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Jette

Jette

Titel: Jette
Autoren: Frieda Lamberti
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geirrt. Gott sei Dank, hatte ich eigenes Geld dabei und konnte mir ein Taxi rufen.«
   »Du bleibst also bei deiner Lügengeschichte! Dann sage mir, warum du mich nicht angerufen hast!«
   »Wie denn? Ich hatte doch deine Nummer gar nicht.«
Mittlerweile schnaube ich vor Wut. Ich greife mir ihr Telefon vom Tisch und suche nach meiner Nummer, die ich ihr vor Stunden noch angesagt habe und die sie in meinem Beisein eingetippt hat. Fehlanzeige.
   »Meine Güte, bist du abgebrüht.«
   »Jette, es langt!«, fährt Mirko mich an.
   »Ja, Mirko. Mir auch! Glückwunsch, Linda. Du hast es geschafft. In weniger als einer Woche.«

Heulend packe ich meinen Koffer. Nein, nicht für Sardinien. Ich werde in meine Wohnung fahren. Nachdem ich mein Gepäck im Kofferraum meiner »Schrottkiste« verstaut habe, gehe ich zu Mirko und wünsche ihm einen schönen Urlaub mit seinen Kindern.
   »Jette, bitte. Lass uns doch in Ruhe darüber reden.«
   »Was soll es bringen? Du hast dir doch längst deine Meinung gebildet.«
   »Wo willst du hin?«
   »Nach Hause. In meine Wohnung. Ich denke, da gehöre ich auch hin. Es war schön mit dir. Zu kurz. Viel zu kurz, aber unbeschreiblich schön. Mach es gut, Mirko.«

Trostpflaster

In meiner Küche sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich kann Malte nicht laut anbrüllen, denn er ist nicht zu Hause. In meiner unbändigen Wut, die ich noch immer habe, putze ich seit zwei Stunden die Küche, das Bad und den Flur, aber ein Ende ist noch immer nicht in Sicht. Ich bringe gerade die dritte Mülltüte hinaus zur Abfalltonne, als mein Untermieter vorfährt. Als er mich erblickt, zuckt er vor Schreck zusammen.
   »Jette, was machst du hier? Warst du etwa schon oben?«
Ich antworte ihm nicht und er folgt mir schweigend die Treppe hinauf. Als er sieht, dass ich das Chaos bereits beseitigt habe, versucht er sich in Erklärungen.
   »Wenn ich gewusst hätte, dass du heute kommst, hätte ich noch aufgeräumt. Ich hätte sogar einen Kuchen gebacken. Nur für dich. Sogar Champagner hätte ich besorgt, denn schnöden Sekt trinkst du ja jetzt wohl nicht mehr?«
   »Heute trinke ich alles! Hast du was in deinem Zimmer?«
   »Nur Whiskey.«
   »Scotch oder Bourbon?«
   »Ich fürchte nur Bourbon.«
   »Mit Kaffee sollte es gehen.«
Ich drehe ihm den Rücken zu und nehme die Kaffeedose aus dem Bord. Krampfhaft versuche ich meine Tränen zurückzuhalten. Denn Maltes Frage, ob ich für immer bleibe, treibt mir mit aller Macht das Wasser in die Augen.
   »Es ist also aus! Endlich! Endlich bist du zur Vernunft gekommen.«
   »Ach, Malte....«
   »Der Kerl hat dich gar nicht verdient. Gut, er hat Geld wie Heu, aber liebt er dich? Er hat dich gekauft...«
   »Wenn du jetzt auch das Wort Prostituierte in den Mund nimmst, dann werde ich zur Furie. Zweimal am Tag lasse ich mich nicht so betiteln.«
   »Er hat dich tatsächlich...«
   »Nein, hat er nicht. Sein blödes Balg hat mich so genannt.«
Malte will mich trösten und legt seinen Arm um mich.
   »Jette, du muffelst! Geh unter die Dusche. In der Zwischenzeit kümmere ich mich um den Kaffee.«
Ich folge seinem Rat und benutze sein herb, würziges Duschgel für Haut und Haare. Belebend, steht auf dem Etikett. Das bewirkt es zwar nicht, aber mein Körper riecht wieder frisch und sauber. Meine nassen Haare kämme ich mir nur zurück. Mit einem T-Shirt und einem Boxershort von Malte trete ich wieder in die Küche.
   »Ich hoffe, du hast nichts dagegen. Ich bin noch nicht dazu gekommen, meinen Koffer auszupacken. Erst musste ich dieses Durcheinander beseitigen. Sag, was hast du nur all die Wochen hier angestellt? Bestimmt hast du seit meinem Auszug nicht einmal geputzt.«
   »Ich konnte nicht!«
   »Du konntest nicht? Und warum nicht?«
   »Ich war so traurig und so einsam ohne dich. Du hast mir so gefehlt, dass ich ganz krank wurde.«
   »Diese Krankheit heißt notorische Faulheit! Aber was soll’s. Geben wir beide uns jetzt die Kante?«

Ich schenke uns gerade den vierten oder fünften Kaffee Bourbon ein, als es an der Tür klingelt. Weil Malte mir versichert, dass er keinen Besuch erwartet, schaue ich aus dem Fenster. Natürlich. Mirkos Wagen parkt vor der Tür und ich sage, dass ich ihn nicht sprechen will.
   »Auf keinen Fall! Schau nur, wie ich aussehe.«
Malte wimmelt ihn an der Tür ab. Mit dem Schlüssel für die Villa kommt er
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