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Jesus von Nazaret

Jesus von Nazaret

Titel: Jesus von Nazaret
Autoren: Alois Prinz
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die gegensätzlicherkaum sein könnten. Im Herodion, dem märchenhaften Luxus-Palast, wurde mit großem Prunk und Aufwand der König der Juden, Herodes, zu Grabe getragen. Und quasi nebenan wurde unter erbärmlichen Umständen in einer Höhle oder einem Stall ein Kind geboren.
    Die Paläste, Städte und Bauwerke des Herodes sind später zerstört worden oder mit der Zeit verfallen. Auch der berühmte Tempel von Jerusalem wurde zerstört. Herodes wurde zu einer Randfigur in der biblischen Geburtsgeschichte. Mit seinem Namen verbinden die meisten Menschen nur noch den Kindermord von Betlehem. Mit der Geburt des Kindes im Stall begann eine neue, andere Geschichte. Dieses Kind sollte die Welt verändern.
    Lukas erzählt, dass die Eltern nach acht Tagen mit ihrem Kind nach Jerusalem gingen, um es dort, wie es das Gesetz vorschreibt, beschneiden zu lassen. Sie brachten im Tempel auch ein Opfer dar. Weil sie arme Leute waren, konnten sie sich nicht mehr leisten als zwei Tauben. Im Tempel haben Maria und Josef wieder allen Grund, darüber zu staunen, was ihr Kind bei manchen Menschen auslöst. Ein Mann namens Simeon, ein Greis, behauptet, dass er so lange nicht sterben könne, bis er den Messias gesehen habe. Er nimmt den kleinen Jesus in die Arme und preist Gott, denn nun, so verkündet er, habe er »das Heil« gesehen und könne in Frieden sterben. (Lk 2,25-40)
    Auch eine gewisse Hannah, die auch schon über achtzig Jahre alt ist und jeden Tag im Tempel verbringt, wirdbeim Anblick von Jesus zu prophetischen Reden hingerissen. Jedem, der es hören will, erzählt sie, dass dieses Kind Jerusalem erlösen wird.
    Josef und Maria staunten, so betont es Lukas mehrmals. Aber über diese seltsamen Begegnungen konnten sie sich nicht lange den Kopf zerbrechen. Wie gesagt, Maria und Josef waren einfache Leute und sie mussten zurück in ihr Dorf. In Lukas’ Bericht kommen keine Sterndeuter aus dem Osten vor und Maria und Josef müssen mit ihrem Kind auch nicht nach Ägypten fliehen. Als sie in Jerusalem alle Rituale und Pflichten erfüllt hatten, packten sie ihre wenigen Sachen auf den Esel und machten sich auf die Heimreise, nach Galiläa, in ihr Heimatdorf Nazaret.
    Jesus entschwindet nun unseren Blicken. Aus den Evangelien erfahren wir nichts über seine Kindheit. Er taucht dort erst wieder auf, als er zwölf Jahre alt ist und mit seinen Eltern nach Jerusalem reist. Die ersten Christen und die Evangelisten haben sicher versucht, einiges über Jesus’ Zeit in Nazaret herauszubekommen. Gefunden haben sie sehr wenig. Vielleicht weil es nichts zu berichten gab. Anscheinend wuchs Jesus wie ein ganz normaler Junge in seinem Heimatdorf auf, und niemand kam auf die Idee, dass an ihm etwas Besonderes wäre.
    Wie sein Leben bis zu seiner Volljährigkeit verlaufen ist, darüber lässt sich dennoch einiges sagen. Wenn heutzutage ein Kind in Kalkutta, New York oder in einem Dorf in Niederbayern aufwächst, dann sind die Voraussetzungenseines Lebens sehr verschieden und man kann einiges über die Einflüsse sagen, die es prägen. Das gilt auch für Jesus. Er lebte als Jude in einem jüdischen Dorf zu einer religiös aufgeheizten und politisch sehr angespannten Zeit. Aus den zeitgenössischen Quellen lässt sich erschließen, wie es gewesen sein muss, damals in einem Dorf in Galiläa heranzuwachsen.
    Wie dieses Leben im Einzelnen ausgesehen hat, das darf hie und da ruhig etwas ausgemalt, aber niemals nur ausgedacht sein. Also folgen wir Jesus nach Nazaret …

3.
E NGEL UND S OLDATEN IN N AZARET
    Nazaret, das auf Hebräisch Nazerat und im Arabischen El-Nasra heißt, gehört heute zum festen Besuchsprogramm eines jeden Israel-Touristen. Hunderttausende kommen jedes Jahr in die Stadt, um die heiligen Stätten zu besichtigen, und sorgen dafür, dass das Verkehrschaos in dieser Stadt noch größer wird. Rund 70 000 Einwohner hat das moderne Nazaret. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung ist moslemisch. Die Christen sind in der Minderheit, aber sehr präsent. Die Altstadt wird überragt von der riesigen Kuppel der katholischen Verkündigungskirche, die geformt ist wie der umgedrehte Kelch einer Lilie, das Symbol für die Reinheit der Gottesmutter Maria.
    Die Basilika ist ein moderner Bau und wurde erst in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts errichtet, an einer Stelle, wo schon seit dem zweiten
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