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Jette

Jette

Titel: Jette
Autoren: Frieda Lamberti
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spielt Geld keine Rolle. Ich glaube er heißt Schmelzer und bezieht gerade eine Villa an der Außenalster. Beste Adresse. Also, was ist? Willst du den Auftrag?«
Und wie ich den will. Vermutlich lockt ein fettes Trinkgeld zusätzlich zu den einhundert Euro, die Tine mir pauschal für diesen Dienst bezahlt. Sie reicht mir eine Visitenkarte und bittet mich, den Liefertermin direkt mit ihrem Kunden zu vereinbaren. Danach geht es mal wieder nur noch um das Thema Baby. Dass die Kleine schon laufen kann, ob Schnuller ja oder nein, wie lange Tine gestillt hat, dass es jetzt auch Babykost in Bio Qualität gibt, aber Ansgar trotzdem darauf besteht, dass sie keine Fertigprodukte bekommt. Als Tine auch noch einen Prospekt für Mutter und Kind Schwimmen auf den Tisch legt, reicht es mir und ich verabschiede mich. Ich habe das Thema einfach satt. Was ist bloß aus meinen Freundinnen geworden?

Als ich zu Hause ankomme, sitzt Malte in meiner Küche und macht sich über die Meeresfrüchte vom Vortag her.
   »Upps, du bist schon zurück? Ist der Kindergeburtstag schon vorbei?«
   »Guten Appetit, du Schmarotzer! Ich hoffe, es schmeckt.«
   »Danke! Warum hat dein Auserwählter gestern nicht mehr davon gegessen? Es schmeckt vorzüglich.«
   »Kannst du einen Wagen mit Hänger lenken?«
   »Ja, klar. Warum?«
   »Dann iss dich ruhig weiter satt! Dafür wirst du mich morgen nach Wismar fahren. Damit sind wir Quitt.«
   »Wir beide machen einen Strandtag? Etwa am Nacktbadestrand?«
   »Um acht, okay?«
 

Stilsicher?

Um halb neun kommt Malte endlich aus dem Bad und ich ziehe ein Gesicht. Er steht mit freiem Oberkörper vor mir und ich sehe, dass er Tattoos hat. Ein bunter Drache schmückt seinen linken Oberarm und mir fällt zum ersten Mal auf, wie kräftig er gebaut ist.
   »Stehst du Männer mit Tattoos?
   »Ich stehe auf Männer, die pünktlich sind. Können wir endlich?«

Während der Fahrt stelle ich das Radio in Tines Doblo auf volle Lautstärke. So kommt er wenigstens nicht auf die Idee, mich in eines seiner blöden Gespräche zu verwickeln. Obwohl Gespräche kann man es eigentlich nicht nennen. Plumpe Anmachsprüche trifft es eher. Nach zwei Stunden haben wir das Ziel erreicht. Als ich mich daran mache, die Plane vom Hänger zu öffnen, ruft er mir zu »Lass mal, Barbie! Nicht, dass du dir noch deine schönen Fingernägel ruinierst.«
Wenn ich nicht mit anpacken muss, dann hätte ich auch zu Hause bleiben können. Malte unterhält sich noch mit dem Tischler und staunt über die hohen Verkaufspreise der Möbel. Er würde keine zweitausend Euro für einen dieser Sessel ausgeben und findet, das Beste daran wäre das kleine Schild mit dem Logo.
   »Das habe ich entworfen«, sage ich stolz.
   »Echt? Du hast ja richtig was drauf, Barbie.«
   »Nenne mich nicht immer so.«
   »Warum nicht. Du gibst dir täglich solche Mühe, um so auszusehen. Also ich finde, der Name passt zu dir.«
   »Und ich finde, du solltest jetzt langsam losfahren. Ich habe nämlich keine Lust, den ganzen Tag mit dir zu verbringen.«

Kurz vor Hamburg wähle ich die Nummer, die auf der Visitenkarte steht und erreiche Herrn Schmelzer nach drei Mal klingeln. Er verspricht, in einer halben Stunde am Haus zu sein und ich freue mich darüber, mein heutiges Geld fast im Schlaf verdient zu haben. Denn während der gesamten Rückfahrt hielt ich ein ausgiebiges Nickerchen.
   »Hausnummer 49, oder was hast du gesagt?«
Ich steige aus dem Wagen, gehe zum Tor und suche nach der Klingel. Die weiße Villa steht im edlen Kontrast zu den zahlreichen, dunkel rot blühenden Rhododendren. Das Anwesen ist so schön, dass es sich als Postkartenmotiv eignen würde. Obwohl ich kein Namensschild finde, drücke ich den Klingelknopf. Kurz darauf höre ich eine Männerstimme durch die Gegensprechanlage.
   »Ja, bitte?«
   »Tine Haller Design. Sind wir hier richtig bei Schmelzer?«
   »Ja, Moment. Ich öffne Ihnen das Tor.«
Ich sage Malte, dass er vor den Eingang fahren soll. Ich selbst steige nicht wieder in den Wagen, sondern gehe staunend durch den Garten, auf den bei näherer Betrachtung eher die Bezeichnung Park zutrifft. Beeindruckend!
   »Unfassbar schön«, rufe ich dem Hausherrn von Weitem zu. »Ich habe noch nie zuvor einen so prächtigen Garten gesehen.«
   »Guten Tag, Frau Haller. Schön, dass es mit der Anlieferung heute geklappt hat.«
   »Lüders. Ich bin Jette Lüders.
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