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Jetlag

Jetlag

Titel: Jetlag
Autoren: Edna Schuchardt
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nichts auf die Reihe, hast einen Ehemann und weiß der Kuckuck wieviel Liebhaber am Hals und taumelst von einer Traumruine zur nächsten, und willst mir was von 'das Leben in den Griff kriegen' erzählen! Weißt du was? Ich hab's satt! Satt, satt, satt. Du heulst mir die Ohren voll, verwüstest meine Wohnung, frißt meine Vorräte weg, machst dich hier breit und wenn ich einmal, nur ein einziges Mal eine meiner Sorgen mit dir besprechen möchte, muß ich mir solchen Quatsch anhören. Schluß, aus. Wenn ich heute abend nach Hause komme, bist du verschwunden, klar? Und es ist mir völlig egal, wo du unterkommst!"
    Schweigen folgte diesem Ausbruch. Melanie saß erschrocken auf ihrem Stuhl und starrte Claire an, als seien dieser plötzlich rosa Eselsohren und grüne Luftschlangenhaare gewachsen. Aber Mel gehörte nicht zu den Menschen, die lange am Boden liegen bleiben. Im nächsten Moment war sie aufgesprungen und sauste durch die Küche, um Claire zu folgen, die sich gerade anschickte, die Wohnung zu verlassen.
    "Claire!" versuchte Mel sie zurückzuhalten. "Claire, jetzt warte doch mal!"
    Doch ihr Zuruf erreichte Claire nicht mehr. Die Freundin schlug Melanie die Tür direkt vor der Nase zu.

Kapitel 20
    Der Ausbruch hatte etwas Befreiendes gehabt. Claire hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. Sonst hatte sie sich nach einem Streit immer mies, schuldig und irgendwie klein gefühlt. Aber diesmal kam sie sich vor, als hätte sie Sekt getrunken. Sie fühlte sich so fit, daß sie sogar beschloß, jetzt gänzlich reinen Tisch zu machen.
    Sie rief Sonny an, bat sie, die Boutique aufzuschließen und fuhr dann zu Kleefisch's Buch- und Schreibwarenhandlung, die in der Fußgängerzone lag.
    Der Laden war hoffnungslos unübersichtlich eingerichtet. Da sich Hilde-Marie gegen jede Neuerung wehrte, sah es hier noch genauso aus wie vor zwanziger Jahren. Selbst die Verkäuferinnen, die Hilde-Marie wie ein Feldwebel regierte, schienen aus dieser Zeit zu stammen.
    "Ich möchte bitte Herrn Kleefisch sprechen", teilte Claire der vertrockneten Twinset-Figur mit, die eilfertig auf sie zugewieselt kam. "Sagen Sie ihm, es sei wichtig."
    In den grauen Augen leuchtete kurz Verwunderung auf, dann trippelte das Twinset-Faltenrock-Ensemble davon. Gleich darauf trat Hilde-Marie aus einem der Nebenräume. Bei Claires Anblick verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem falschen Lächeln.
    "Was kann ich für dich tun?"
    "Nichts." Claire maß sie mit einem eiskalten Blick. "Ich möchte Bertram sprechen. Würdest du ihm das bitte ausrichten?"
    Das Lächeln auf Hilde-Maries Gesicht fiel zusammen und machte dem urspünglich bitteren Ausdruck Platz.
    "Ich schätze es gar nicht, wenn meine Angestellten während der Arbeitszeit Privatbesuche empfangen", schnarrte sie ärgerlich. "Und da mache ich auch bei meinem Sohn keine Ausnahme."
    Claire überlegte einen Moment, dann wurde sie von etwas abgelenkt, das sich irgendwo im Hintergrund regte. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich dieses Etwas als Bertram, der gerade versuchte, ungesehen im Hinterzimmer zu verschwinden.
    Claire trat vor, schob Hilde-Marie zur Seite und stand gleich darauf ihrem Verlobten gegenüber, der sie ängstlich musterte.
    "Ich muß mit dir reden." Claire zog den Vorhang, der den Raum von der Verkaufsfläche trennte, mit einem Ruck zu. Direkt vor Hilde-Maries empörtem Gesicht. "Wie ist es, muß ich dich an Kopf und Kragen hier rausschleppen oder schaffst du es alleine, mit nach draußen zu kommen?"
    Bertram sah verlegen auf seine Schuhspitzen.
    "Mutter..." druckste er herum.
    "Also gut." Claire war nicht in der Stimmung, sich seine lahmen Ausreden anzuhören.
    "Okay, es wird ohnehin schnell gehen!" unterbrach sie Bertrams Gestammel. "Ich muß dir etwas mitteilen. Ich bin schwanger."
    Man konnte deutlich hören, wie Bertram schluckte. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick ohnmächtig werden.
    Die Messingringe rasselten heftig, als Hilde-Marie den Vorhang zurückriß.
    "Das erlaube ich nicht!" Ihre Stimme überschlug sich beinahe vor Hysterie. "Ich dulde keine Kleinkinder in meinem Haus. Bertram, habe ich dir nicht tausendmal gesagt, daß du dich zurückhalten sollst? Daß Kinder nur Ärger und Arbeit machen, daß du lieber verzichten sollst, als deinen Wünschen..."
    Claire fuhr herum.
    "Halt endlich den Mund!" Ihre Stimme war bis auf die Straße hinaus zu hören. "Verdammt, halt dich nur einmal, ein einziges Mal in deinem Leben aus einer
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