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Jette

Jette

Titel: Jette
Autoren: Frieda Lamberti
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klingelt und ich mit einem Satz aus dem Bett springe, fragt er, was mich denn zu so früher Stunde schon antreibt.
   »Uni! Ich studiere, falls du dich erinnerst und die Semesterferien sind vorbei.«
   »Dann sehen wir uns erst heute Nachmittag wieder?«
   »Es wird wohl eher Mitternacht. Heute habe ich Dienst bei Leo.«
  »Jette, das brauchst du doch nicht. Es besteht keine Veranlassung mehr, diese Aushilfsjobs zu machen. Weder für Tine noch in der Kneipe. Ich hatte gehofft, wir holen unseren Urlaub nach und fahren noch einmal zusammen ins Ferienhaus.«
   »Und mein Studium? Ich habe bereits im letzten Semester reichlich Fehlzeiten angesammelt, an denen du nicht ganz unschuldig warst.«
   »Ich weiß, es ist dir ernst mit deinem Masterabschluss. Aber ist er dir wichtiger als ich?«
   »Was soll die Frage? Erwartest du, dass ich mich zwischen Studium und dir entscheiden soll? Was hast du vor? Willst du mich in einen goldenen Käfig sperren? Vielen Dank. Das hatte ich schon einmal (obwohl der nur vergoldet war) und es hat mir nicht gefallen.«
   »Blödsinn! Ich will mit dir verreisen. Den verlorenen Sommer nachholen. Du sollst dein Studium nicht aufgeben, sondern lediglich ein Semester aussetzen. Das sollte auf einer privaten Hochschule doch wohl kein Problem sein.«
   »Ich überlege es mir. Kuss? Also bis heute Abend.«

Der Donnerstag-Weiber-Plausch-Abend findet in unserer Stammkneipe statt. Natürlich bediene ich an diesem Abend. Ich kann doch nicht von jetzt auf sofort den Job schmeißen. Das hat Leo nicht verdient. Schließlich half er mir aus einer brenzlichen Lage und dass die Situation jetzt nicht mehr brenzlich ist, dafür kann er ja nichts. Es ist nicht sehr viel zu tun. Die meisten Gäste sitzen am Tresen und so habe ich Gelegenheit, zwischendurch mit Franka und Tine am Tisch zu plaudern und sie auf den neuesten Stand zu bringen. Tine hat schon immer geahnt, dass Malte mehr sein wollte als nur mein Untermieter. Ihm die rote Karte zu zeigen, findet sie ganz richtig. Auch, dass ich jetzt wieder in der Villa wohne und beabsichtige, meine Wohnung zu kündigen, findet ihre Zustimmung. Als ich ihnen jedoch sage, dass ich vorhabe, ein Semester lang zu pausieren, ist es vorbei mit unserem Einvernehmen.
   »Jette spinnt total. Sie war endlich auf dem besten Weg, eine eigenständige Frau zu werden. Was bitte, will sie den ganzen Tag machen?«
   »Sie wird das sorgenfreie Leben an der Seite eines reichen Privatiers führen und langsam aber sicher verblöden.«
   »Und sollte der Fall eintreten, was ich ihr nicht wünsche, und es doch nicht auf Dauer gutgehen, dann steht sie wieder mit leeren Händen da, genau wie nach Dieters Ableben.«
   »Hallo? Ich sitze hier neben euch! Ich könnt gerne direkt zu mir sprechen!«
Sie haben ja Recht. Und genau aus diesem Grund werde ich Mirko auch sagen, dass der Urlaub warten muss.

Wie erwartet nimmt er meine Entscheidung mit Unverständnis auf. So hat er sich das nicht vorgestellt. Mit seinen Worten gesprochen, er wollte eine Frau, die Zeit mit ihm verbringt und Spaß daran hat, das süße Leben mit ihm zu teilen.
   »Wenn du mich fragst, bist du zu jung für den Ruhestand. Auch wenn du es finanziell nicht nötig hast. Du brauchst eine Aufgabe. Ich mag dich und ich bin wirklich gern mit dir zusammen, aber ich bin nicht deine Unterhalterin!«
   »Dann habe ich mich sehr in dir getäuscht. Ich dachte....«
   »dass ich eine Tussi bin? Eine Frau, die sich von dir aushalten lässt? Eine, die spurt und sich deinen Wünschen willenlos unterordnet? Mirko, das bin ich eindeutig nicht.«
   »Und nun?«
   »Nun ist es wohl soweit. Ich werde gegen ein neues Blondchen ausgetauscht.«
Mirko antwortet mir nicht. Er steht grinsend vor mir und schüttelt amüsiert den Kopf.
   »Was ist so komisch?«
   »Du bist keine Tussi, mein Liebling. Das war mir schon beim ersten Zusammentreffen klar. Und ich möchte weder, dass du dich mir willenlos unterordnest, noch habe ich vor, dich auszutauschen. Ganz im Gegenteil. Ich möchte dich bitten, mich zu heiraten.«
   »Mirko? Du legst ein Tempo vor, dass mir schwindelig wird.«
   »Ich habe keine Zeit zu verschenken, Liebling. Den kurzen Rest meines Lebens will ich genießen. Und wenn es möglich ist, dann mit dir.«
   »Den kurzen Rest?«
Was hat das zu bedeuten?  Mit beiden Händen umgreift er mein Gesicht und drückt seine Stirn fest an meine. Er schließt
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