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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder
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sich und ging hocherhobenen Hauptes zur Tür. Ich traute meinen Augen nicht, als ich bemerkte, daß sie im Vorübergehen einen Zettel auf seinen Tisch fallen ließ.
    Grade schaute nicht einmal hoch. Er steckte den Zettel in seine Brusttasche, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben. Als er zehn Minuten später zahlte, hatte ich mein Steak verzehrt und die Rechnung beglichen.
    Ich folgte ihm, als er das Lokal verließ und hielt sofort Ausschau nach einem Taxi. Ich hatte auch diesmal Glück und erwischte einen der gelben Wagen. Es wurde ein kurzer Trip, denn Grade fand einen Parkplatz in der Nähe des Times Square und stieg dort aus. Ich erneut hinter Grade her. Er marschierte schnurstracks zum Roseland.
    Das überraschte mich. Das Roseland ist ein Tanzlokal mit Taxigirls. Es ist bekannt für seine hübschen Mädchen, aber jeder New Yorker weiß, daß es nahezu unmöglich ist, sich mit einem der Girls zu verabreden. Erstens bekommen sie derartige Angebote gleich dutzendweise, und zweitens sind sie nach ihrem anstrengenden Dienst so hundemüde, daß es sie nur noch nach Schlaf in ihrem eigenen Bett verlangt.
    Nun, John Grade war seit seiner Scheidung Junggeselle, und er arbeitete vermutlich zu angestrengt, um sich den Luxus mühseliger Anbahnungsversuche leisten zu können oder zu wollen. Das Lokal war zu dieser frühen Stunde fast noch leer. Die Mädchen kicherten in Gruppen an der Bartheke und an einigen Tischen herum. Die Ober sahen gelangweilt aus, und die Musiker auf dem Podium machten den Eindruck, als rechneten sie mit der traurigsten Nacht ihres Lebens.
    Die Tische waren numeriert und mit Telefonen versehen. Grade setzte sich in eine Nische. Ich nahm hinter einer Säule Platz, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß es mir möglich war, Grade in einem Spiegel zu beobachten.
    Er bestellte sich einen Whisky, und ich verlangte Wein. Die Musik begann zu spielen. Der Geschäftsführer tauchte auf und räusperte sich laut. Die Girls verteilten sich prompt auf ihre Tische. Das Lokal füllte sich langsam, aber es verging eine volle Stunde, ehe einige der Gäste den Mut fanden, sich mit den Girls auf die Tanzfläche zu begeben.
    Ich beobachtete Grade unentwegt. Er hatte ein paar Streichhölzer vor sich liegen, die er zu Figuren zusammenfügte und beständig änderte. Das Leben und Treiben im Lokal schien ihn nur wenig zu interessieren. Er trank kaum.
    Eine weitere Stunde verstrich. Gegen zweiundzwanzig Uhr tauchte eine weitere Gruppe Taxigirls auf. Sie saßen jeweils zu zweit an den Tischreihen, die der Tanzfläche am nächsten lagen.
    Grade blickte auf seine Uhr. Er zerbrach die Streichhölzer und warf sie in den Ascher. Dann erhob er sich und knöpfte sein Jackett zu. Er verließ die Nische und durchquerte das Lokal. Vor einer Blonden, die mir den gut gewachsenen Rücken zuwandte, verbeugte er sich leicht. Sie nahm ihm das Ticket ab, das ihn zu dem Tanz berechtigte und in Fünferstreifen bei den Obern gelöst werden konnte.
    Dann erhob sich das Girl. Ich spürte die jähe Spannung, die mich erfaßte, als Grade mit dem Girl zur Tanzfläche schritt.
    Es war jedoch nicht Gi’ade, der dieses Gefühl in mir auslöste. Es wurde von dem Girl erzeugt.
    Die Art, wie es sich in dem schulterfreien Cocktailkleid bewegte, war eine Mischung von damenhafter Vollkommenheit und animalischer Sinnlichkeit. Langsam wandte sich das Girl seinem Tänzer zu.
    In diesem Augenblick sah ich das Gesicht des Mädchens. Es befand sich genau unter der bunten Kristallkugel, die sich pausenlos an der Decke drehte und funkelnde Lichtreflexe versprühte.
    Das Flimmern ließ das Girl wie verzaubert wirken, fremd und schön zugleich. Dem Mann verlieh es das Aussehen eines Mephistos. Es machte ihn auf unerklärliche Weise dämonisch.
    Ich machte unwillkürlich eine Bewegung mit der Hand und stieß dabei mein Glas um. Zum Glück bemerkte das nur der nahe stehende Ober. Er eilte sofort herbei und stellte das Glas auf. Mit einer Papierserviette behob er den Schaden.
    Ich starrte noch immer auf die Tanzfläche.
    John Grade, Topman der CIA, tanzte mit dem Girl, das am Vormittag versucht hatte, mein Leben in einer mit Altöl gefüllten Betongrube zu beenden.
    John Grade tanzte mit Gipsy Cullers.
    ***
    Der Ober füllte mein Glas wieder. Ich nickte geistesabwesend und beobachtete den Mann und das Girl. Sie tanzten wie Profis. Neben ihnen wirkten die anderen Paare hölzern, unbeholfen, albern. Die beiden schwebten förmlich über das Parkett. Sie
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