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Jette

Jette

Titel: Jette
Autoren: Frieda Lamberti
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Absicht, einen guten Eindruck zu machen. Schließlich stehen mir drei Wochen Ferien mit ihnen bevor. Eine Woche in Hamburg und zwei Wochen auf Sardinien. Ich öffne die Tür und gehe hinaus zu ihnen, um sie schon am Wagen zu begrüßen.
   »Hey, da seid ihr ja. Du bist bestimmt Linda. Hallo.«
   »Nee, ich bin Ben, das sieht man doch wohl«, antwortet sie mir, ohne mich anzusehen. Na, gut. Zweiter Versuch.
   »Hallo Ben. Ich bin Jette. Herzlich willkommen.«
   »Jette?«, lacht er mich laut aus. »So heißt die Kuh unseres Nachbarn. Jette...ich lach mich kaputt..«
Ja, ganz entzückend und zauberhaft, deine Kinder. Und so entgegenkommend. Die sieben Sekunden sind vorbei. Alles klar. Na, das kann ja heiter werden.

Mirko gibt mir einen Kuss und ich nehme eine der großen Taschen aus dem Kofferraum und trage sie hinter den Kindern ins Haus hinein. Ich höre, wie Linda ihrem Bruder zuflüstert »Schon wieder so eine billige Kopie von Mama. Mal sehen, wie lange er es mit dieser Tussi aushält.« Ich schlucke, behalte aber die Ruhe und stelle die schwere Tasche in der Diele ab. Mirko führt seine Brut durch das Erdgeschoss und zeigt ihnen sein neues Zuhause. Ben und Linda sind gänzlich unbeeindruckt und fragen, wo ihre Zimmer sind.
   »Ihr teilt euch das Gästezimmer im ersten Stock.«
   »Vergiss es, Papa. Ich werde nicht mit Ben in einem Zimmer schlafen. Was denkst du dir?«
   »Ich denke, dass es für eine Woche gehen wird«, sagt er und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn.

Ich habe Essen vorbereitet. Entgegen der Meinung meiner Freundinnen, kann ich mehr als nur Nudelgerichte kochen. Es gibt Gulasch mit Gemüse und Kartoffeln.
   »Ich esse kein Fleisch«, ist der erste Kommentar von Linda. Warum wundert mich das nicht. Als Ben fragt, ob da etwa Zwiebeln drin sind, hole ich einmal tief Luft.
   »Ihr müsst es nicht essen. Die Wahrscheinlichkeit, euren Geschmack zu treffen, war ohnehin ziemlich gering. Am besten ihr gebt mir eine Liste, auf der ihr alles notiert, was ihr nicht mögt. Dann gibt es künftig keine bösen Überraschungen.
   »Das ist nicht nötig. In Italien werden wir auswärts essen. Schließlich haben wir alle Urlaub und du wirst während der Ferien bestimmt nicht am Herd stehen«, sagt Mirko und gibt mir einen Kuss.
   »Heißt das etwa, die kommt mit?«
   »Die, heißt Jette und ja, selbstverständlich kommt sie mit.«

Es ist ein Alptraum. Der Umgang mit den Kindern erweist sich noch viel schlimmer, als in meinen ärgsten Befürchtungen. Noch nie in meinem Leben bin ich auf so viel Ablehnung gestoßen. Ich kann tun und lassen, was ich will. Es ist alles falsch. Als Mirko mir sagt, dass er gleich mit Ben aufbrechen wird, weil sie einen Männertag unternehmen wollen, flehe ich ihn an, mich nicht mit Linda allein zu lassen.
   »Macht ihr doch auch etwas zusammen. Einen Stadtbummel. Kauft euch einen Badeanzug, neue Schuhe oder was immer euch für den Urlaub noch fehlt. Das wäre doch eine gute Gelegenheit, um euch näher zu kommen.«
Meine innere Stimme warnt mich und sagt: »Auf keinen Fall. Nimm du sie mit. Sie ist deine Tochter.«
Aber ich lasse mich breitschlagen.
    »Wenn sie Lust hat.«

Sie hat keine Lust, aber der ernste Blick ihres Vaters hat sie letztendlich bewogen, einem Bummel zuzustimmen. Wir fahren mit meinem Wagen und sie merkt an, froh zu sein, dass niemand in Hamburg sie kennt. Zuhause würde sie sich niemals in einer solchen Schrottkiste zeigen. Ich fahre meine Schrottkiste ins Parkhaus am Gänsemarkt. Ein guter Ausgangspunkt, um die umliegenden Galerien und Einkaufspassagen zu erreichen.
   »Sollten wir uns aus irgendeinem Grund in der Stadt verlieren, rufen wir uns übers Handy an. Ich gebe dir erst meine Nummer, und dann sagst du mir bitte deine an.«
Mürrisch folgt sie meinem Vorschlag.
   »Womit fangen wir an? Klamotten? Schuhe? Bademoden?«
Die Antwort, die ich erhalte, verschlägt mir zunächst die Sprache.
   »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mir solche Nuttenfummel von dir aufschwatzen lasse, wie du sie trägst. Es reicht doch, dass eine Person im Haus meines Vaters wie eine Prostituierte gekleidet ist.«
Mir reicht es. Ich schaue diesem Monsterkind direkt in die Augen und sage, dass ich es überhaupt nicht nötig habe, den schönen Tag mit ihr und ihren Unverschämtheiten zu verbringen. Wenn sie shoppen will, dann soll sie es allein tun. Ausreichend Geld hat sie ja dabei. Wir stehen vor
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