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Jette

Jette

Titel: Jette
Autoren: Frieda Lamberti
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   »Hatten wir nicht gesagt, Schwamm drüber, als du das letzte Mal bei uns warst?«
   »Warum holt Papa uns nicht ab?«
   »Er versucht seit zwei Stunden, den Tannenbaum auf einen Fuß zu stellen und....«
   »Sag nichts, Jette. Das Theater kennen wir noch von früher. Mama hat sich dann auch immer verdrückt, wenn er seinen Wutanfall bekam«, lacht Linda.
Gut gelaunt fahren wir in die Villa, in der uns der Hausherr schon mit Spannung erwartet.
   »Wie siehst du denn aus, Papa. Wo sind deine Haare?«
   »Graue Haare sind etwas für alte Männer und ich bin nicht alt. Kommt her und lasst euch drücken.«
   »Du siehst aus wie ein Proll, sag bloß, dir gefällt das, Jette?«
   »Gefallen? Ich liebe seine Glatze. Es macht mir einen Heidenspaß, ihn auf sein blankes Haupt zu küssen.«
   »Nicht, Liebling«, fleht Telly. Aber zu spät. Wieder trägt er meinen kirschroten Mundabdruck auf seinem Kopf. Ich hänge meinen Mantel an die Garderobe und gehe in die Küche, um nach dem Essen zu schauen. Auf Wunsch der Kinder gibt es Ente. Die beiden Vögel brutzeln langsam vor sich hin.
   »Toller Baum. Der ist ja riesig«, sagt Ben.
   »Wir schmücken doch wieder zusammen, oder Papa?«
   »Na, klar wie jedes Jahr.«
   »Sag mal, Jette, ich weiß nicht, ob ich dich das so direkt fragen darf, aber kann es sein, dass du ein Baby bekommst?«
   »Ja, Linda, du darfst mich so direkt fragen und ja, dieser Bauch ist ein Babybauch.«
Ben findet es cool und Linda rümpft die Nase und sagt
   »Das arme Kind. Es wird uralte Eltern bekommen.«
   »Und eine ziemliche freche Schwester. Sag du mir, was schlimmer ist«, lacht Mirko.

Nach dem Essen, das von allen über den Klee gelobt wird, gibt es Geschenke. Als ich das kleine Päckchen von Ben auspacke, bekomme ich einen lauten Lachanfall. Der Bengel hat tatsächlich Nachbars Kuh fotografiert und mir ein gerahmtes Bild von der Schwarzbunten geschenkt.
   »Ben!«, sagt Mirko im ernsten Ton, aber ich greife laut juchend ein.
   »Nicht, Schatz. Lass, bitte! Das ist das lustigste Geschenk, das ich je bekommen habe. Ich werde es hier im Wohnzimmer aufstellen.«

»Was für ein toller Weihnachtstag«, schwärmt Mirko abends im Bett. Und ich will von ihm wissen, wer diese zauberhaften und entzückenden Kinder sind, die heute mit uns gefeiert haben.
   »Du Liebling, ich möchte dich mal etwas fragen. Freust du dich gar nicht auf das Baby?«
Ich glaube, mir bleibt das Herz stehen. Warum fragt er mich das?
   »Es ist kein Vorwurf, aber wenn ich dich mit Franka vergleiche, dann.....«
   »Doch, ich freue mich auch«, lüge ich. »Vielleicht liegt es daran, dass Frankas Schwangerschaft unbeschwerter verläuft als meine. Knut ist gesund. Du bist es noch nicht. Meine Gedanken kreisen im Moment mehr um deine Genesung. Verstehst du das nicht?«
   »Ich liebe dich, Jette Schmelzer.«

»Möchten Sie wissen, ob es ein Junge oder Mädchen wird«, fragt uns die Frauenärztin. Junge oder Mädchen? Ist mir doch völlig egal. Lieber würde ich wissen, ob der tapfere Kämpfer, der neben mir sitzt, der Erzeuger des Kindes ist.
   »Nein, meine Frau und ich wollen uns überraschen lassen. So lange ist es bis Mai ja nicht mehr hin.«
Mirko zählt in Monaten. Ich zähle in Chemotherapien. Zwei stehen ihm noch bevor, hat uns sein Onkologe mitgeteilt. Nach dem Arztbesuch will er mit mir bummeln. Ich halte es für keine gute Idee und würde es lieber sehen, dass er sich schont.
   »Komm, Jette. Möbel fürs Kinderzimmer und einige winzige Strampler. Weißt du, Muriel hat für Linda und Ben damals alles allein erledigt. Diesmal will ich daran Teil haben. Überhaupt werde ich bei unserem Kind alles anders machen. Ich werde endlich Zeit haben und ein toller Vollzeit Papa sein, während du dich deinem Studium widmen kannst.«
   »Du willst Ansgar Konkurrenz machen?«
   »Traust du mir das etwa nicht zu?«
   »Dir traue ich alles zu.
   »Ansgar ist ein kluger Mann. Ich mag ihn und unterhalte mich gern mit ihm. Er hat eine gesunde Lebenseinstellung und völlig Recht, wenn er sagt, dass das Wichtigste im Leben die eigenen Kinder sind. Zu sehen, dass man ein Stück von sich an die nächste Generation abgibt, empfinde ich als ungemein beruhigend. So ist man nicht ganz verschwunden, wenn der Tag kommt, an dem man gehen muss. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass ich in unserem Kind weiterlebe.«
   »Hör
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