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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke
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dem Nichts zu kommen und sich wieder in Nichts aufzulösen. Aber zwischen zwei Stationen demolierten sie jeweils einen ganzen Wagen, schlugen Männer mit Totschlägern und Fahrradketten nieder, entrissen den Frauen die Einkaufstaschen, stahlen, was ihnen gerade in den Sinn kam, und waren auf der nächsten Station verschwunden, noch bevor jemand auf dem Bahnsteig das Unheil entdecken konnte.
    Dazu kam eine auffällige Häufung von Gepäckdiebstählen. Es war, als ob ein Verbrechen das andere an- und nach sich zöge. Die U-Bahn-Polizei hatte alle ihre Kräfte zusammengenommen, Urlaubssperre verhängt, hatte besondere Maßnahmen der Zusammenarbeit mit der City Police vereinbart und schließlich sogar das FBI um Hilfe ersucht. Da sich der Verdacht, daß einige der Banden aus dem benachbarten Bundesstaat New Jersey kamen, nicht von der Hand weisen ließ, mußten wir der Bitte nachkommen. Mr. High, der New Yorker Distriktchef des FBI, hatte sechsundzwanzig G-men abgestellt. Einzeln und paarweise hatte sie Fred Alster zu Sonderstreifen auf den Weg geschickt. Es hatte in den letzten Wochen besondere Schwerpunkte des U-Bahn-Terrors gegeben, und natürlich waren diese Stellen bevorzugt in Alsters Streifenplan berücksichtigt worden. Wir selbst waren mit ihm zusammen täglich auf einem anderen großen Bahnhof geblieben, in der Hoffnung, daß eine der Banden bei uns aufkreuzen würde. Gleichzeitig aber bildeten wir eine Art Einsatzreserve, weil wir von den großen Stationen ziemlich schnell an jeden anderen Punkt des U-Bahn-Netzes kommen konnten, wenn es erforderlich wurde.
    Wir gingen auf den nächsten Bahnsteig und dort zu dem Drugstore, wo wir unseren Kaffee trinken wollten. Wir kamen an den strahlendhell erleuchteten Fenstern des Friseurs vorbei, an einem großen Zeitschriftenstand, am Geldwechselschalter und an der kleinen Bankfiliale, die ebenfalls in der Passage der Geschäfte lag. Hier herrscht Tag und Nacht sehr viel Betrieb. Auf diesem Bahnhof fahren Tag für Tag mehr als zweihundertsechzig. Züge ab, und entsprechend ist das Gewimmel der Leute. Den ersten Hauptahsturm hatte es freilich schon vor einer guten Stunde gegeben, als die Leute noch auf dem Weg zu ihren Arbeitsstätten gewesen waren. Jetzt wurde der Betrieb etwas weniger.
    Als wir in den Drugstore gingen, blickte ich zurück auf die elektrische Normaluhr. Sie zeigte auf neun Minuten nach neun.
    ***
    Auf der Rolltreppe herrschte der übliche Betrieb. Mac Andrew in seiner nicht passenden Polizeiuniform war so aufgeregt, daß er fast die Treppe hinabgestürzt wäre. Im letzten Augenblick erwischte ihn Harris noch am Ärmel und riß ihn zurück.
    »Nimm dich zusammen, du Idiot!« raunte er ihm ins Ohr. »Willst du erst alle Welt auf uns aufmerksam machen?«
    »Ich hab’ sowieso das Gefühl, als glotzten mich alle an.«
    »Das bildest du dir ein. Benimm dich normal, geh langsam und kümmere dich nicht um die anderen, und niemand wird sich um dich kümmern.«
    Andrew fuhr sich über die Stirn. Er war es nicht gewohnt, überhaupt eine Kopfbedeckung zu tragen, und die Schirmmütze kam ihm besonders schwer vor. Wie konnte ich mich bloß auf , dieses wahnsinnige Abenteuer einlassen? fragte er Sich. In den Uniformen von Cops durch die Gegend zu stiefeln; das kann ja nicht gutgehen.
    Auf dem Bahnsteig blieben sie stehen und steckten die Kopfe zusammen. Lindsay, der einzige Zivilist unter ihnen, fuhr sich wieder über sein glänzendes rotbraunes Haar.
    »Also merkt euch«, sagte er leise zu den falschen Polizisten: »Ich werde ungefähr zehn Minuten brauchen. Das wird euch entsetzlich lange Vorkommen, aber schneller wird es kaum zu machen sein. Die Hauptsache ist, daß keiner die Nerven verliert! Verstanden?«
    Sie nickten ihm zu. Lindsay sah auf der Stirn von Andrew einen Film winziger Schweißperlen. Die anderen schienen bessere Nerven zu haben, und so entschied er, daß Andrew draußen stehenbleiben sollte. Das war seiner Meinung nach der harmloseste Job bei diesem ganzen Unternehmen.
    Sie gingen den Bahnsteig entlang. Im Friseurladen saßen zwei Männer weit zurückgelehnt in den Kippsesseln und ließen sich rasieren. Vor dem Zeitschriftenstand hatten sich kichernde Teenager in Minikleidern und grellfarbenen Strümpfen versammelt. Lindsay betrachtete aus hellen, aufmerksamen Augen alles, was sich auf dem Bahnsteig abspielte. Er sah die Ölpfütze neben der Kabine des Bahnsteigaufsehers genauso wie die alte Dame, die einen Papagei in einem Käfig spazierentrug und ihn
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