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Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder
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mich um. Die graue, mit Papierfetzen gesprenkelte Müllandschaft, der nackte Tote und das kraftlose Morgenlicht, das über allem lag, waren von deprimierender Wirkung.
    Ich ging den Fahrweg bis zu der Stelle hinab, wo der Wagen des Gangsters vermutlich gestanden hatte. Hier gab es so viele Reifenspuren, daß kaum festzustellen war, welche von dem Fahrzeug des Gangsters stammten.
    Am Rande des Weges bemerkte ich einen Fetzen Leinwand. Ich bückte mich danach und kehrte zu dem Toten zurück. Ich bedeckte ihn mit dem schmutziggrauen Stoff und beschwerte die Enden mit ein paar Steinen. Dann kritzelte ich ein paar Worte auf einen Zettel, riß ihn aus meinem Notizbuch und schob ihn unter einen Stein. Bin zur Farm, Jerry, stand darauf.
    Wenn ich mich beeilte, konnte ich das Farmgrundstück in einer halben Stunde, also gegen 4.30 Uhr, erreichen. Zu diesem Zeitpunkt würde, wie ich hoffte, noch alles in tiefem Schlaf liegen.
    Der anonyme Anrufer hatte unter anderem behauptet, daß die Farm ein Umschlagplatz für das mächtigste Rausehgiftsyndikat der Vereinigten Staaten sei. Wir hatten den Anruf auf Band mitgeschnitten und mehrmals abgespielt. Die Stimme des Mannes klang mir deutlich in den Ohren.
    Die Farmbewohner erhalten den hochprozentigen Stoff von ihren ausländischen Lieferanten und verdünnen ihn an Ort und Stelle auf handelsübliche Mischungen, hatte er unter anderem behauptet.
    Die Farm lag an einer zweigleisigen Eisenbahnlinie. Der Damm dieser Nebenstrecke bildete gleichzeitig die Grundstücksgrenze.
    Wenn die Angaben des Anrufers stimmten, konnten die Gangster die Waren mit der Eisenbahn transportieren. Es war kein Problem, die geschmuggelte Rohware nachts aus dem vorüberrollenden Zug zu werfen.
    Ich erreichte die Farm nach 25 Minuten. Es handelte sich um ein hölzernes, ziegelrot gestrichenes Wohnhaus mit drei Nebengebäuden und einem hohen Silo. Die Gebäude standen eng beieinander. Die Nebengebäude machten einen reichlich heruntergekommenen Eindruck.
    Der Bahndamm war ungefähr 200 Meter von dem Wohnhaus entfernt.
    Ich bemerkte nirgendwo landwirtschaftliche Geräte, und neben dem Wohnhaus stand ein Wagen, den sich ein Farmer kleineren Zuschnitts schwerlich leisten konnte. Es war ein Thunderbird des letzten Baujahrs.
    Ich ging auf das Wohnhaus zu und schaute mich nach einem Hund um, aber alles blieb still. Die Fensterläden des Wohnhauses waren geschlossen. Ich musterte die Nebengebäude. Mir fiel auf, daß die Scheunen und Stallungen brandneue, sehr solide wirkende Türen und Tore hatten. Sie waren ausnahmslos verschlossen.
    Es regnete noch immer. Ich trat an den Wagen heran. Er hatte eine New Yorker Zulassung. Im Fond lagen ein Päckchen Erfrischungstücher und ein paar ältere Ausgaben des Playboy-Magazins.
    Ich hörte, wie ein Zug heranratterte, und wandte den Kopf, als er sein Tempo verlangsamte. Es war ein Güterzug, der von einer knallgelben Diesellok gezogen wurde. Er stoppte vor einem Signal, fuhr aber kurz darauf weiter.
    Ich spitzte die Lippen. Falls es häufiger geschah, daß Züge an diesem Signal hielten, konnten die Farmbewohner ihre Waren auch mit der Eisenbahn abtransportieren lassen. Es genügte, die Strecke, den Fahrplan und gewisse Eigenheiten des Netzbetriebs zu kennen, um daraus Nutzen zu ziehen.
    Ich setzte mich in Bewegung und ging auf den Bahndamm zu.
    Plötzlich durchzuckte mich ein scharfer, wilder Schmerz. Der Angriff kam so plötzlich und unerwartet, daß ich einen Schrei ausstieß. Er verband sich mit dem schrillen Klapplaut des Fangeisens, das mit seinen spitzen Metallzähnen meine Hose aufriß und sich in mein Bein bohrte.
    Mit offenem Mund wartete ich auf das Abklingen des Schmerzes, aber er blieb. Ich bückte mich und versuchte mit beiden Händen und aller Kraft, die beiden Bügel der Fußangel zurückzudrücken. Ich schaffte es nicht. Die Feder, die den teuflischen Apparat gespannt hielt, war zu stark.
    Schwer atmend richtete ich mich auf. Ich spürte, wie sich mein Blut mit dem Regenwasser vermengte, und überlegte, was zu tun war. Wenn ich um Hilfe schrie, mußte man mich hören, aber ich war nicht darauf versessen, mich den Bewohnern als G-man in der Fußangel vorzustellen.
    Ich bückte mich erneut, um festzustellen, ob die Fußangel im Boden verankert war. Dabei entdeckte ich, daß sie mit einem Klingeldraht verbunden war.
    Ich blickte hinüber zum Haus. Vermutlich hatte das zuschnappende Eisen dort Alarm ausgelöst.
    Eine Sekunde später hörte ich einen Schrei, dann
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