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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
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Harper.
    »Ja«, nickte Wyler. »Der Safe ist völlig einbruchssicher, Sir.«
    »Kennen Sie Miß Lavola persönlich?« erkundigte ich mich.
    »Nein, Sir.«
    »Wann ist die Testamentseröffnung?«
    »Morgen früh um zehn Uhr.«
    »Wir werden zur Stelle sein«, sagte ich.
    Ich verabschiedete mich und ging. Als ich in meinem Jaguar saß, fiel mir plötzlich der City Slicker ein. Ich hatte jetzt Zeit, den Spinnereien des jungen Mannes nachzugehen. Ich kam noch immer nicht davon los, daß er den Auftrag gehabt hatte, mich in der Ralph Avenue aufzuhalten, als ich auf dem Weg zu Viola Lavola gewesen war.
    Eine dreiviertel Stunde später schritt ich durch die dunkle Hauseinfahrt in den Hof, den mir der Bursche bezeichnet hatte. Er war unbeleuchtet. An seinem hinteren Ende zeichneten sich die Umrisse eines einstöckigen Gebäudes ab. Ich konnte nicht erkennen, ob es Fenster hatte. Es lag in völliger Dunkelheit. Von einem Schuppen war nichts zu sehen.
    Ich überquerte den Hof und blickte über meine Schulter. Die Rückseite des Vorderhauses war mit Balkons und Feuertreppen bestückt. Es war eine Mietskaserne aus den dreißiger Jahren. Zwei erleuchtete Fenster stachen helle Rechtecke in die Dunkelheit. Ich wandte mich wieder dem Hofgebäude zu und fand eine Tür, die sich lautlos mit einem Drehgriff öffnen ließ.
    Ich rümpfte die Nase. Mir schlug ein unangenehmer, muffiger Geruch entgegen, eine Konzentration von Fäule und Verwesung. Ein Rascheln ließ mich zusammenzucken. Im nächsten Moment huschte etwas an meinen Füßen vorbei, vermutlich eine Ratte.
    Ich zögerte, die Schwelle zu übertreten. Ich holte mein Feuerzeug aus der Tasche und knipste es an. Die Flamme hatte nicht genügend Kraft, die Tiefe des Raumes auszuleuchten. Dafür entdeckte ich einen Lichtschalter. Als ich ihn betätigte, flammten zwei Deckenlampen auf.
    Der Raum war lang und schmal. Er nahm die gesamte Grundfläche des Hofgebäudes ein. Die morschen Dielenbretter waren zum Teil eingebrochen. An der hinteren Schmalseite des Raumes klebte ein lebensgroßes Foto.
    Das Bild stellte mich dar.
    Beim Näherkommen erkannte ich, daß es erst kürzlich gemacht worden sein konnte. Ich trug darauf einen Sportsakko, den ich erst seit wenigen Wochen besaß.
    Ich stoppte dicht vor dem Superfoto und runzelte die Augenbrauen, als ich die drei Messer sah.
    Sie steckten bis zum Heft in Höhe des mit einem Rotstift markierten Herzens.
    Es waren sehr solide Messer mit Horngriffen, richtige Dolche. Das Bild war grobkörnig und nicht sehr scharf. Offenbar handelte es sich um eine sehr starke Kleinbildvergrößerung.
    Ich hielt die Augen darauf geschlossen. Der Fotograf hatte wohl rein zufällig gerade in jenem Moment den Verschluß klicken lassen, als meine Lider sich für den Bruchteil einer Sekunde gesenkt hatten.
    Ich verstand jetzt, was der City Slicker gemeint hatte. Ich sah auf dem Bild wirklich wie ein Toter aus. Das ganze war offenbar als Drohung gedacht. So etwas gehört zu meinem Beruf, aber diese ausgefallene Art einer Warnung erstaunte mich. Sie war eindrucksvoll und originell, und doch haftete ihr etwas Amateurhaftes an. Diese verspielt-dramatische Aktion paßte nicht zu eiskalten Profigangstern.
    Andererseits gab es einige Überlegungen, die gegen diese erste Einschätzung sprachen. Ich hatte mich erst gegen Abend dazu entschlossen, Viola Lavola aufzusuchen. Wie hatten meine Gegner das erfahren, und wie erklärte es sich, daß sie binnen weniger Stunden dazu imstande gewesen waren, diese makabre Geschichte zu inszenieren?
    Ich hob die Hand, um festzustellen, was sich unter meinem Konterfei befand- Im nächsten Moment zuckte ich zusammen. Es war ein instinktives Zurückweichen vor einer Gefahr, die blitzschnell und fast lautlos auf mich zukam.
    Ein Messer zischte dicht neben meinem Kopf in die mit der Vergrößerung beklebter Wand. Der Schaft wippte ein wenig nach, dann kam er zur Ruhe.
    Ich wirbelte herum. Am Eingang stand die wohl seltsamste Erscheinung, die man um diese Zeit und an diesem Ort erwarten konnte.
    Es war ein älterer, hagerer Mann in einer kompletten Cowboyausrüstung. Ich blinzelte ungläubig. Schließlich befand ich mich auf keiner Rodeoveranstaltung in Texas, sondern in einem Hinterhof von Brooklyn.
    »Hallo«, sagte ich und drehte den Kopf zur Seite. Das Messer war dicht neben der Vergrößerung in die Wand gedrungen. Dann schaute ich wieder den Mann an.
    »Hallo«, sagte er.
    Er hob die Hand. Ich sah eine Messerklinge aufblitzen. Ein
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