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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
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wer draußen steht. Hallo, hören Sie mich?«
    Wyler gab keine Antwort. Er befand sich bereits auf dem Weg zur Wohnungstür.
    Ich behielt den Hörer in der Hand und wandte mich Lieutenant Harper zu. »Wyler wohnt am West End Drive. Wir müssen ein paar Leute vom zuständigen Revier hinschicken. Ich fürchte, der gute Mann sitzt in der Klemme.«
    ***
    Arnold Wyler verknotete den Gürtel seines blau und rot gestreiften Morgenmantels und durchquerte die Diele. Ehe er an die Tür trat, warf er einen prüfenden Blick in den antiken venezianischen Spiegel, der über der handgeschnitzten Konsole hing.
    »Wer ist da, bitte?« fragte er halblaut.
    »Polizei, Sir. Bitte öffnen Sie.«
    Wyler zögerte. Mit seinen fünfundvierzig Jahren war er ein gewiefter Jurist, der keineswegs zur Vertrauensseligkeit neigte. Er sah keinen Grund für einen nächtlichen Polizeibesuch, andererseits bewahrte er niemals Bargeld in seinem Apartment auf, und demzufolge brauchte er sich nicht vor eventuellen Eindringlingen mit Raubabsichten zu fürchten.
    »Was gibt es denn?« fragte er.
    »Im Haus wurden zwei Einbrüche verübt, Sir. Der oder die Täter halten sich möglicherweise in einer der Wohnungen versteckt.«
    Wyler nahm die Kette ab und öffnete die Tür. Er prallte zurück, als er sich plötzlich einem etwas über mittelgroßen Mann gegenüber sah, der eine Maske trug.
    Der Fremde hatte einen dünnen dunklen Regenmantel an. Sein schmalkrempiger Hut war mit einem bunten modischen Band verziert. In der Rechten hielt er eine Pistole. Er vermied es allerdings, ihren Lauf auf Wyler zu richten. Wyler störte nicht die Waffe, ihn irritierte die Maske. Sie flößte ihm Furcht ein.
    Er straffte sich. Wyler war ein Mann, der Zeit seines Lebens um Haltung und Würde gerungen hatte. Er spürte, daß es gerade in einer solchen Situation darauf ankam zu beweisen, daß diese Einstellung mehr war als ein bloßes Aushängeschild.
    »Was wollen Sie von mir?« stieß er hervor. »Was soll diese Maskerade?«
    Der Mann trat über die Schwelle. Er zog die Tür hinter sich ins Schloß. Seine dunklen Augen hatten auffallend kurze Wimpern.
    »Gehen wir in Ihr Arbeitszimmer«, sagte der Fremde. Er sprach kühl, leidenschaftslos und nicht einmal laut, aber seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
    »Hier habe ich kein Arbeitszimmer«, erklärte Wyler.
    »Okay, machen wir es uns in Ihrem Wohnzimmer bequem«, meinte der Eindringling. Wyler drehte sich um und schritt voran.
    »Mit wem haben Sie telefoniert?« fragte der Maskierte, als er den Hörer auf dem Tisch liegen sah. Er warf ihn auf die Gabel zurück. Wyler bemerkte erst jetzt, daß der Maskierte dünne Lederhandschuhe trug.
    »Was geht Sie das an?« fragte Wyler. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und gab sich Mühe, kühl und beherrscht zu wirken.
    »Es ist eine milde, sternenklare Nacht«, spottete der Eindringling. »Sie werden mich in die City begleiten und dabei nicht vergessen, die Schlüssel für Ihr Büro mitzunehmen — die für den Safe inbegriffen.«
    »Sie haben Pech, mein Lieber«, sagte Wyler. »Der Safe läßt sich nur mit zwei Schlüsseln öffnen. Einen davon besitze ich, den anderen hat mein Bruder.«
    »Sie bluffen!«
    Wyler hob die Schultern. »Wenn Sie mir nicht glauben, bin ich gern bereit, mit Ihnen zum Büro zu fahren. Dort können Sie sich davon überzeugen, daß ich die Wahrheit sage.«
    »Erst fahren wir zu Ihrem Bruder«, meinte der Maskierte. »Er wird entzückt sein, uns begleiten zu dürfen.«
    »Fred ist nicht zu Hause«, erklärte Wyler. »Er ist geschäftlich unterwegs. Ich erwarte ihn erst morgen früh zurück.«
    Der Maskierte trat auf Wyler zu. Seine Bewegungen hatten nichts Drohendes oder Aggressives. Um so bestürzender empfand es Wyler, als plötzlich die Hand des Mannes hochzuckte, um den Waffenschaft an seine, Wylers, Schläfe zu wuchten.
    Der Anwalt stolperte zurück, für Sekunden wie geblendet von dem heftigen Schmerz. Gleichzeitig fühlte er sich erniedrigt und gedemütigt, er erschrak aber auch vor der brutalen Gewalt, der er sich plötzlich ausgesetzt sah.
    »Ich lasse mir keine Märchen erzählen«, knurrte der Fremde. »Merken Sie sich das!«
    Wyler befingerte seine Schläfe und spürte, wie Blut aus einer kleinen Platzwunde sickerte.
    »Rufen Sie meinen Bruder an«, schlug er vor.
    Seine Stimme bebte. Die Erkenntnis, daß sie von plötzlicher Furcht entstellt wurde, vertiefte das Gefühl der Demütigung, das ihn noch immer gefangen hielt.
    »Sie werden
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