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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
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lächelten sich in die Augen, sprachen aber kein Wort.
    Gipsy war zweifelsohne mit dem letzten Schub gekommen. Ich hatte sie nicht bemerkt, weil meine Aufmerksamkeit John Grades Streichholzspielen gegolten hatte.
    Es gab keinen Zweifel, daß Grade hergekommen war, um das Girl zu treffen.
    John Grade und Gipsy! Das warf meine Theorie von Fultons Schuld über den Haufen. Das Foto, das in dem Drugstore gemacht worden war, erhielt die Bedeutung, die Fulton und sein Chef ihm unterstellten.
    Ich hatte allen Grund, Gipsys Einfallsreichtum zu bewundern. Ich fragte mich, wie oft sie sich wohl in diesem Lokal als Taxigirl produzieren mochte. Fest stand, daß es eine prächtige und ganz unauffällige Kontaktmöglichkeit war. Wie oft mochten auf diesem Parkett schon auf Mikropunkte reduzierte Staatsgeheimnisse den Besitzer gewechselt haben?
    Ich stand auf und ging hinaus. Der Geschäftsführer plauderte mit einem Herrn, den er gut zu kennen schien. Ich wartete, bis die Unterhaltung vorüber war und wies mich dann dem Geschäftsführer gegenüber aus. Er zog mich in sein kleines Office. »Womit kann ich Ihnen dienen, Sir?« fragte er.
    »Ich wüßte gern, wer die junge Dame von Tisch 21 ist — das blonde Mädchen mit den grünen Augen.«
    »Oh, das ist Gipsy«, antwortete er. »Sie ist nicht fest engagiert. Sie springt oft für Jeanette ein. Jeanette muß sich in letzter Zeit häufiger um ihre kranke Mutter kümmern.«
    »Ich brauche Gipsys vollen Namen und ihre Adresse«, sagte ich.
    Der Geschäftsführer, ein glattrasierter Endvierziger mit dunklen Augen und graumeliertem, glatt zurückgekämmtem Haar, zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Gipsy ist nicht fest bei uns angestellt. Wenn sie mal für Jeanette einspringt, rechnet sie mit ihrer Freundin darüber ab. Uns ist das recht. Gipsys unregelmäßige Gastspiele wären für die Buchhaltung zu kompliziert.«
    »Sie haben nicht Gipsys volle Adresse?«
    »Wenn wir sie einmal brauchen sollten, erreichen wir das Mädchen über Jeanette«, erklärte er. »Warten Sie, ich suche Ihnen Jeanettes Anschrift und Telefonnummer heraus.«
    Er notierte mir beides auf einen Zettel, den er aus seinem Notizbuch riß. Das Girl hieß Jeanette Colby und wohnte in der östlichen 14. Straße von Manhattan. Ich versuchte sie anzurufen, aber sie meldete sich nicht.
    »Sie wird bei ihrer kranken Mutter sein«, vermutete der Geschäftsführer, »aber deren Adresse habe ich nicht.«
    Ich bedankte mich und ging zurück ins Lokal.
    Noch ehe ich meinen Tisch erreicht hatte, stellte ich fest, daß John Grade und Gipsy verschwunden waren.
    Ich winkte den Ober heran und erfuhr, daß der Herr bezahlt habe und gegangen sei. Mit einem Mädchen? Sorry, darauf habe er nicht geachtet.
    Ich beglich meine Zeche und hastete ins Freie.
    Ich atmete auf, als ich Phil auf der Straße an einem Lichtmast lehnen sah. »Wo sind sie?« fragte ich ihn.
    »Sie?« echote er. »Ich achte nur auf Grade.«
    »Er hat mit Gipsy getanzt. Sie tritt da oben gelegentlich als Taxigirl auf. Jetzt ist er verschwunden. Sie auch.«
    »Er hat das Lokal nicht verlassen, jedenfalls nicht durch den Vordereingang«, sagte Phil.
    »Wo steckt Steve?«
    »Im Hof. Er interessiert sich für die hintere Gebäudefassade«, antwortete er.
    Ich fand Steve sehr rasch. »Hier war bis jetzt alles okay«, berichtete er mir.
    Ich kehrte zu Phil zurück. »Also doch John Grade«, sagte er.
    »Es sieht so aus«, gab ich zu.
    Ich betrat das Lokal durch den Vordereingang. »Wo sind die Garderoben?« erkundigte ich mich beim Geschäftsführer.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?« sorgte er sich.
    »Nichts von Bedeutung«, beruhigte ich ihn. »Zeigen Sie mir nur den Weg, das genügt.«
    Er führte mich zu einer Stahltür, die mit einem »Kein Eintritt« versehen war.
    »Ich begleite Sie«, entschied er. »Sie wissen vermutlich, daß das Roseland früher mal ein Variete war. Aus diesen Tagen stammen noch die vielen Einzelgarderoben und Kulissenräume. Allein finden Sie sich in diesem Labyrinth nicht zurecht. Wen oder was suchen Sie denn?«
    »Gipsy«, gab ich zu. »Sie hat sich verdrückt — mit einem der Gäste.«
    »Ausgeschlossen!« meinte der Geschäftsführer erbost.
    »Kennen Sie einen gewissen John Grade?« wollte ich wissen.
    »Soll das ein Gast sein?«
    »Er war heute abend hier.«
    »Der Name sagt mir nichts. Ich müßte ihn schon mal sehen. Ich kann aber nicht glauben, daß Gipsy mit einem der Gäste verschwunden ist. So etwas ist den Mädchen streng untersagt.
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