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Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Titel: Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)
Autoren: Herbert Knebel
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hatte mich da bislang immer konsequent von ferngehalten, weil, irgendwie sah dat nach Arbeit aus. Unkraut jäten, Spargel abstechen, Erbsen zählen … Näh, dat is nix für unsern Herbert!
    Jetz hatten wir aber ne Einladung gekricht, wo mein Frau schon zugesacht hatte, und zwar von ein bekanntes Ehepaar, die Lotte und der Hans Heckmann. Die sind da schwer aktiv inne Kolonie «Laubenpieper». Da ham die ne Pazelle oder Scholle oder wie der Fisch da heißt.
    Ja, Samstagnachmittag, fuffzehn Uhr, waren wir da. Aber bis wir wirklich da waren und die Heckmänner lokallesiert hatten, hat dann noch en bissken gedauert, weil, sonne Kleingartenanlage, dat is ja wie en Irrgarten. Da wirse irre!
    Und wenn man da so durchlatscht, kricht man aber en schönen Einblick in dat Dasein und die Psyche von son Kleingärtner: Überall Ferrari-Fahnen und Schalke 04. Und eine von FC Bayern. Aber Malochen wie bekloppt: graben, hacken, spritzen, schnippeln …
    Ich sach zu mein Frau, hömma, Guste, dat is ja hier wie in ne Strafkolonie! Wat ham die alle ausgefressen?! Da meint sie, manche Leute würden sich eben gern körperlich betätigen. Da hätt ich ja nix mit am Hut. Ich sach, kommt auf die Betätigung an!
    Na ja, als wir die Heckmänner dann endlich gefunden hatten, stand er mim Arsch noch inne Möhren, und sie war mitte Nagelschere den Rasen am Trimmen. Und die ganze Pazelle von die sah aus wie ausn Ei gepellt. Die Hecken frisch rasiert, die Beete wie geleckt, dat Gemüse poliert, Wege abgespritzt mit Unkraut-Ex … Da hab ich mir am Gartentor drekt die Schuhe ausgezogen, um nix dreckig zu machen.
    Nache Begrüßung bauten sich die Heckmänner dann ganz stolz auf, zeigten mit große Geste auf den Garten und sachten, na, ham wir zu viel versprochen? Ich sach, ja, mit Natur habt ihr dat wohl nich so. Traut sich hier überhaupt noch en Lebewesen hin, außer euch? Son Wurm oder Käfer macht doch bestimmt en riesen Bogen um euch. Da sachten se, sie würden sich auch alle Mühe geben, die Viecher im Keim zu ersticken. Und wir sollten uns schomma setzen. Kaffee und Kuchen ständ da. Sie müssten nur noch eben wat umgraben, bevor et zu spät wär.
    Ja, und dann wurd dat wider Erwarten en richtig netten Nachmittag. Mein Frau und ich ham uns den ganzen Kaffee und Kuchen reingehauen und die Heckmänner beim Umgraben zugekuckt. Ich kam mir vor wie en Plantagenbesitzer. Ich hab se dann noch en bissken angewiesen, wo se noch nich waren, und en bissken angetrieben, wenn se in ihre Emsigkeit nachließen.
    Ich sach, sisse, Guste, et muss sich nich jeder körperlich betätigen! Der größte Muskel is dat Gehirn!

Patchwork-Familie
    Boh glaubse, et gibt Sachen, die gab et früher gar nich. Zum Beispiel Pätschwörk. Also, dat gab et früher schon, aber nur als Teppich, als geflickten. Dat kam ausn Englischen, weil, en «pätsch» is nämlich im Englischen en Flicken. Und «wörk» is klar. Also Flickwerk oder auf gut Deutsch: dat Beste draus gemacht.
    Und da sind wir schon wieder mitten im Thema, nämlich Pätschwörk als Familie, aber eben geflickte. Da hat die ursprüngliche Konstruktion Löcher gekricht, wat weiß ich, der Papa is ma eben Zigaretten holen gegangen und is dann mit die neue Lebensgefährtin wiedergekommen und direkt mit die Kinder von die dabei. Und sie, also, die Frau von den Zigarettenholer, total enttäuscht, sich getrennt und sich ausgezogen. Quatsch, nur ausgezogen. Da war gez en «sich» zu viel.
    Und dann is die en Block weiter gezogen zu ein Kaffzett-Montör, der sie vor längere Zeit schomma signalisiert hatte, dat er an sie auch ma gerne en bissken rumschrauben würde. Und dann is dann bei die Schrauberei wat entstanden. Ers Liebe und dann als Folge en kleinen Schrauber.
    Ja, und irgendwann is dat so, dat, nach anfängliche Querelen und Kloppereien, die sich zusammengerauft haben und ne Art Großfamilie bilden, wo der Zigarettenholer mit den kleinen Schrauber schomma nach Schloss Beck fährt und die Mutter von den kleinen Schrauber, die ja auch die Mutter von die Kinder von den Zigarettenholer is, der ja mit die Neue von ihm auch jetz schon wieder en Kind dabeihat, ja, dat die mit denen gez auch ma en DVD-Abend macht, und wo der Kaffzett-Montör mit den großen Schrauber … Ach nee, dat is ja eine Person. Gez muss ich aufpassen! Also, wo der Montör mit dem Auto von den Zigarettenholer alleine wegfährt, weil er ja weiß, der kleine Schrauber is in guten Händen, und der Zigarettenholer denkt sich, ja, da is ja mein
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