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Jette

Jette

Titel: Jette
Autoren: Frieda Lamberti
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»Verzieh dich! Ich erwarte Besuch und will heute mal nicht von dir gestört werden.«
   »Hui, du hast ein Date? Darf ich dir einen Tipp geben?«
   »Halte die Klappe. Ich brauche keine Ratschläge von dir.«
   »Dann lass die Lockenwickler ruhig drin. Das macht uns Männer richtig scharf.«
   »Mist!«, rufe ich laut aus und fasse mir an den Kopf. Na, das wäre ja peinlich geworden. Ich will schnell ins Bad laufen, doch es klingelt schon an der Tür. Ich bettle Malte an, für mich zu öffnen, doch er sieht mich nur frech grinsend an und schüttelt den Kopf.
   »Bitte!«, flehe ich ihn an.
Er nimmt seine Jacke von der Garderobe und öffnet doch.
   »Hereinspaziert. Barbie ist noch im Bad. Habt einen schönen Abend«, höre ich ihn sagen.
Danach knallt die Wohnungstür laut zu und ich rufe Patrick aus der geschlossenen Badezimmertür zu, dass er schon ablegen soll und dass ich auch gleich komme.
   »In der Küche steht eine Flasche Wein. Wenn du magst, kannst du sie schon mal öffnen.«
Nur noch Lippenstift, noch einmal mit Deo unter die Achseln rollen, Mundspray und ....fertig. Ich gehe freudestrahlend in die Küche und staune. Patrick ist nicht allein gekommen. Ein mir unbekannter Mann reicht mir die Hand und stellt sich als Tim vor. Hatte Tine etwa doch Recht mit ihrer Vermutung? Meinen fragenden Blick beantwortet mein Gast sofort.
   »Tim ist mein Bruder. Er ist auf der Durchreise und nur für einen Tag in Hamburg. Ich wollte deine Einladung nicht so kurzfristig absagen und deshalb habe ich mir erlaubt, ihn mitzubringen. Ich hoffe, es ist dir recht.«
Erleichterung! Zwar macht Bruder Tim gerade meinen schönen Plan zu Nichte, aber besser so, als wenn sich die Annahme meiner Freundin bestätigt hätte.
   »Natürlich ist es mir recht. Es ist genug Essen da. Ich koche immer reichlich.«
Während ich ein drittes Gedeck auflege, fragt Tim, was es denn gibt.
   »Pasta di Mare.«
   »Oh, ich fürchte, da müssen wir passen. Wir Carter Brüder essen nichts, was aus dem Meer kommt.«
   »Ihr seid Veganer?«
   »Nein, Allergiker. Keinen Fisch und keine Schalen- oder Krustentiere.«
   »Was für ein Reinfall. Und nun?«
   »Und nun laden wir dich zum Essen ein. Patrick hat mir versprochen, mich in der Stadt herumzuführen. Eine gute Gelegenheit, Hamburg kennenzulernen, bevor mein Bruder wieder in die Staaten zurückgeht.«
   »Du gehst zurück? Wann?«
   »Ende des Monats.«
   »Für immer?«
   »So ist es geplant. Meine Frau hat lange genug auf mich gewartet.«
Ich versuche ein Lächeln, aber scheinbar mit wenig Erfolg. Was für eine Pleite auf ganzer Linie! Unter diesen Umständen habe ich keine Lust mehr, den Abend mit den Gebrüdern Cartwright zu verbringen und ich sage, dass Hoss und Little Joe sich besser ohne mich ins Nachtleben stürzen sollen.
   »Wir sehen uns bestimmt noch einmal vor deiner Abreise, oder? Also, dann zeige deinem Bruder die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Viel Spaß dabei.«

Ich räume die Küche auf und setze mich mit einem Glas Wein in der Hand ins Wohnzimmer und stelle den Fernseher an. Aber so richtig kann ich mich auf den Film nicht einlassen. Immer wieder stelle ich mir die Frage, warum ich fast drei Monate für einen verheirateten Mann geschwärmt habe. Vergeudete Zeit. Genau wie meine wilde Jugend Forscht Phase. Ich mache mir nichts mehr vor. Für eine Weile war es ja ganz amüsant sich mit jüngeren Männern zu treffen. Aber nach spätestens drei Wochen musste ich mir eingestehen, dass uns Welten trennten. Ich beschließe, bis zum Ende des Studiums das Thema Kerle vollkommen auszuklammern. Mal sehen, wie lange ich meinen Vorsatz diesmal durchhalte.

Sophie Therese feiert ihren ersten Geburtstag. Obwohl Tine uns eindringlich gebeten hat, sie nicht mit Geschenken zu überhäufen, schlägt Franka mit einer ganzen Wagenladung im Loft auf. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken haben mal wieder alle das Thema Schwangerschaft und Kindererziehung am Wickel. Ich komme mir vor wie das fünfte Rad am Wagen. Nachdem ich mein Stück Torte aufgegessen habe, frage ich, ob in dieser Woche noch Auslieferungen anstehen. Tine bietet mir an, Sessel aus Wismar abzuholen und sie direkt beim Kunden in Hamburg anzuliefern.
   »Allerdings musst du den Hänger nehmen. Sechs Stück passen nicht in den Kofferraum.«
   »Du hast gleich sechs deiner sündhaft teuren Replikate an einen Kunden verkauft?«
   »Ja, bei dem Typen
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