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Jette

Jette

Titel: Jette
Autoren: Frieda Lamberti
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zurück, aber gemeldet hat er sich nicht einmal bei mir. Ich habe mir in diesem Monat keine neuen Extensions machen lassen. Im Gegenteil. Ich habe meine Haare auf Kinnlänge kürzen lassen. Malte hat Recht. Ich bin keine Barbie. Ich bin eine selbstbewusste Frau, die sich über ihren Verstand, ihren Charme und ihren guten Charakter definiert. Ich quäle mich auch nicht mehr in Highheels, sondern trage Ballerinas, die ich günstig im Ausverkauf erstanden habe. Nicht made in Italy. Ich glaube sie wurden in der Türkei gefertigt und stinken bereits nach dem zweiten Mal Tragen extrem übel. Bei Leo bestelle ich nur Salat. Er hat mir angeboten, zweimal die Woche bei ihm zu kellnern. Und ich habe spontan zugesagt. Mit Tines und Leos Job schaffe ich es die nächsten Monate. Und wenn Malte pünktlich die Miete zahlt, sollte alles klar gehen.

Es ist mein erster Tag im dritten Semester, als ich mittags mit einem Becher Kaffee aus dem Gebäude trete. Ich geselle mich zu den Rauchern, um zu erfahren, wie sie den Sommer verbracht haben, als ich Mirko auf mich zukommen sehe.
   »Was machst du hier?«
   »Ich will mit dir reden.«
Von seiner Urlaubsbräune ist nur noch ein Hauch zu sehen. Ich schaue besser auf den Boden. Dem Blick in seine Augen könnte ich jetzt nicht standhalten.
   »Warum? Warum bist du ausgezogen?«
   »Bitte? Es war doch dein ausdrücklicher Wunsch. Genau für diesen Zweck hattest du mir doch den Schlüssel gebracht.«
   »Unsinn! Deinen Schlüssel brachte ich dir, weil du in deiner Wut ohne ihn abgerauscht bist.«
   »Und warum bin ich abgerauscht? Weil du mir nicht geglaubt hast!«
   »Müssen wir das hier besprechen? Komm, lass uns nach Hause fahren.«
   »Nicht so schnell, Mirko. Was denkst du dir? Du schlägst hier nach Wochen einfach so auf und erwartest, dass ich alles stehen und liegen lasse und dir folge?«
   »Ich schlage hier auf, weil es die einzige Möglichkeit ist, dich zur Rede zu stellen. Du wirst mir selber sagen, dass es Aus ist und nicht feige deinen Untermieter vorschicken.«
Ich verstehe kein Wort, denn ich habe niemanden vorgeschickt.
   »Warte. Ich hole nur meine Tasche und dann kannst du mir erklären, wovon du überhaupt sprichst.«

Wenn es stimmt, was Mirko mir erzählt, dann hat Malte ihm tatsächlich gesagt, dass ich genug von ihm hätte und er sich schleichen soll. Na warte, Malte Leschner. Das hat ein Nachspiel. Mit der festen Absicht, meinen Untermieter an die Gurgel zu gehen, fahre ich in meine Wohnung.
   »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
   »Das fragst du mich wirklich? Hast du es denn immer noch nicht gemerkt, dass ich dich gern habe? Und nach unserer gemeinsamen Nacht..........«
   »Sprich nicht von gemeinsam. Ich war völlig blau und nicht zurechnungsfähig. Du hast die Situation schamlos ausgenutzt. Nüchtern wäre ich niemals mit dir ins Bett gestiegen. Du hast Mirko doch wohl nichts davon gesagt, oder?«
   »Noch nicht!«
   »Verdammt, Malte. Begreife doch endlich, dass ich ihn liebe und nicht dich.«
   »Hast du überhaupt eine Ahnung, in wen du dich verliebt hast?  Was weißt du denn von ihm?«
   »Was weißt du denn?«
   »Zum Beispiel, dass er die Frauen wechselt, wie andere Männer ihre Unterhosen. Dass sie alle blond sind und sich wie ein Ei dem anderen gleichen. Du glaubst mir nicht? Dann google deinen Herrn Schmelzer mal und zähle nach, mit wie vielen Tussis er sich allein in den letzten zwei Jahren hat ablichten lassen.«
   »Es wird das Beste sein, du suchst dir ein anderes Zimmer. Ich werde die Wohnung aufgeben.«
   »Du ziehst tatsächlich zu ihm zurück?«
   »Ich wäre gar nicht erst ausgezogen, wenn du mir wegen dem Schlüssel nicht so einen Bären aufgebunden hättest.«
   »Jette, du machst einen gewaltigen Fehler. Ihr passt nicht zusammen.«
   »Das lass mal meine Sorge sein.«

Endlich glaubt Mirko mir. Allerdings erst nachdem seine Exfrau ihn anrief und ihm von Lindas Geständnis berichtete. Der kleine Mistkäfer hatte damit geprahlt, wie einfach es war, die Neue an Papas Seite zu vertreiben. Sie hegt noch immer den Traum, dass sich ihre Eltern wieder versöhnen.
   »Ja, was meine Tochter sich da geleistet hat, das war wirklich ein starkes Stück. Endlich bist du wieder da und ich kann dich wieder im Arm halten. Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie sehr du mir gefehlt hast?«

Als am nächsten Morgen der Wecker um sieben Uhr
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