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Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Titel: Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich
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Blick fixierte sich auf mich.
    »Ich kenne Sie nicht«, stellte er fest.
    »Cotton«, erwiderte ich. »Special Agent. FBI. Und das …«, ich deutete nach links, »ist mein Kollege Decker.«
    »FBI!«, sagte Tyrone beeindruckt. »Machen wir jetzt einen Deal?«
    »Sie kennen sich aus«, bescheinigte ich ihm. »Dann brauche ich Ihnen ja kaum noch was zu erklären. Nur das Wichtigste: Der Haftbefehl ist Ihr Ticket nach Rikers Island. Und unser Gespräch könnte Ihre Rabattkarte für die Insel werden. Je nachdem, wie viel dabei herauskommt, fällt der Rabatt höher oder niedriger aus.«
    »Der Richter setzt die Prozente fest, nehme ich an. In Monaten oder Jahren?«
    »Exakt«, erwiderte ich und nickte. »Also noch mal. Das Stichwort ist Gun Sharing.«
    »Ja, und?« Er hörte sich an wie ein Hund, der nach dem Ball schnappte.
    »Sie kennen sich damit aus«, behauptete ich. »Vor allem hier im Viertel. Richtig?« Dieser Teil meiner Mutmaßungen beruhte tatsächlich auf einem Schuss ins Blaue. Ich hatte Milt Irving und Paul Ventura nach den Briefkästen gefragt, und sie hatten beide gewusst, dass ich damit nicht etwa den US Mail Service meinte.
    Das System des Gun Sharing war relativ neu. Was wir brauchten, war einfach jemand, der es kannte – einschließlich der dazugehörigen Briefkästen in der Gegend. Das waren Aufbewahrungsorte für die Waffen, die von den Mitgliedern einer Gang benutzt wurden. So etwas wie tote Briefkästen in Spionageromanen. Ähnlich wie Schließfächer. Wenn jemand eine Waffe brauchte, holte er sie sich aus so einem Fach. Nach Gebrauch deponierte er sie wieder dort.
    Kein Gangster lief heutzutage länger als unbedingt nötig mit einer Waffe auf offener Straße herum. Das war einfach zu riskant, seit es das NYPD-Programm Stop and frisk gab. Es berechtigte jeden Streifen-Cop, jederzeit jeden Verdächtigen ohne Begründung anzuhalten und zu durchsuchen. Auf die Weise hatten die Cops schon jede Menge illegale Schuss-, Hieb- und Stichwaffen eingesammelt. Im Gangland hatten sie sich daraufhin ein Gegenprogramm ausgedacht, das Gun Sharing eben.
    Kurzum – ich baute darauf, dass die Pistole, mit der Goran Shames erschossen worden war, sich noch in so einem Briefkasten oder Schließfach befand. Gilbert Tyrone war der Mann mit dem notwendigen Insiderwissen dafür. Davon waren die Kollegen vom 25th Precinct jedenfalls überzeugt.
    »Klar kenne ich mich aus«, prahlte Tyrone. Seine Ortskenntnis gab ihm ein Gefühl von Überlegenheit. Das sah man ihm an.
    »Okay.« Ich nickte. »Stellen Sie sich mal vor, Sie wollen Goran Shames erschießen – da, wo er erschossen wurde.«
    Tyrone wurde schlagartig hellwach. »Keine Ahnung, wo das war!«, schrie er. »Und ich war es nicht! Wie oft soll ich das noch sagen?«
    Neben mir verdrehten Milt und Phil die Augen. Ich dagegen versuchte, gelassen zu bleiben.
    »Gilbert«, sagte ich ruhig und eindringlich zugleich. » Sie haben Shames nicht erschossen. Das wissen wir. Ich möchte doch nur, dass Sie sich in die Person des Täters versetzen und mir sagen, aus welchem Briefkasten Sie sich die Pistole für den Job holen und in welchen Briefkasten Sie sie anschließend zur Abholung legen.« Ich beschrieb ihm den Tatort auf der Verkehrsinsel zwischen Harlem River Drive und Paladino Avenue.
    »Kenne ich, die Gegend«, antwortete er, wiederum mit dem Stolz des Ortskundigen.
    »Ausgezeichnet«, lobte ich ihn. »Und wo würde ich in der Gegend eine Beretta oder eine Glock für den Job finden?«
    Tyrone wurde still. Eine Weile sah er mich aus schmalen Augen an, als wollte er mich auf ein schwerwiegendes Geheimnis einstimmen.
    »Der Briefkasten nützt Ihnen gar nichts«, platzte es dann aus ihm heraus. »Soll ich Ihnen auch sagen, warum?«
    Ich unterdrückte ein Stöhnen und erwiderte so beherrscht wie möglich: »Ja, bitte, tun Sie das.«
    »Weil der Kasten abgeschlossen ist«, teilte er mit und grinste überlegen. »Da kommt keiner ran. Und den Schlüssel kriegen nur Mitglieder.«
    »Von welcher Gang?«
    Er legte den Kopf schief. Sein Grinsen wurde spöttisch. Er schien mich für den ahnungslosesten Menschen der Welt zu halten. Deshalb antwortete er geradezu von oben herab: »Menschenskind, Shames wurde ja wohl kaum von seinen eigenen Leuten umgelegt, oder?«
    »Kaum anzunehmen«, stimmte ich ihm zu. »Also von der Konkurrenz. Aber die gibt es im Moment nicht.«
    »Wer hat Ihnen denn das erzählt?«, entfuhr es meinem Gegenüber. Noch während er sprach, sah man ihm an, dass er
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