »Dann werde ich mal ein Plauderstündchen mit ihm halten.«
    Burns hob nur die Schultern und sagte: »Kommen Sie mit.«
    In einer gewissen Distanz blieben wir vor dem Haus stehen.
    Während Burns die Flüstertüte anhob, um mit Todd Kontakt aufzunehmen, schaute ich mich um.
    Die Männer hatten einen Ring um das einsam stehende Haus gezogen, auf dessen Dach noch Schneereste lagen. Ein Scheinwerfer war auf die Eingangstür gerichtet, alles andere lag versteckt im Dunkel der Nacht.
    Auch Archie Todd zeigte sich nicht an den dunklen Fenstern, und das Kind war erst recht nicht zu sehen.
    Genau um zwei Minuten vor Ablauf des Ultimatums sprach Burns den Kidnehmer durch das Megaphon an. »Hören Sie, Todd! – Wir haben Ihre Bedingung erfüllt. John Sinclair ist hier.«
    »Das habe ich gesehen!« schrie er zurück.
    »Dann lassen Sie jetzt das Kind frei!«
    Ein dreckiges Lachen fegte uns entgegen. »Von wegen, ihr Hundesöhne! Erst wenn Sinclair bei mir ist und ihr versprecht, daß ihr nicht angreifen werdet, lasse ich die Kleine frei. So war es abgemacht, und so wird es auch bleiben.«
    »Das ist okay«, sagte ich zu Bums.
    »Ist schon gut. Ich verstehe das zwar noch immer nicht, bin aber froh, daß Sie gekommen sind.«
    Ich nickte in Gedanken.
    »Sollen wir ein Zeitlimit ausmachen?«
    »Nein!«
    Todd dauerte alles zu lange. »Verflucht, Sinclair, komm endlich! Ich habe nicht ewig Zeit.«
    Ich trat in das Scheinwerferlicht hinein und hob den rechten Arm, damit er mich auch sehen konnte. Dann setzte ich mich in Bewegung. Es gab schon einige Dinge, die mich störten, abgesehen vom Licht, durch das ich ging. Ich wunderte mich darüber, daß dieser Todd keinen Unbewaffneten erwartete. Darauf hatte er nicht bestanden, und auch seine letzte Antwort hatte mich nachdenklich gemacht. Er hatte nicht ewig Zeit. Warum nicht? Ich wollte einfach nicht glauben, daß diese Worte etwas mit seiner Geisel zu tun hatten. Mein Gefühl sagte mir, daß etwas anderes dahintersteckte.
    Ich hatte die Hälfte der Strecke zurückgelegt, und die Tür blieb auch weiterhin geschlossen. Rechts und
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