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Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche
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Kerl, der selbst aus vierzig Yard Entfernung aussah wie ein Riesenaffe, den jemand in menschliche Kleidung gesteckt hatte. Aber er trägt eine Krawatte, dachte Tommy, und folglich habe ich keinen Grund, den Gorilla an die Luft setzen zu lassen. Obgleich bei seinem Anblick die Weiblichkeit vermutlich erschrecken wird.
    Tommy strich sich über das eisengraue gepflegte Haar. Er war jetzt über fünfzig, aber wenn der Klub auch nur noch fünf Jahre so weiterlief, konnte er sich zur Ruhe setzen und hatte für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Dann konnte er sich ganz seiner jungen und hübschen Frau widmen und seinem einzigen Sohn. Wobei nur das Problem war, wo er mit seiner Familie wohnen sollte. Über dieses sein Lieblingsproblem dachte er täglich nach, ohne eine Lösung zu finden. Er wäre am liebsten an eine einsame Stelle am Strand von Florida gezogen. Aber das hätte für den Jungen möglichweise einen endlos langen Schulweg bedeutet. Ganz abgesehen davon, daß Tommy wie jeder echte New Yorker im Grunde davon überzeugt war, daß New York als Geistes- und Kulturzentrum der USA einfach nicht zu ersetzen war. Und natürlich sollte sein Sohn die besten Schulen besuchen können, die es gab. Es war ein unlösbares Problem, dachte er — und schreckte hoch.
    Dicht vor seiner rechten Hand hatte sich plötzlich die Klinge eines Schnappmessers in das polierte Edelholz des vorderen Barrandes gebohrt. Tommy riß erschrocken den Kopf hoch.
    Ein Mann in einem dunkelblauen Anzug mit weißen Nadelstreifen hatte sich an die Bar geschoben. »Wir machen jetzt Schluß, Tommy«, sagte er halblaut.
    Tommy verstand ganz und gar nicht. Mit gerunzelter Stirn fragte er: »Was meinen Sie?«
    Bob Layton griff unter sein dunkelblaues Jackett und holte einen 32er Smith-and-Wesson-Revolver hervor. Tommys Augen weiteten sich vor Schreck. Layton hob den Revolver und schoß in einen der Kristallüster, die von der Decke herabhingen.
    Der Lärm des Schusses mischte sich mit dem Geklirr des berstenden Kristalls. Eine Frauenstimme schrie gellend. Die Musiker setzten erschrocken aus. Die Paare auf der Tanzfläche sahen sich entsetzt um. Auf den Galerien reckten ein paar Neugierige die Köpfe über die Brüstung.
    »Feierabend, Leute!« sagte Layton. »Verschwindet hier! Wir haben eine Familienfeier! Die Getränke schenkt euch das Haus, ihr könnt eure Brieftaschen steckenlassen!«
    Tommy wurde weiß vor Wut. »Was erlauben Sie sich!« zischte er.
    In diesem Augenblick krachte es von der ersten Galerie her. Tommy sah einen der beiden Schwergewichtler mit rauchendem Revolver an der Brüstung stehen. Auf der Bühne gab es Lärm. Der Gittarist starrte erschrocken auf seine Hand. Die Kugel von der Galerie hatte ihm das Instrument aus der Hand gerissen.
    »Schert euch nach Hause!« grölte der Schütze von der Galerie.
    »Und ein bißchen plötzlich!« piepste der junge Kerl in dem kaffeebraunen Anzug und zog nun ebenfalls einen Revolver. »Wir wollen unter uns sein!« fügte er mit seiner hohen Stimme hinzu, bevor er eine Kugel in das Spiegelglas hinter der Bar jagte, das krachend in tausend Splitter zerfiel.
    »Und morgen wollen wir niemand hier sehen«, grölte der zweite Schwergewichtler von der obersten Galerie in den Saal hipab. »Sonst schießen wir besser als zum Beispiel jetzt!«
    Er drückte seinen Revolver ab.
    Auf der Tanzfläche splitterte das blanke Parkett eine Handbreit vor der Fußspitze eines älteren Männchens, der erschrocken rückwärtshüpfte, während seine ein wenig zu stark geschminkte Begleiterin einen hysterischen Schrei ausstieß.
    »Also schert euch endlich hinaus!« rief Layton von der Bar her und ließ seinen Revolver geschickt um den Daumen wirbeln.
    Die Leute ließen es sich nicht noch einmal sagen. Kreischend lief alles zum Ausgang. Der Gorilla hielt ihnen grinsend die Tür auf. Es dauerte kaum drei Minuten, da waren selbst die Galerien geräumt.
    »Schade«, piepste der Kerl in dem kaffeebraunen Anzug.
    »Was?« fragte Layton verdutzt.
    »Schade, daß es sich ’rumsprechen und morgen niemand kommen wird«, meinte der junge Kerl. »Wenn morgen wenigstens einer den Mumm hätte, hier aufzukreuzen.«
    »Warum?« wollte Layton wissen.
    Der junge Kerl grinste breit. »Dann hätte ich einen Grund, einen mal richtig durch die Mangel zu drehen.«
    ***
    Dorothy Ambers hörte, wie der Wagen der Gangster hinter ihr wendete und davonfuhr. Man hatte sie als letzte der drei Frauen auf diesen dunklen Hof gebracht. »Dreh dich nicht um,
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