Jetlag

Einen altertümlichen Konferenztisch, der so groß und schwer war, dass er selbst einen Bombeneinschlag unversehrt überstehen würde.
    Zum Glück behielt Rita die Nerven. Sie scheuchte alle, die nichts mit dem "Fall" zu tun hatten, aus dem Zimmer und machte sich daran, das wichtigste für die Ankunft des Babys vorzubereiten.
    Irgendjemand hatte den Arzt geholt, der nur zwei Häuserblocks weiter seine Praxis unterhielt. Der gute Mann kam umgehend mit wehendem Kittel herübergelaufen, keine Minute zu früh, denn das Baby hatte sich bereits endgültig auf den Weg gemacht. Keine fünf Minuten später stieß es seinen ersten, empörten Schrei aus.
    "Mann, du hattest es aber eilig!" stieß Rita, die assistiert hatte, aufatmend aus, als sie Claire das Würmchen in die Arme legte. "Aber du wirst bestimmt mal ein äußerst praktischer Mensch." Sie grinste David an, der seine Tochter hingerissen betrachtete. "Du hast's bestimmt so eingerichtet, damit dein Papa dich gleich anmelden kann. Brauchst den Weg zum Standesamt also nicht zweimal zu machen, David."
    Er hörte gar nicht zu. Seine Blicke, seine ganze Aufmerksamkeit waren ausschließlich auf das Neugeborne und dessen frischgebackene Mutti gerichtet, die das Kleine zärtlich an sich drückte.
    "Wie soll die Süße denn heißen?" erkundigte sich der Arzt, der gerade seine Instrumente zusammenpackte. In der Ferne war die Sirene eines Krankenwagens zu hören.
    David und Claire wechselten einen entsetzt-ratlosen Blick miteinander. In all der Hektik der vergangenen Monate hatten sie tatsächlich vergessen, sich einen Namen für ihren Nachwuchs zu überlegen.
    Claire wandte schließlich den Kopf und sah zu Rita, die auf der anderen Seite des Tisches stand.
    Die Freundin hob nur andeutungsweise die Schultern und lächelte Claire augenzwinkernd an.
    "Wie wär's mit 'Jetlag'?"